# taz.de -- Streit um Epstein-Akten: Obama kontert Trumps „schwachen Versuch … | |
> In den USA versucht Präsident Trump, dem Streit um die Epstein-Akten zu | |
> entkommen – mit unbewiesenen Anschuldigungen gegen Ex-Präsident Obama. | |
> Dieser äußert sich nun. | |
Bild: Der ehemalige US-Präsident Barack Obama: Das Bild zeigt ihn auf dem Demo… | |
Washington taz | US-Präsident Donald Trump und die republikanische Führung | |
im US-Kongress können sich der laufenden Kontroverse um den | |
[1][verstorbenen Kinderschänder Jeffrey Epstein] nicht entziehen. Der | |
republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sah sich | |
am Dienstag gezwungen, die Abgeordneten vorzeitig in die Sommerpause zu | |
schicken, um eine Abstimmung über die Veröffentlichung von weiteren | |
Dokumenten im Epstein-Fall vorerst zu verhindern. | |
Johnsons Entscheidung zeigt, dass der Druck auf die Trump-Regierung weiter | |
zunimmt. Sowohl Republikaner als auch Demokraten verlangen von der | |
Regierung mehr Transparenz in der Epstein-Affäre, die vor allem [2][in der | |
MAGA-Bewegung] für zahlreiche Verschwörungstheorien gesorgt hat. | |
Trump hatte Justizministerin Pam Bondi bereits vergangene Woche damit | |
beauftragt, weitere Akten und Dokumente, die derzeit gerichtlich unter | |
Verschluss gehalten werden, zu veröffentlichen. Das US-Justizministerium | |
hatte in den vergangenen Tagen einen offiziellen Antrag diesbezüglich | |
gestellt. Ob der zuständige Richter dieser Forderung nachkommen wird, ist | |
nicht bekannt. | |
„Es besteht kein Grund für den Kongress, die Regierung zu etwas zu drängen, | |
das sie bereits tut“, sagte Johnson während seiner wöchentlichen | |
Pressekonferenz am Dienstag. Vielen Abgeordneten reichte diese Begründung | |
allerdings nicht. „Die Öffentlichkeit wird das nicht einfach so hinnehmen, | |
und das ist auch richtig so“, sagte der republikanische Abgeordnete Ralph | |
Norman aus South Carolina. | |
## Kritik von Demokraten und Republikanern | |
Der Demokrat Jim McGovern ging sogar noch einen Schritt weiter und | |
behauptete, dass Republikaner sich vor der Wahrheit fürchten würden. „Es | |
ist unglaublich, dass sie wegen dieser Epstein-Akten so eine Scheißangst | |
haben“, sagte McGovern, der ranghöchste Demokrat im | |
Geschäftsordnungsausschuss des Repräsentantenhauses. | |
Johnson, der es seit seiner Wahl zum Sprecher im Oktober 2023 geschafft | |
hatte, die gespaltene republikanische Fraktion durch geschickte Manöver | |
zusammenzuhalten, geriet am Montagabend an seine Grenzen. Er verlor die | |
Kontrolle über den so wichtigen Geschäftsordnungsausschuss, der Gesetze zur | |
Diskussion und Abstimmung an das gesamte Repräsentantenhaus schickt. | |
Die Republikaner stoppten am Montagabend plötzlich sämtliche Abstimmungen | |
im Ausschuss, um zu verhindern, dass Demokraten für einen Antrag stimmen | |
können, der die Veröffentlichung von zusätzlichen Epstein-Akten gefordert | |
hätte. Warum Johnson diese unorthodoxe Entscheidung traf, ist unklar, denn | |
auch er hatte sich in den vergangenen Tagen für die Veröffentlichung von | |
weiteren Dokumenten ausgesprochen. | |
## Obama soll hinter Anti-Trump-Verschwörung stecken | |
Trump, der am Dienstag den philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. | |
im Weißen Haus empfing, wollte sich [3][zur Epstein-Affäre nicht weiter | |
äußern]. Er änderte stattdessen das Thema und bezichtigte den früheren | |
Präsidenten Barack Obama des Verrats. | |
„Er ist schuldig, daran besteht kein Zweifel. Das war Verrat. (…) Sie haben | |
versucht, die Wahl zu stehlen. Sie haben versucht, die Wahl zu verfälschen. | |
Sie haben Dinge getan, die sich niemand auch nur im Entferntesten | |
vorgestellt hat, nicht einmal in anderen Ländern“, sagte Trump im Oval | |
Office. | |
Die unbewiesenen Anschuldigungen gegen Obama und andere Mitglieder aus | |
dessen Regierungszeit kommen, nachdem die Geheimdienstdienstbehörde ODNI in | |
der vergangenen Woche Dokumente und E-Mails veröffentlicht hatte, die | |
angeblich belegen sollen, dass der demokratische Ex-Präsident hinter einer | |
Verschwörung gegen Trump stecken würde, die nach dessen Wahlsieg im Jahr | |
2016 begonnen habe. | |
Der Obama-Regierung wird vorgeworfen, dass die Geheimdienst-Berichte über | |
angebliche russische Wahlmanipulation während der US-Präsidentschaftswahl | |
2016 erfunden wurden, um Trumps Wahlsieg zu untergraben. Sowohl eine | |
Untersuchung durch Sonderermittler Robert Mueller als auch ein Gutachten | |
durch den US-Senat bestätigten in den Folgejahren, dass Russland | |
tatsächlich auf verschiedene Weise versuchte, die Wahl zu beeinflussen. | |
Obama sah sich aufgrund der Dimension der Anschuldigungen gezwungen, eine | |
Erklärung abzugeben. | |
## Erklärung von Ex-Präsident Obama | |
„Aus Respekt vor dem Amt des Präsidenten würdigt unser Büro den ständigen | |
Unsinn und die Fehlinformationen, die aus dem Weißen Haus strömen, | |
normalerweise nicht mit einer Antwort. Aber diese Behauptungen sind | |
ungeheuerlich genug, um eine solche zu rechtfertigen. Diese bizarren | |
Anschuldigungen sind lächerlich und ein schwacher Versuch, abzulenken“, | |
hieß es in einer Stellungnahme von Obamas Pressesprecher Patrick Rodenbush | |
am Dienstag. | |
Eine erste Auswertung der veröffentlichten Dokumente gibt keinerlei | |
Anhaltspunkte dafür, dass die Obama-Regierung eine Verschwörung gegen Trump | |
geplant oder realisiert hätte. Sue Gordon, die während Trumps erster | |
Amtszeit als stellvertretende Geheimdienst-Direktorin tätig war, erklärte | |
gegenüber der taz, dass die als neue Beweise angepriesenen Dokumente nur | |
das bestätigen würden, was bereits bekannt sei. | |
„Vereinfacht ausgedrückt scheint sie (die derzeitige | |
Geheimdienst-Direktorin Tulsi Gabbard) die Nuancen zwischen den Wörtern | |
Einmischung – also Maßnahmen gegen die Wahlinfrastruktur, die wir nicht | |
gesehen haben – und Einflussnahme – also die Absicht und Handlung mit | |
verschiedenen Mitteln, die Wahl nach den eigenen Interessen zu beeinflussen | |
– übersehen zu haben“, analysierte Gordon. | |
Gabbard hatte erklärt, dass sie sowohl Obama als auch andere Personen an | |
das Justizministerium zur weiteren Untersuchung möglicher Straftaten | |
weiterleiten werde. Für viele Beobachter ist dies nichts weiter als eine | |
Ablenkungstaktik der Trump-Regierung, um von der aktuellen Kontroverse um | |
Epstein abzulenken und MAGA-Anhängern ein neues Angriffsziel zu geben. | |
23 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Hansjürgen Mai | |
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