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# taz.de -- Gehaltserhöhung für Merz: Mehr Geld und ein Urlaub im Sauerland
> Das Gehalt des Bundeskanzlers steigt. Kein guter Grund für eine
> Neiddebatte – aber wie wäre es mit Bonuszahlungen für den Agendakanzler?
Bild: Ob der Kanzler erfreut wäre, wenn das Gehalt an seine Leistung geknüpft…
Bundeskanzler Friedrich Merz ist bisher nicht durch eine besondere Nähe zu
den deutschen Gewerkschaften aufgefallen. Nun allerdings sollte er sich
überlegen, doch noch bei Verdi einzutreten und beim nächsten Auftritt statt
seiner mittlerweile bekannten „Wir müssen alle mehr arbeiten“-Ruck-Rede zur
Abwechslung ein Loblied auf die Solidarität und die streikenden
Kita-Erzieherinnen zu singen.
Denn diesen hat Merz es zu verdanken, dass nun sein Einkommen als
Bundeskanzler steigt. Wegen der Einigung im Tarifkonflikt des öffentlichen
Dienstes im Mai steigen rückwirkend auch die Gehälter von Bundesbeamten.
Das Amtsgehalt des Bundeskanzlers steigt um 620 Euro, ab kommenden Mai um
weitere 600 Euro. Ohne Zulagen kommt Merz dann auf rund 21.900 Euro. Das
ist gutes Geld – aber kein Grund zur Aufregung.
Anonyme Populisten in der taz-Redaktion behaupten zwar: Skandal, das ist ja
mehr als der Regelsatz eines [1][Bürgergeldempfängers]! Und auch in anderen
Medien war von „saftigen“ oder „satten“ Gehaltssteigerungen die Rede.
Vielleicht liegt hier aber ein Missverständnis vor, oder mancher Kollege
hat Probleme mit der Prozentrechnung. Denn drei Prozent Steigerung im einen
und 2,8 im kommenden Jahr sind nicht viel.
Und man darf sowohl bei Friedrich Merz als auch bei anderen Mitgliedern des
Kabinetts davon ausgehen, dass sie ihren Beruf nicht aus finanziellen
Gründen angenommen haben. Sie könnten in einer anderen Branche mit weniger
Stress wohl genauso gut oder besser verdienen.
## Merz könnte die Gewerkschaften loben
Besser als eine wenig fruchtbare Neiddebatte wäre es deshalb, wenn Merz die
Steigerung als Anlass nähme, die Gewerkschaften zu loben und zu preisen –
und die Arbeit im öffentlichen Dienst und von Beamten.
Dass es dazu kommt, ist eher unwahrscheinlich. Denn diese Berufsgruppen
haben ja nicht unbedingt den besten Ruf, insbesondere bei der CDU-geführten
Bundesregierung. So hat sie bereits angekündigt, die Zahl der Beamten in
Ministerien reduzieren zu wollen.
[2][Schon vor seiner Wahl brüstete sich Friedrich Merz gern mit seiner
Wirtschaftsnähe] und seiner Erfahrung beim Vermögensverwalter Blackrock.
Besonders stolz ist er, dass er in sein Kabinett sogenannte
Wirtschaftskompetenz geholt hat, mit der Ex-Energiemanagerin Katherina
Reiche als Wirtschaftsministerin und dem [3][Ex-MediaMarktSaturn-Manager
Karsten Wildberger als Minister für Digitalisierung]. In der Talkshow Caren
Miosga bewarb Merz am Sonntag das auf der Kabinettsklausur erarbeitete
Programm zur Digitalisierung und Entbürokratisierung: Nun mache man es
endlich wie in der Wirtschaft, sagte er sinngemäß.
## Gehalt muss an Leistung gekoppelt sein
Nur folgerichtig wäre es da doch, auch Merz’ Gehalt als Bundeskanzler in
Zukunft frei zu verhandeln, wie es für Manager in der freien Wirtschaft
üblich ist, und die Höhe an erbrachte Leistungen zu koppeln.
Bei der Deutschen Bahn, immerhin ein Unternehmen im Besitz des Bundes,
werden die Gehälter des Vorstands bereits an messbare Leistungen wie die
Zufriedenheit der Mitarbeiter oder die Pünktlichkeit im Fernverkehr
gekoppelt. Wenn Merz nun laut von einer neuen [4][Agenda 2030] fürs ganze
Land träumt, bieten sich eine Handvoll Parameter an, um seinen Erfolg als
Bundeskanzler zu messen.
Schafft Merz es, bis zur nächsten Bundestagswahl die AfD zu halbieren? Dann
wäre mindestens das doppelte Gehalt angemessen. Lässt der
Wirtschaftsfachmann das Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr um 3 Prozent
wachsen? Dann wäre eine Steigerung in gleicher Höhe durchaus drin. Kommt
Merz auch beim nächsten Besuch bei Donald Trump unbeschadet wieder aus dem
Oval Office? In diesem Fall winken drei Tage Sonderurlaub im Sauerland.
Auch kleinere Erfolge wären im neuen, leistungsbezogenen Gehaltsmodell für
den Bundeskanzler durchaus denkbar. In der taz wurde etwa wohlwollend
registriert, dass Merz sich am Sonntag in der Talkshow von Caren Miosga zum
ersten Mal als Bundeskanzler zur [5][Rolle seines Großvaters im
Nationalsozialismus] geäußert hat (dass ihn erst die Recherchen der taz
darauf aufmerksam machten, geschenkt). Auch solche Art der öffentlichen
Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte darf durchaus honoriert werden!
6 Oct 2025
## LINKS
[1] /Herbst-der-Reformen-und-Buergergeld/!6116024
[2] /Lobbyist-als-Kanzlerkandidat/!6066101
[3] /Media-Markt-Chef-wird-Digitalminister/!6082072
[4] /Angriff-auf-den-Sozialstaat/!6108938
[5] /Friedrich-Merz-und-sein-Naziopa/!6086702
## AUTOREN
Kersten Augustin
## TAGS
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Merz und sein Naziopa
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