| # taz.de -- Social-Media-Hype: Das Labubu-Fieber | |
| > Erstmals eröffnet in Deutschland ein Geschäft mit Labubus. Die | |
| > Plüschtiere mit Zähnen sind ein Hype auf Social Media. Was dahinter | |
| > steckt. | |
| Bild: Zentral im Laden platziert: eine Labubu-Figur in Übergröße | |
| Berlin taz | [1][Der Hype um „Labubus“], lustige, kleine Plüschtiere mit | |
| Zähnen, hat Deutschland erreicht. Am Freitagmorgen eröffnete im | |
| Einkaufszentrum Alexa in Berlin der erste Pop-Mart-Store. Besonders bekannt | |
| ist die Marke für sogenannte Labubus: bunte Kuscheltiere mit Hasenohren, | |
| Stupsnase, Glubschaugen und einem breiten Grinsen voller spitzer Zähne. | |
| Eine Art Monchichi mit Fratze. | |
| Kurz vor der Eröffnung umzingeln Labubu-Fans das Einkaufszentrum, die | |
| Schlange geht fast einmal um das gesamte Gebäude. Nur wer früh genug da | |
| ist, erhält ein blaues Bändchen. Im Schritttempo laufen sie um kurz nach | |
| zehn Uhr morgens durch die Gänge. Das Band signalisiert: „Ich habe es | |
| geschafft“. Die Sieger:innen grinsen in die Fernsehkameras, posieren wie | |
| Prominente. Hinter den Absperrbändern stehen zu spät Gekommene, die den | |
| Walk of Fame etwas missgünstig beobachten, und zahlreiche Journalist:innen, | |
| die ihn dokumentieren. | |
| Auf der Website von Pop Mart beschreiben die Hersteller die Figuren als | |
| „gutherzig“. Sie wollen „immer helfen, aber sorgen dabei oft aus Versehen | |
| für das Gegenteil“. Sie fallen unter die Kategorie „creepy cute“ und | |
| spalten derzeit das Internet. Die einen finden sie extrem hässlich, die | |
| anderen warten zehn Stunden vor dem Einkaufszentrum, um einen von ihnen zu | |
| ergattern. | |
| Eine davon ist Lisa Voß. „Ich habe 26 Stunden nicht geschlafen, weil ich | |
| vorher noch arbeiten war. Aber es hat sich gelohnt“, sagt die 33-Jährige. | |
| Sie hat sich zwei Zimomos gekauft, sie werden als Eltern der Labubus | |
| vermarktet. Die Figuren sind etwa kniehoch, haben zusätzliche Flügel, einen | |
| drachenartigen Schwanz und kosten laut Voß 240 Euro. Sie will die | |
| Riesenlabubus zu Hause in eine Vitrine stellen. „Ich bin so glücklich, ich | |
| zittere gerade“, sagt sie und zeigt zum Beweis ihre Hand, „weil ich nicht | |
| gedacht hätte, dass ich an die rankomme“. Zu Hause habe sie schon an die 20 | |
| der gehypten Kuscheltiere. Die Neuzugänge werde sie behandeln wie ihre | |
| eigenen Babys, sagt sie. | |
| ## Perfektionierte Marketing-Strategie | |
| Hinter dem Hype steckt eine über die Jahre perfektionierte | |
| Marketing-Strategie von Pop Mart. Der Großteil des Sortiments wird in | |
| sogenannten Blind-Boxes verkauft. Die funktionieren nach dem | |
| Katze-im-Sack-Prinzip: Welches Labubu in den Kartons steckt, ist bis zum | |
| Auspacken unklar. Verkauft werden verschiedene Items in verschiedenen | |
| Kollektionen. Dazu kommen sogenannte „Secrets“, Figuren, die super selten | |
| sind. | |
| Labubus zum Beispiel gibt es in der „Big into Energy“ oder der „Have A | |
| Seat“ Edition, am beliebtesten ist ein „Secret“ mit Regenbogenzähnen. Di… | |
| Reihen sind selbst im Onlineshop von Pop Mart sehr schnell ausverkauft. In | |
| einer Zeit, in der alles ständig überall verfügbar ist, sind Labubus eine | |
| Insel der Verknappung und damit auch eine Erinnerung an eine analoge Welt, | |
| in der nicht alles direkt verfügbar war. | |
| Und es funktioniert: Die Fans erstellen Schlachtpläne für neue Drops im | |
| Onlineshop, sie kaufen sich haufenweise Pop-Mart-Artikel, damit bloß ihre | |
| Lieblingsfarbe dabei ist, und geben dabei Unmengen an Geld aus. Tron Vox | |
| und Bach Ho sind am Eröffnungstag auch ganz vorne mit dabei, obwohl sie | |
| schon fast jede Kollektion von Labubus besitzen, wie sie selbst sagen. | |
| Trotzdem haben sie nach eigener Aussage nochmal über Tausend Euro | |
| ausgegeben. Wie die meisten kaufen sie die niedlichen Kollektionen aber | |
| nicht zum Spielen oder Kuscheln, sondern als Sammlerstücke und | |
| Modeaccessoires für die Handtasche. Die Zielgruppe sind also keine Kinder, | |
| sondern größtenteils Erwachsene. Auf der Website steht „15 plus“. | |
| ## Keine neue Erfindung | |
| Im Laden ist es ruhig, zu Plündereien oder Unruhen kommt es nicht. Immerhin | |
| dürfen die Fans nur in Grüppchen rein und es gibt eine Mengenbegrenzung, | |
| damit niemand alles wegkauft. Der Laden ist nach Kollektionen unterteilt. | |
| Ein Mini-Labubu kostet neun Euro, der Mega Royal Molly 1.116 Euro. | |
| Trotz des Hypes in Deutschland sind weder Pop Mart noch Labubus wirklich | |
| neu. Die Figuren wurden schon 2015 von dem Hongkonger Künstler Kasing Lung | |
| erfunden. Ursprünglich schuf er sie für die Kinderbuchreihe „The Monsters�… | |
| als Inspiration dienten im dabei nordische Mythen. Seit 2019 werden seine | |
| spitzzahnigen Erfindungen exklusiv bei Pop Mart vermarktet. Der Superhype | |
| findet vermutlich aber erst vergangenen November seinen Ursprung, als die | |
| Blackpink-Sängerin Lalisa Manobal in einem Youtube-Video von Vanity Fair | |
| ihre „Secret Obsession mit Pop Mart“ vorstellte. Auf [2][Tiktok] waren die | |
| Blind-Boxes ein Selbstläufer. | |
| Weil Labubus so beliebt sind, nur bei Pop Mart verkauft werden und dort | |
| ständig vergriffen sind, hat sich mittlerweile ein großer Fake-Markt | |
| gebildet. Diese Tiere zweiter Wahl nennen User auf Tiktok Lafufus. Auf der | |
| Social-Media-Plattform tummeln sich Tutorials, wie man die Fakes erkennt. | |
| Indizien sind etwa ein niedriger Preis, das Pop-Mart-Schild an der Seite | |
| und die Anzahl der Zähne. Echte Labubus haben nämlich genau neun. | |
| Die Menschen vor dem Alexa wollen das Original. Dafür ist ihnen keine | |
| Wartezeit zu lang, kein Preis ist zu hoch. „Was Labubus angeht, sind wir | |
| gut aufgestellt“, ruft Steffen Liese, Head of Retail Central Europe, gegen | |
| 11:30 Uhr durch ein Megafon zur Warteschlange. Eine Frau macht | |
| Freudensprünge. Andere sitzen in Campingstühlen, es werden neue | |
| Freundschaften geknüpft. Niemand ist in Eile, sie wissen, was sie erwartet. | |
| Kennen die Tiktoks. | |
| ## Dabei sein ist alles | |
| In ein paar Stunden, wenn sie den Laden wieder verlassen, wird eine Person | |
| vom Sicherheitsdienst das blaue Bändchen vom Handgelenk schneiden. Sie | |
| nehmen ihre Beute mit nach Hause, wollen herausfinden, ob sich die lange | |
| Jagd gelohnt hat. Der unerwünschte Beifang wird teuer weiterverkauft oder | |
| landet gemeinsam mit einem Berg an Verpackungen im Müll. Bald kommt | |
| bestimmt der nächste Drop. Und sowieso: Dabei sein ist alles. | |
| 27 Jul 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Lea Knies | |
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