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# taz.de -- Nach Protesten in Nepal: Premier Oli tritt zurück
> Bei Protesten gegen eine Blockade von Portalen der sozialen Medien wurden
> zuvor 19 Menschen getötet. Die Bevölkerung wirft der Regierung Zensur
> vor.
Bild: Nepals Präsident Oli ist am Ende
Mumbai taz | Nepals Regierungschef Khadga Prasad Sharma Oli ist nach
tödlichen Protesten in seinem Land zurückgetreten. Er gebe sein Amt mit
sofortiger Wirkung auf, erklärte der 73-Jährige am Dienstag.
Angefangen hat es mit einer [1][Blockade von Portalen der sozialen Medien].
Am 4. September hatte die nepalesische Regierung angekündigt, 26 Apps und
Webseiten – darunter Facebook, X, Youtube, Whatsapp und Instagram – zu
blockieren. Diese seien angeblich einer Registrierungsanordnung nicht
nachgekommen.
Wenige Tage später kam es zu einer heftigen Reaktion: Tausende junge
Menschen zogen am Montag auf die Straßen, vor allem in der Hauptstadt
Kathmandu. Sie umzingelten das Parlamentsgebäude und skandierten Slogans
wie „Stoppt die Korruption, nicht die sozialen Medien.“ Viele warfen der
Koalitionsregierung unter Premierminister Oli von der Kommunistischen
Partei Nepals (Vereinigte Marxisten-Leninisten, CPN-UML) Zensur vor. Der
Kundgebung schlossen sich auch einige Schüler:innen an, der populäre
Rapper OMG Spark trat live auf.
Zunächst blieb es friedlich, doch dann kochte Medienberichten zufolge die
Wut über die grassierende und ungesühnte Korruption und dem Verbot von
Onlinenetzwerken über und die Lage geriet außer Kontrolle: Die Polizei
setzte Tränengas und Wasserwerfer ein und feuerte Schüsse auf
Demonstranten ab. Insgesamt kamen 19 Personen ums Leben, mehr als hundert
Personen wurden in Kathmandu und anderen Städten Nepals verletzt. Bereits
am Montagabend trat Innenminister Ramesh Lekhak zurück.
Zwar hob die Regierung die Blockade der verschiedenen sozialen Medien am
Dienstag auf, doch die Proteste ließen nicht nach. Demonstrierende setzten
Häuser prominenter Politiker und das Parlamentsgebäude in Brand. Der
Flughafen von Kathmandu wurde zeitweise geschlossen, Armeehubschrauber
evakuierten Minister. Als sich die Proteste verschärften, kündigte Premier
Oli seinen Rücktritt an.
In mehreren Teilen des Landes wurde eine Ausgangssperre verhängt.
Währenddessen gibt es aus der Bevölkerung den Ruf nach einer
Übergangsregierung mit einem neuen, direkt gewählten Premierminister. So
stellt es zumindest Sareesha Shreshta dar, eine junge Influencerin, die
Teil der Protestbewegung ist, im indischen Fernsehsender NDTV.
## Junge Bevölkerung ist politisiert
Auftrieb gewonnen haben die Proteste wohl durch den Tiktok-Trend
„#Nepobaby“. Unter diesem Hashtag entlarvten viele die Sprösslinge
mächtiger Politiker. Sie warfen ihnen vor, ihren protzigen Lebensstil in
den sozialen Medien zur Schau zu stellen, während die Bevölkerung mit
Arbeitslosigkeit, Korruption und schlechter Versorgung zu kämpfen hat.
Der Aktivist Ronesh Pradhan von der Bewegung Hami Nepal, sagte gegenüber
Nepali Times: „Die Stimmen der jungen Menschen sind wichtig. Wir können
nicht weiterhin von denselben alten Männern regiert werden.“ Seine
Generation sei bereit, das Land voranzubringen.
Der Versuch der Regierung, diese Kritik zu unterdrücken, hat die schon
lange schwelende Wut in der Bevölkerung nur verstärkt. [2][Während der
Coronapandemie] hatte die Jugend gegen Missstände mobilisiert. Auch damals
regierte Oli, der bereits dreimal Premier war, [3][aber keine seiner
Amtszeiten regulär beendete]. Auch diese nicht.
9 Sep 2025
## LINKS
[1] /Mindestens-zehn-Tote/!6112369
[2] /Zweite-Coronawelle-in-Nepal/!5772097
[3] /Parlamentswahl-in-Nepal/!5904625
## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
Nepal
Premierminister
Internetzensur
Soziale Medien
Massenproteste
Social-Auswahl
Polizeigewalt
Tibet
Tibet
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