# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Jazz, Funk and Fake | |
> Der Ethio-Jazz-Pionier Mulatu Astatke geht auf Abschiedstour, Edelfaul | |
> Records feiern sechsten Geburtstag, in der Galiäakirche gibt es viel | |
> Schlagzeug. | |
Bild: Schrödinger or Boom Boom God präsentieren ihre Debüt-EP „Tüüfelsbr… | |
Laura Lee, bekannt geworden als eine Hälfte des Garage-Rock-Duos Gurr | |
bringt ihr zweites Album „Tough Love Paradigm“ mit ihrer Band Laura Lee & | |
the Jettes heraus – [1][und spielt am Sonntag gleich zwei Release-Konzerte | |
im LARK]. Einmal ganz familienfreundlich am Nachmittag, so dass Fans gleich | |
ihrem Nachwuchs die richtige musikalische Sozialisierung mitgeben können – | |
in dem Fall liegt der irgendwo zwischen Grunge, Indie-Pop und | |
Alt-Rock-Melancholie; ein zweites Mal mal dann, wie es sich gehört: abends | |
(7. 9., 16.30 und 20.30 Uhr, Tickets im VVK 22,20 Euro). | |
Am Sonntag lohnt ein Kirchgang – natürlich der anderen Art. In der | |
Friedrichshainer Galiäakirche, inzwischen ja als Kultur- und Musikort | |
etabliert, treten am Sonntag zwei garantiert hörenswerte Acts auf. Zum | |
einen das Duo Rattle aus Nottingham, das aus Eira Brown und Theresa Wrigley | |
besteht. Die beiden Frauen stellten früh in ihrer Laufbahn fest, dass zwei | |
Schlagzeuge mehr Spaß bringen als eines – und machen erstaunlich filigrane, | |
vielschichtige Musik daraus. | |
Auch der zweite Act, die Zürcher Musikerin [2][Sabina Leone alias Héloïse], | |
sitzt hinterm Schlagzeug. Und webt schöne Fragmente aus anderen Quellen in | |
ihre perkussiven Strukturen (7.9, 20 Uhr, Eintritt AK 15 Euro). | |
Am Dienstag heißt es dann Abschied nehmen – und zwar vom Ethio-Jazz-Pionier | |
Mulatu Astatke als Live-Performer. Der 82-jährige geht auf Abschiedstour. | |
Nach seinem Studium am renommierten Bostoner Berklee College in den frühen | |
1960er Jahren kehrte er nach Äthiopien zurück und arbeitete fortan daran, | |
westliche Jazz- und Funk-Einflüsse mit traditionellen Klängen aus seiner | |
Heimat zu fusionieren. | |
In Addis Abeba gründetet er das Jazz Village, eine Mischung aus Musikschule | |
und Club – und ließ sich darüber hinaus einiges einfallen, um den | |
Äthiopier:innen ihre eigene, bisweilen in Vergessenheit geratenen | |
Traditionen nahezubringen – ebenso wie dem Rest der Welt. Auf seinem neuen | |
Album „Mulatu Plays Mulatu“ ist seine Big Band im Zusammenspiel mit | |
äthiopischen Musiker:innen zu erleben. Mal sehen, wie er sein Erbe in | |
Berlin präsentieren wird (ehemals 9. 9., stattdessen am 13.11., verschoben | |
wegen nicht erteiltem Visum, Tickets kosten im VVK 38,50 Euro). | |
In Richtung folgendes Wochenende ist dann plötzlich eine ganze Menge los. | |
Kündigt sich damit etwa der Herbst an, der ja immerhin zumindest meist | |
schöne Konzerte (statt Festivals) zu bieten hat? Am Donnerstag feiert etwa | |
das Berliner Label Edelfaul Records seinen sechsten Geburtstag in der | |
Panke: mit einem umfänglichen Musikprogramm und einem Tape Release von | |
Schrödinger or Boom Boom God. | |
„Tüüfelsbrugg“ heißt deren Debüt-EP; die fünf Tracks erweisen sich als | |
ziemlich wilder Ritt zwischen Noise, Elektronik und Spoken Words, die Bands | |
selbst nennt es „fake industrial folklore band“. Weitere Live-Sets kommen | |
von EPRC, Càrpatos, Emme und Neinei9: Klingt vielleicht nicht unbedingt | |
bekömmlich, aber sicher vergnüglich – sofern man’s eher weird mag (11.9., | |
20 Uhr, Panke, Gerichtstraße 23, Hof V, AK 10 Euro). | |
Eine Art Labelabend gibt es ebenfalls am Donnerstag – sind doch sowohl | |
fastmusic mit ihrem minimalistisch-ätherischen Indie-Blues, als auch die | |
Sufi Dub Brothers bei Fun In The Church beheimatet, dem verlässlich | |
geschmackssicheren Sublabel von Staatsakt. | |
Die Sufi Dub Brothers mit ihrer frenetischen Energie sind das Projekt von | |
Viktor Marek, der für die bassmusikalisch grundierte Beats zuständig ist, | |
und von Ashraf Sharif Khan, einem Meister auf der Sitar: Das Duo | |
präsentiert [3][im Gretchen seinen neuen Release „The Return of The Sufi | |
Dub Brothers“] (11.9., 20.30 Uhr, Tickets im VVK 22 Euro). | |
Und dann beginnt am Donnerstag noch [4][das viertätige Mini-Festival] Pop | |
im Nordkiez, das zum Ziel hat, die Anwohnerschaft mit dem | |
Kreativschaffenden im Viertel zusammenzubringen. Den Auftakt im Theater im | |
Kino (Rigaer Strasse 77), welches als Spielstätte fungiert, macht das Trio | |
Trawy i Kamienie („Gräser und Steine“) mit internationalen | |
Lyrikvertonungen. Samstag tritt dann die karibisch-amerikanische Sängerin | |
Sera Kalo auf, die ihren Musik zwar genrefluid nennt, aber trotzdem in | |
diesem Jahr den Deutscher Jazzpreis bekommen hat, in der Sparte Vokal | |
(11.-14.9, Infos zu Zeiten, Künstler:innen und Eintritt – zwischen | |
umsonst und 7 Euro). | |
4 Sep 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.koka36.de/laura+lee+&+the+jettes_ticket_178655.html | |
[2] https://galilaea-kirche.de/event/rattle-heloise/ | |
[3] https://www.gretchen-club.de/detail.php?id=3121 | |
[4] https://www.theater-im-kino.de/spielplan/ | |
## AUTOREN | |
Stephanie Grimm | |
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