# taz.de -- Vorwurf rechter Terror: Anklage gegen „Sächsische Separatisten�… | |
> Sie übten Militärtrainings und sinnierten über ethnische Säuberungen: Die | |
> Bundesanwaltschaft klagt nun acht junge Rechtsextreme wegen Terrorplänen | |
> an. | |
Bild: Die Bundesanwaltschaft hat keinen Zweifel: Die Rechtsextremen der „Säc… | |
Berlin taz | Sie sollen sich den Namen „[1][Sächsische Separatisten]“ | |
gegeben und sich in paramilitärischen Trainings für einen „Tag X“ | |
vorbereitet haben, einen Umsturz. Über Waffengewalt und „ethnische | |
Säuberungen“ wurde für diesen Fall sinniert. [2][Im November 2024 waren | |
deshalb acht sächsische Rechtsextreme festgenommen worden], 21 bis 25 Jahre | |
alt – drei von ihnen in der AfD oder der Parteijugend aktiv. Nun hat die | |
Bundesanwaltschaft nach Informationen der taz und des MDR Anklage gegen die | |
Männer erhoben: wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung. | |
Der Gruppe wird zudem die Vorbereitung eines hochverräterischen | |
Unternehmens vorgeworfen – wie zuletzt auch der [3][Reichsbürger-Gruppe um | |
Heinrich XIII. Prinz Reuß]. Der Prozess gegen die „Separatisten“ soll vor | |
dem Oberlandesgericht Dresden stattfinden. Dort wird nun über die Zulassung | |
der Anklage entschieden. | |
Unter den Angeklagten ist [4][der frühere Grimmaer AfD-Fraktionschef Kurt | |
Hättasch], der auch Schatzmeister der sächsischen AfD-Parteijugend, der | |
Jungen Alternative (JA), war und Mitarbeiter des AfD-Landtagsabgeordneten | |
Alexander Wiesner. Ihm wirft die Anklage auch versuchten Mord vor, weil er | |
bei seiner Festnahme mit einem geladenen und entsicherten Gewehr aus dem | |
Haus trat – [5][worauf ein Polizist schoss und ihn am Kiefer verletzte]. | |
Die Ermittlungen gegen den Polizisten wurden später wegen Notwehr | |
eingestellt. | |
Zwei weitere Angeklagte, Kevin R. und Hans-Georg P., waren ebenso Teil des | |
AfD-Kreisverbands. Die Männer hatten zuvor auch als „Bund Deutscher Maler“ | |
(BDM – wie die NS-Vereinigung „Bund Deutscher Mädel“) in der Region | |
Antifa-Graffitis übermalt. Im Juni 2024 tauchten Hättasch und Kevin R. auch | |
[6][auf einer Sonnenwendfeier von völkischen Gruppen und Neonazis im | |
sächsischen Strahwalde] auf. | |
## Einschlägige Familiengeschichte | |
Als Gruppengründer und Anführer wird Jörg S. angeklagt, ein junger | |
Rechtsextremist aus Brandis. Er soll die Trainings der Gruppe organisiert | |
haben, das erste schon im Februar 2020. Jörg S. soll sich in einem | |
internationalen Onlinenetzwerk junger Neonazis bewegt haben, dem „National | |
Socialist Brotherhood“. Zu den nun Angeklagten gehört auch sein Bruder Jörn | |
S. Ihre Familie ist politisch einschlägig: Der Großvater war bei der FPÖ, | |
der Vater ist ein verurteilter Rechtsextremist, der früher ebenso | |
paramilitärische Übungen organisierte. | |
Insgesamt sollen die „Sächsischen Separatisten“ bis zu 20 Mitglieder gehabt | |
haben. Die Anklage wirft ihnen vor, eine „tiefe Ablehnung“ der | |
demokratischen Grundordnung in Deutschland geteilt zu haben und einer | |
rassistischen und antisemitischen Ideologie gefolgt zu sein. Wohl nicht | |
zufällig kürzt sich der Gruppenname mit „SS“ ab, wie die „Schutzstaffel… | |
des NS-Regimes. | |
Einen Umsturz soll die Gruppe nicht aktiv betrieben haben, sich aber für | |
den Zeitpunkt eines solchen vorbereitet haben. Für diesen Fall sollten laut | |
Anklage große Gebiete Sachsens erobert werden, um dort ein NS-ähnliches | |
Herrschaftsgebiet zu errichten. Hierzu sei auch die Liquidierung von | |
aktuellen staatlichen Vertretern vorgesehen gewesen, so die | |
Bundesanwaltschaft. | |
Vier Jahre lang sollen die Rechtsextremen dafür Trainings in Wäldern oder | |
auf einem verlassenen Flugplatzgelände bei Grimma abgehalten haben. Geübt | |
wurde Häuserkampf, auch habe es Nacht- und Gewaltmärsche gegeben. Auf | |
Schießständen in Deutschland, Polen und Tschechien wurde der Umgang mit | |
Waffen eingeübt. Auch Ausrüstung sollen die Rechtsextremen sich bereits | |
gesorgt haben: scharfe Munition, Messer, Tarnanzüge, Gefechtshelme, | |
Gasmasken und Schutzwesten. | |
## Erster Hinweis soll vom FBI gekommen sein | |
Der Hinweis auf die Gruppe soll ursprünglich vom US-amerikanischen | |
Geheimdienst FBI gekommen sein. Ein dortiger Agent soll Teil einer | |
Chatgruppe gewesen sein, in der auch der mutmaßliche | |
„Separatisten“-Anführer Jörg S. aktiv war. | |
Die Verteidiger der Rechtsextremen hatten die Vorwürfe zuletzt als völlig | |
überzogen zurückgewiesen. Der Szeneanwalt Martin Kohlmann, auch | |
[7][Anführer der rechtsextremen „Freien Sachsen“], sprach gegenüber der t… | |
von einer „Wandergruppe mit Hang zu Survivaltrainings“. Auch der Angeklagte | |
Kurt Hättasch gibt sich in einem öffentlichen Hafttagebuch als | |
Unschuldiger: Die Vorwürfe seien „lächerlich und widersprüchlich“. Auße… | |
Falle von Selbstverteidigung lehne er Gewalt ab. | |
Politisch war Hättasch bis zu seiner Festnahme umtriebig. Neben seinem | |
AfD-Engagement hatte er in Grimma mit dem Mitbeschuldigten Kevin R. auch | |
eine Immobilie in Bahnhofsnähe gekauft und saniert. Sie bekamen dafür ein | |
[8][Darlehen von 100.000 Euro vom ehemaligen Berliner Finanzsenator Peter | |
Kurth (CDU)], der die beiden über Burschenschaftskontakte kennt. | |
Hättasch hat auch Kontakt zum neurechten Vordenker Götz Kubitschek. Mit | |
anderen nun Angeklagten [9][posierte er auch mit dem Thüringer AfD-Chef | |
Björn Höcke auf einer Kundgebung im Mai 2022 in Grimma]. Die AfD initiierte | |
gegen die drei Beschuldigten nach eigener Auskunft direkt nach der | |
Festnahme ein Parteiausschlussverfahren. In der Partei kritisierten einige | |
die Vorwürfe gegen die Angeklagten aber auch als überzogen. | |
10 Sep 2025 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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