| # taz.de -- Transparenzbericht von Campact: So viel Geld wie nie zuvor | |
| > Campact ist bekannt für demokratiefördernde Kampagnen und Anfeindungen | |
| > von rechts. 2024 bekam die Organisation so viel Geld wie in keinem Jahr | |
| > davor. | |
| Bild: Ein Aktivist mit Merz-Maske auf einer Kundgebung von Campact und Kabul Lu… | |
| Berlin taz | Als die CDU um Friedrich Merz im Februar eine | |
| [1][Bundestagsanfrage zur Finanzierung] von über 500 NGOs stellte, ging es | |
| auch um das Netzwerk Campact. Die Vermutung, die die Union in den Raum | |
| stellte: Die Organisation bekomme Geld vom Staat und mache dann Kampagnen | |
| gegen einzelne Parteien. | |
| Campact hatte sich schon zuvor gerichtlich gegen entsprechende Aussagen | |
| gewehrt. Im September 2024 deutete der CDU-Politiker Christoph Ploß an, | |
| dass Campact Geld vom Staat kassiere und an die Grünen weiterreiche. | |
| [2][Campact gewann] den Rechtsstreit und Ploß darf diese Aussage nicht mehr | |
| tätigen. Trotzdem ist die Kampagnen-Organisation immer wieder Ziel von | |
| Anfeindungen und Fake-News. Felix Kolb, Geschäftsführender Vorstand, nennt | |
| dies „systematische Angriffe auf unsere Glaubwürdigkeit als unabhängige | |
| Organisation“. | |
| Mit seinem nun veröffentlichten [3][Transparenzbericht zum Jahr 2024] will | |
| der Verein diese Falschnachrichten entkräften. Campact will zeigen, wo sein | |
| Geld wirklich herkommt und wohin es geflossen ist. Dabei wird noch mal | |
| klar: Kampagnen gegen rechte Parteien und Geldspenden an demokratische | |
| Parteien gab es zwar, aber eben keine Zahlungen vom Staat. | |
| ## Was ist Campact genau? | |
| Der Verein Campact e. V. beschreibt sich selbst als Kampagnen-Organisation, | |
| die für „demokratische Werte eintritt und unsere Demokratie verteidigt“. | |
| Die von ihr gestarteten Kampagnen sollen politische Entscheidungen | |
| beeinflussen und den „ökosozialen Fortschritt“ vorantreiben und sich für | |
| die „freie und gerechte Gesellschaft“ einsetzen. | |
| Campact e.V. wurde 2004 gegründet, musste aber nach einer [4][Entscheidung | |
| des Bundesfinanzhofes] 2019 den steuerlichen Status als gemeinnützige | |
| Organisation abgeben. Seitdem gibt es neben Campact e. V. auch die | |
| Demokratie-Stiftung Campact, die „ausschließlich gemeinnützige Projekte und | |
| Initiativen“ fördert. | |
| Dennoch sind die beiden Organisationen eng miteinander verbunden, teilen | |
| nach eigenen Aussagen dieselben Werte und in drei Fällen sogar Mitarbeiter. | |
| ## Welche Projekte gingen von Campact aus? | |
| Anfang 2024 gab es durch die Recherche von Correctiv zum Potsdamer | |
| „Remigrationsgipfel“ eine große Protestwelle, bei der sich Campact selbst | |
| als „zentraler Motor“ verstand. Gemeint sei die Unterstützung verschiedener | |
| Organisationen bei der Planung, Vernetzung und Finanzierung. | |
| Im Kleineren versuchte Campact erfolgreich, mehrere AfD-Landkreiskandidaten | |
| durch Plakate, Postkarten, Anzeigen und die Vernetzung demokratischer | |
| Parteien zu verhindern. | |
| Im Kampf gegen den Rechtsextremismus wirkte Campact insbesondere durch das | |
| Drucken und Verteilen von Stickern, aber auch durch verschiedene Petitionen | |
| und Online-Kampagnen. | |
| Neben dem Rechtsextremismus legte Campact seinen Fokus auf den Klimaschutz | |
| und das Thema soziale Gerechtigkeit. Beim Thema Verkehrspolitik | |
| unterstützen 230.000 Menschen einen Appell „gegen klimaschädliche | |
| Autobahnprojekte wie die A5 bei Frankfurt“. Im Transparenzbericht macht | |
| Campact hier aber auch eine Analyse, die auf viele Petitionen zutrifft: | |
| „Das Projekt hat seitdem allerdings an Schwung verloren.“ | |
| Bei der Petitionsplattform WeAct von Campact e. V. wurden 2024 1.779 | |
| Petitionen gestartet, 40 Prozent mehr als im Vorjahr, mit 6.651.962 | |
| Unterschriften. | |
| ## Wo kommt das Geld her? | |
| All diese Projekte kosten viel Geld, welches Campact 2024 aber auch hatte. | |
| Noch nie zuvor wurde so viel Geld an den Verein gespendet. Insgesamt | |
| sammelte er 24,6 Millionen Euro ein. Dazu kommen 4,3 Millionen Euro an | |
| Spenden für die Stiftung. In Summe ist das fast eine Verdopplung zu 2023, | |
| als der Verein 14,5 Millionen und die Stiftung 1,6 Millionen erhielten. | |
| 2024 erhielt der Verein das meiste Geld (57 Prozent) aus regelmäßigen | |
| Förderbeiträgen und den Rest aus zweckgebundenen und freien Spenden. | |
| Insgesamt förderten ihn 127.668 Menschen mit einem durchschnittlichen | |
| Monatsbeitrag von 10 Euro. Diese Schwarmfinanzierung sei „Ausdruck der | |
| breiten Unterstützung Hunderttausender“. | |
| Der Transparenzbericht stellt außerdem fest: Es gibt keine staatliche | |
| Förderung, Partei- oder Konzernspenden. Unternehmensspenden seien pro Jahr | |
| und Unternehmen auf 5.000 Euro beschränkt. Dennoch haben der Stiftung fünf | |
| nicht näher beschriebene juristische Personen „5.000 Euro und mehr“ | |
| zugewendet. Der zugrundeliegende Jahresabschluss wird extern noch einmal | |
| auf Richtigkeit geprüft. | |
| ## Wo ging das Geld hin? | |
| Der Verein Campact e. V. habe 2024 22,8 Millionen Euro ausgegeben, die | |
| Stiftung knapp 3,7 Millionen. Durch die erhöhten monetären Möglichkeiten | |
| wurden besonders Kampagnen durch den Verein vermehrt gefördert. Insgesamt | |
| 12,83 Millionen Euro seien in Kampagnen und Projekte geflossen. Bei der | |
| Stiftung waren es knapp 2,8 Millionen Euro. Bei beiden Organisationen floss | |
| das mit Abstand meiste Geld in den Themenbereich „Für Demokratie – gegen | |
| Rechtsextremismus“. | |
| Eine Auflistung im Transparenzbericht zeigt, welche Körperschaften Geld | |
| bekommen haben. Beim Verein sind das vor allem das Bündnis #aufstehen in | |
| Österreich mit 172.000 Euro, Declic in Rumänien mit 138.000 Euro, | |
| Sanktionsfrei e. V. mit 140.000 Euro und Zazim in Israel mit 100.000 Euro. | |
| Die Stiftung gab 300.000 Euro an die Amadeus-Antonio-Stiftung, 135.000 Euro | |
| an den Bund deutscher Pfadfinderinnen Landesverband M-V e. V. und 190.000 | |
| Euro an JWP MittenDrin e.V. | |
| Campact e. V. beschreibt sich selbst als „grundsätzlich parteipolitisch | |
| neutral“, hat aber im Jahr 2024 mehrfach Parteien und Kandidat*innen | |
| demokratischer Parteien unterstützt. Das war einer der Kritikpunkte, der | |
| immer wieder von rechtskonservativen Akteuren erhoben wurde. Grund für die | |
| Entscheidung war laut Campact, dass die Auswirkungen einer zu starken AfD | |
| auf die Demokratie zu groß wären. Der Verein habe sich deshalb dazu | |
| entschieden, durch die Zusammenarbeit mit demokratischen Parteien „unsere | |
| Demokratie zu verteidigen“. | |
| Das geschah durch „Werbemaßnahmen für die Parteien wie Postwurfsendungen | |
| und Online-Anzeigen in den sozialen Medien“, aber auch durch den | |
| sogenannten Bumerang-Fonds, der Parteien und Kandidat*innen unterstützt | |
| hat, die von rechtsextremen Angriffen betroffen waren. | |
| Außerdem hat Campact e. V. „[5][parteiübergreifend Kandidat*innen] bei | |
| den ostdeutschen Landtagswahlen“ unterstützt, „um einen Machtgewinn der AfD | |
| und eine Sperrminorität der Partei zu verhindern.“ | |
| 8 Aug 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Angriff-der-Union-auf-Zivilgesellschaft/!6072388 | |
| [2] /Organisation-wehrt-sich-gegen-CDU-Ploss/!6070433 | |
| [3] https://www.campact.de/ueber-campact/finanzen/ | |
| [4] /Campact-verliert-die-Gemeinnuetzigkeit/!5578542 | |
| [5] /Kontroverse-im-saechsischen-Wahlkampf/!6030147 | |
| ## AUTOREN | |
| Marc Tawadrous | |
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