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# taz.de -- Attentat auf Charlie Kirk: Ein Spektakel der Gewalt
> Von dem Tod Charlie Kirks gibt es eine Menge brutaler Videos. Sie
> befeuern die Radikalisierung der Rechten, während einige Linke
> Schadenfreude zeigen.
Bild: Nach Schuss auf Charlie Kirk: Das Zelt auf dem Uni-Campus, in dem der MAG…
Minuten nach dem Attentat waren die Videos überall. [1][Charlie Kirk], der
rechte Publizist, sitzt auf der Bühne eines Campus in Utah und spricht
gerade über Massenschießereien, als ihn eine Kugel am Hals trifft. Sofort
spritzt Blut, Kirk kippt zur Seite weg.
Die schwer erträglichen Videos ersetzen andere, nicht minder schwer
erträgliche, die in der laufenden Woche die Timelines von Millionen
US-Amerikanern füllten: Aus der Perspektive mehrerer Überwachungskameras
zeigen sie eine junge Geflüchtete aus der Ukraine, die in North Carolina in
einem Zug sitzt und auf ihr Smartphone schaut. Auf einmal steht hinter ihr
ein Mann auf und rammt ihr ein Messer in den Hals. Iryna Zarutska verblutet
noch am Tatort. Alles vor laufenden Kameras, alles unzählige Male
aufgerufen und angeschaut.
Die Szenen der Gewalt werden medial verbreitet und algorithmisch verstärkt.
Weil der psychisch kranke Mörder der Ukrainerin Schwarz war, stürzen sich
die Rechten auf den Fall, die Reaktionen sind selbst für die Verhältnisse
von Elon Musks Plattform X enthemmt rassistisch. US-Präsident Trump
bezeichnet den Täter als „Tier“ und fordert die Todesstrafe im
Schnellverfahren.
Die Bilder treiben gerade unter Konservativen und Rechten eine
Radikalisierung voran, die man nicht unterschätzen sollte. Das ist keine
Vermutung, das sagen viele auf X und Co offen von sich selbst (obwohl im
Fall von Kirk bislang nicht einmal klar ist, wer ihn erschossen hat). „Wenn
sie mich fragen: ‚Was hat dich radikalisiert?‘, dann zeige ich ihnen das“,
lautet ein Post, dazu Screenshots der beiden Tötungen.
Ja, der Mord an dem jungen Trump-Vertrauten Kirk hätte auch ohne die fast
pornografisch konsumierten Gore-Videos einen lauten Nachhall ausgelöst.
Aber die psychologische Kraft der Bilder ist dennoch enorm.
## Schadenfreude und Sorge
Viele linke Influencer und Journalisten äußerten sich schockiert über das
Attentat. In ihren eigenen Kommentarspalten fallen die Reaktion dagegen
anders aus. Da herrscht mancherorts ein Gefühl vor, das die US-Amerikaner
oft mit seinem deutschen Wort benennen: Schadenfreude. Teile der Linken und
Linksliberalen feixen im Netz und schreiben ihre kleinen Witzchen,
scheinbar ohne jedes Gespür für die möglichen Folgen für ihr Land.
Hasan Piker, der wohl bekannteste linke Streamer der USA, wies seine
Zuschauer in einem Livestream dafür zurecht. Er hätte mit Kirk eigentlich
Ende September debattieren sollen. Auch er könnte zum Ziel eines solchen
Anschlags werden, sagte Piker.
Man kann natürlich feststellen, dass Kirk mit seiner Agitation, seiner
Freund-Feind-Rhetorik selbst zu der Gewaltlust beigetragen hat. Nach dem
Hammerangriff auf den Ehemann der Demokratin Nancy Pelosi 2022 sagte Kirk
hämisch, „irgendein großartiger Patriot“ solle doch bitte die Kaution des
Attentäters bezahlen.
Solche Geschmacklosigkeiten rechtfertigen einen Mord in keiner Weise. Es
handelt sich nicht nur um einen abscheulichen Angriff auf die Freiheit der
Rede, das Attentat ist auch politisch hochgefährlich. Die Radikalisierung
könnte eine Welle der Gegengewalt zeitigen, ebenso wie sie den Boden für
eine mögliche Repressionskampagne der Trump-Regierung düngt.
## Zynische Zuschauer
Schon bei dem Attentat auf den United-Healthcare-CEO im Dezember 2024
zeigte sich, wie empfänglich die Linken wieder für die „Propaganda der Tat�…
sind. Den Attentäter Luigi Mangione feierten viele mit einem wochenlangen
Meme-Festival.
Es ist auch eine Art Eskapismus: Der Erregungsrausch kompensiert für den
Moment [2][das Gefühl politischer Ohnmacht] – auch wenn die Aussichten auf
ein emanzipatorisches Projekt noch weiter schwinden. Die Rechten sehen
derweil dieselben Videos und schwören Rache.
Schon [3][Mark Fisher diagnostizierte] in seinem Buch „Kapitalistischer
Realismus“, dass sich die junge Generation vom politischen Engagement
abwende, und sich dafür in der passiven Rolle zynischer Zuschauer
einrichte. Politische Gewalt verkommt so zum düsteren Massenspektakel im
Social-Media-Feed, eingespült zwischen Katzen-Memes und Kochvideos.
Noch passt der Bürgerkrieg im Smartphoneformat in die Hosentasche. Bald
hält er womöglich auf den Straßen Einzug.
11 Sep 2025
## LINKS
[1] /Politische-Gewalt-in-den-USA/!6113309
[2] /Mord-an-UnitedHealthcare-CEO/!6054031
[3] /Kulturkritiker-Mark-Fisher/!5753052
## AUTOREN
Leon Holly
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