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# taz.de -- Neuer Franken -„Tatort“: Wenn der „Tatort“ mit schiefem Bli…
> Beim aktuellen Franken- „Tatort“ lohnt es sich, mal zu achten, wie mit
> dem Thema „Blicke“ gespielt wird. Und dann ist da noch Sigi Zimmerschied.
Bild: „Ich sehe dich“ – Franken-Tatort mit den drei Komissar*innen im Ein…
Berlin taz | Selbstverständlich ist ein „Tatort“ keine schulische Übung im
filmischen Betrachten. [1][Ein „Tatort“ ist Abendunterhaltung.] Man lässt
sich reinziehen, vielleicht ist man mal kurz überrascht oder auch mal
länger gespannt, aber dann geht das Leben weiter – denn wer geht schon hin
und spult zurück? Andererseits schauen wir „Tatorte“ ja jetzt auch in
Mediatheken. Also warum nicht Filme auch mal mit dem Finger an der
Bildlaufleiste genießen. Stichwort Replay Value, also alles, was beim
zweiten Mal noch dazugewinnt.
Von daher der Hinweis beim aktuellen „Tatort“ mal drauf zu achten, wie oft
mit dem Thema „Blicke“ gespielt wird. Blicke sind ein bewährtes Mittel in
Filmen, um Bewegung und Richtung in die Story reinzubringen: Einstellungen
miteinander verbinden, Reiz und Reaktion zeigen, Beziehungen und Bezüge
herstellen. Das passiert oft mit ganz genau abgestimmten Blicken. Kriegen
wir gar nicht mit, wenn’s sauber gemacht ist.
Ist es hier aber nicht, und das hat System. Denn der aktuelle „Tatort“
heißt „Ich sehe dich“, und da kriegen wir schon den ersten Hinweis. Die
Blicke gehen nämlich ins Leere. Oft fehlt der Schnitt hin zu dem, was grade
betrachtet wird. Oder Sichtlinien passen nicht richtig.
Als hätte das Ausscheiden von Dagmar Manzel aus dem Franken-„Tatort“ eine
Disbalance erzeugt, ist einiges schief beim Team Voss (Fabian Hinrichs) und
Goldwasser (Eli Wasserscheid). Nicht bloß die Sichtlinien, sondern auch die
Schulter von Voss, die er sich am Anfang der Folge verletzt. Voss bekommt
einen Sidekick zugewiesen, der ihn rumkutschieren darf: Grantler Fred
(reicht schon als Grund, diesen „Tatort“ zu sehen: Sigi Zimmerschied).
Schief ist auch so ziemlich alles am aktuellen Fall. Im Zentrum steht ein
rätselhafter 37-jähriger Mann, Fahrradhändler, Fotograf, Ex-Chorknabe,
dessen Skelett gefunden worden ist, nachdem er zwei Jahre vermisst war.
Rätselhaft deshalb, weil der Mann, glaubt man Freunden und Familie, so ein
ganz Netter war. Zu nett, befindet Voss.
## Bildsprache surreal theatralisch
Wobei, nein, im Zentrum des Falls steht der Mann gar nicht, jedenfalls
nicht mehr, nachdem die ebenfalls rätselhafte, von Mavie Hörbiger geradezu
magnetisch gespielte Lisa Blum die Bühne betritt. Sie rückt in den Fokus
der Ermittlungen und verschiebt damit auch den Fokus der Geschichte.
Zwischen Lisa Blum und dem Getöteten besteht eine Verbindung, über ein
Foto. Eine Verbindung, die sie leugnet. Lisa Blum ist außerdem blind, was
das Thema Blicke noch ein weiteres Mal aufgreift. „Ich sehe dich“, kommt
von Max Färberböck und Catharina Schuchmann, die schon mehrere Filme in
dieser eher ungewöhnlichen „Tatort“-Reihe geschrieben haben. Regie führten
Färberböck und Danny Rosness. Einerseits ist die Bildsprache surreal
theatralisch übersteigert, andererseits wirken die Figuren lebensnah.
In diesem Film, das gehört dazugesagt, geht es um [2][sexualisierte
Gewalt]. Und es gehört auch dazugesagt, dass der Film zwar auf jegliche
explizite Gewaltszene verzichtet, es aber schon darauf anlegt, ein
größtmögliches Unwohlsein zu erzeugen. Das ist deshalb wichtig, weil es
einerseits ein respektvoller Umgang mit dem Thema ist, es andererseits für
Zuschauer:innen mit entsprechenden Vorerfahrungen trotzdem schwer sein
könnte, den Film anzuschauen. Für alle aber, die sich dieses Wochenende
einer Runde gesteigerten Unwohlseins gewachsen fühlen, dürfte dieser Start
in die Krimi-Saison ein gelungener sein.
14 Sep 2025
## LINKS
[1] /Tatort/!t5007719
[2] /Sexualisierte-Gewalt/!t5009660
## AUTOREN
Peter Weissenburger
## TAGS
Tatort
Regie
Franken
Social-Auswahl
Wochenendkrimi
Oper
TV-Krimi
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