| # taz.de -- Kein Bürgerentscheid über Olympia: Berlin ist basisdemokratisch h… | |
| > Während in München, Kiel und Hamburg die örtliche Wählerschaft über eine | |
| > Olympia-Bewerbung abstimmen darf, soll das in Berlin nicht möglich sein. | |
| Bild: Ob es in Berlin nach 1936 nochmals Olympische Spiele gibt, ist offen. Ein… | |
| Formal hat die Senatssprecherin Recht. Ja, in der Berliner Landesverfassung | |
| ist es nicht vorgesehen, dass der Senat eine Volksabstimmung oder | |
| Bürgerbefragung ansetzt, mit der sich eine Olympiabewerbung | |
| basisdemokratisch klären ließe. Und ja, in Hamburg, [1][wo am 31. Mai 2026 | |
| genau das passiert], ist das tatsächlich anders: Dort kann die | |
| Landesregierung, die dort ebenfalls Senat heißt, zumindest indirekt einen | |
| Bürgerentscheid anleiern. Das Landesparlament könne „auf Vorschlag des | |
| Senats oder mit dessen Zustimmung einen Gesetzentwurf oder eine andere | |
| Vorlage von grundsätzlicher und gesamtstädtischer Bedeutung zum | |
| Volksentscheid stellen“, [2][heißt es dort in Artikel 50, Absatz 4b der | |
| Verfassung]. Als Hürde ist eingebaut, dass dafür eine Zweidrittelzustimmung | |
| im Parlament nötig ist. | |
| Auf diese Weise haben Hamburger schon einmal über eine Olympiabewerbung | |
| abgestimmt: Im November 2015 sprachen sich 51,6 Prozent gegen eine | |
| Bewerbung aus, knapp die Hälfte der Wahlberechtigten beteiligte sich. Die | |
| dafür nötige Verfassungsänderung beschloss das Parlament erst fünf Monate | |
| vorher. | |
| In Berlin denkt man aber nun schon weit länger als fünf Monate über eine | |
| erneute Olympiabewerbung nach. Schon im Koalitionsvertrag, [3][ausgehandelt | |
| im Frühjahr 2023, steht auf Seite 119]: „Die Koalition bekräftigt die | |
| Bereitschaft, dass Berlin als ein Austragungsort im Rahmen einer nationalen | |
| Bewerbung um die Durchführung von Olympischen Sommerspielen zur Verfügung | |
| steht.“ Da wären also durchaus mehr als fünf Monate Zeit gewesen, etwas wie | |
| in Hamburg auf den Weg zu bringen. | |
| ## Bürgerbeteiligung 2. Klasse | |
| Gut, kann man nun sagen, [4][die schwarz-rote Koalition hat im | |
| Abgeordnetenhaus keine Zweidrittelmehrheit] und wäre auf die | |
| oppositionellen Grünen und Linken angewiesen gewesen. Hätten die ein | |
| Referendum, das der Senat nur anregen kann, über das aber das Parlament | |
| entscheidet, tatsächlich abgelehnt, wäre das zwar sehr befremdlich, aber | |
| trotzdem nicht das Ende aller Möglichkeiten gewesen. Ob breiter gefächerte | |
| Umfrage, ob nicht bindende Abstimmung im Auftrag des Senats – so manches | |
| wäre zumindest als Ausgangspunkt weiterer Überlegungen denkbar gewesen. | |
| Was es stattdessen gibt, ist eine [5][in diesem Juli gestartete | |
| Volksinitiative des Landessportbunds]. Kommen dafür mindestens 20.000 | |
| Unterstützerunterschriften zusammen, muss sich das Abgeordnetenhaus mit dem | |
| Anliegen der Initiative befassen – hier eben die Olympiabewerbung. Die | |
| Olympiabefürworter erhoffen sich dabei ein klares Votum des | |
| Landesparlaments für die Spiele. | |
| Doch im Vergleich zu dem, [6][was demnächst schon beim weiteren | |
| Olympia-Aspiranten München], am 19. April in Kiel und eben am 31. Mai 2026 | |
| in Hamburg ansteht, ist das noch nicht mal Bürgerbeteiligung 2. Klasse. | |
| Senat und Abgeordnetenhaus, Regierung wie Opposition, Befürworter wie | |
| Gegner haben es sichtlich verpasst, Berlins Wählerschaft ein direktes | |
| Stimmrecht in Sachen Olympia zu geben. | |
| 24 Sep 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/referendum-ueber-hamburger-olympiabewer… | |
| [2] https://www.hamburg.de/resource/blob/146366/dc1f64c0be5107669e37d0e3371c4a4… | |
| [3] https://www.berlin.de/rbmskzl/politik/senat/koalitionsvertrag/ | |
| [4] https://parlament-berlin.de/das-parlament/fraktionen | |
| [5] https://www.hamburg.de/resource/blob/146366/dc1f64c0be5107669e37d0e3371c4a4… | |
| [6] https://stadt.muenchen.de/news/olympia-bewerbung-und-buergerentscheid.html | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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