| # taz.de -- Investieren in Bildung: Schulen sollten die modernsten Gebäude der… | |
| > Wenn es für Verteidigung ein Sondervermögen geben kann, warum dann nicht | |
| > auch für Bildung? | |
| Bild: Gute Bildung für den Nachwuchs ist die wichtigste Grundlage einer altern… | |
| Andere Länder leben davon, wertvolle Rohstoffe unter der Erde zu haben – | |
| Öl, Gas, seltene Erden. Deutschland kann das nicht. Deutschland lebt von | |
| klugen Köpfen und fleißigen Händen. Nur gehen davon viele bald in Rente und | |
| scheiden aus dem Arbeitsmarkt aus. Und zwar deutlich mehr als junge | |
| Menschen nachrücken. | |
| Bis 2036 verlassen [1][nach Schätzungen des Instituts für Wirtschaft 19,5 | |
| Millionen Babyboomer den Arbeitsmarkt], aber nur 12,5 Millionen kommen | |
| nach. Um das Minus von 7 Millionen Arbeitskräften zu kompensieren, muss die | |
| junge Generation also noch klüger oder noch fleißiger sein – und ohne | |
| Einwanderung geht es ohnehin nicht. Andernfalls droht ein großer | |
| Wohlstandsverlust. | |
| Deshalb müssten wir in die wohl wichtigste Grundlage investieren: gute | |
| Bildung. Von der Kita bis zur Berufsschule und zur Uni. In einer alternden | |
| Wissensgesellschaft müssten Bildungseinrichtungen eigentlich die modernsten | |
| Gebäude in jeder Stadt sein. Personell technisch bestens ausgestattet. | |
| Die Realität ist allerdings das genaue Gegenteil. Hunderttausende | |
| [2][Kitaplätze und Ganztagsplätze in Grundschulen fehlen], es gibt zu wenig | |
| Lehrer und Sozialarbeiter, die Dächer sind marode und Turnhallen sowieso. | |
| Dieser Zustand ist nur die logische Konsequenz von zwei Jahrzehnten | |
| ausgebliebener Investitionen – generell in die öffentliche Infrastruktur, | |
| aber eben besonders in Bildung. Im Schnitt investieren die westlichen | |
| Industrieländer der OECD rund 5 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in | |
| Bildung, die skandinavischen Länder sogar bis zu 7 Prozent. [3][Deutschland | |
| investiert dagegen nur zwischen 4,2 und 4,6 Prozent.] | |
| Dabei lohnen sich öffentliche Investitionen in Bildung, und zwar richtig. | |
| Bessere Bildung fördert Produktivität, Löhne und Konsum, was für den Staat | |
| letztlich auch mehr Steuereinnahmen bedeutet. Auch der Wachstumsfaktor ist | |
| enorm – nach etlichen Studien bringt jeder investierte Euro in Bildung 2 | |
| bis 3 Euro an Wachstum. | |
| Zum Vergleich: Der Wachstumseffekt für Verteidigungsausgaben ist deutlich | |
| geringer, das haben die Ökonomen Tom Krebs und Patrick Kaczmarczyk für die | |
| Universität Mannheim errechnet. Ein zusätzlicher Euro für militärische | |
| Ausgaben erzeuge bestenfalls 50 Cent zusätzliche gesamtwirtschaftliche | |
| Produktion, möglicherweise aber gar keinen, [4][sagen die Forscher]. Die | |
| Wirtschaft mit Militarisierung anzukurbeln, sei daher eine „riskante | |
| Wette“, erst recht im Vergleich zu Investitionen in Bildung und | |
| Infrastruktur, die das vier- bis sechsfache an Wirtschaftsleitung brächten. | |
| Da stellt sich die Frage: Wenn es für Verteidigung ein Sondervermögen und | |
| eine Ausnahme von der Schuldenbremse geben kann, warum dann nicht auch für | |
| Bildung? Moderne Schulen würden sich im Vergleich zu Kampfjets und Granaten | |
| sogar ökonomisch rechnen. | |
| 4 Oct 2025 | |
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| [1] https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/holger-schaefer-philipp-de… | |
| [2] /Fachkraeftemangel/!6014360 | |
| [3] /Bericht-der-EU-Komission/!6106651 | |
| [4] https://www.uni-mannheim.de/newsroom/presse/pressemitteilungen/2025/juni/ru… | |
| ## AUTOREN | |
| Maurice Höfgen | |
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