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# taz.de -- Protest beim Sommerinterview mit Weidel: Ein Hoch auf den Zwischenr…
> Die ARD empört sich über lauten Protest beim Sommerinterview mit
> AfD-Chefin Weidel. Sie sollte dankbar sein über die Beteiligung der
> Öffentlichkeit.
Bild: Lautstarker Protest auf der einen Seite der Spree, lautstark demagogisier…
Markus Preiß ist sichtlich eingeschnappt. Der Leiter des
ARD-Hauptstadtstudios wollte am Sonntagabend mit AfD-Chefin Alice Weidel
vor schöner Kulisse über die Lage der Republik parlieren. Auf der
Freitreppe des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses, die einen fantastischen Blick
auf Spree, Reichstag und Berliner Tiergarten bietet.
Aber dann [1][erdreisten sich auf der anderen Seite des Flusses doch
tatsächlich Menschen, lautstark zu protestieren]. Omas gegen Rechts mit
Trillerpfeifen. Und das radikalaktivistische Zentrum für Politische
Schönheit fährt mit seinem Lautsprecherbus „Adenauer SRP+“ vor, aus dem
unüberhörbar zu fröhlicher Melodie ein herzhaftes „Scheiß AfD“ erklingt.
Live übertragen in die Wohnzimmer daheim. Klar, das war platt. Aber so ist
das doch bei volksnahen Mitschunkelsongs.
[2][Später in der „Tagesschau]“ erklärt Preiß zwar, dass es sich bei dem
Gelände an der Spree um einen öffentlichen Ort handele, bei dem es auch
Protest geben könne. Aber dies, so seine These, sei offenbar eine gezielte
Aktion gewesen, um das Interview zu stören. Als wäre gezieltes politisches
Handeln gegen Rechtsextremismus ein Skandal.
Was die ARD erwartet hat, [3][erklärt eine Moderatorin vor einem anderen
Beitrag über den Anti-Weidel-Krach]: Das Sommerinterview sei die
Gelegenheit, abseits des hektischen Berliner Politikbetriebes ganz in Ruhe
den eigenen Standpunkt zu erklären, ohne laut zugespitzte Slogans. Das mag
ja angehen bei Protagonisten wie Friedrich Merz, der eine Woche zuvor
[4][mit steilen Thesen aufzuregen wusste], der aber bei aller Kritik
zweifelsohne Teil der demokratischen Gesellschaft ist.
Aber wie weltfremd ist es, sich ausgerechnet mit der Chefin des frisch vom
Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften AfD an einen zum
öffentlichen Disput auffordernden Ort zu setzen und darauf zu setzen, dass
auf der andern Seite vielleicht mal jemand harmlos „Buh“ ruft – und
ansonsten gepflegt die Klappe hält?
Die Freitreppe am Bundestagsgebäude gegenüber dem Reichstag wurde eben
nicht nur als Kulissengeber für Politgeplänkel gebaut. Sie war [5][von
Architekt Stefan Braunfels Teil des Plans, ein öffentliches Haus zu
gestalten]. Als Verkörperung des von der einstigen Bundestagspräsidenten
Rita Süßmuth erträumten gläsernern Parlaments. Und was anderes ist ein
Parlament als ein Streitraum, ein Ort der ja gern auch lautstark geführten
Debatte?
Gehört dazu aber ein mit starken Boxen ausgestatteter Bus, der offenbar
nichts anderes will als stören? Ja, unbedingt. Denn es geht hier um den
angemessen lautstarken Widerstand gegen eine Partei, die verboten gehört,
weil sie die Grundpfeiler von Demokratie und Menschlichkeit schleifen will.
Daran gemahnt der Bus schon [6][mit seinem Namen „Adenauer SRP+“]. Der
erinnert an das erste Verbot einer rechtsextremen Partei im Jahr 1952 – zu
Zeiten des CDU-Kanzlers Adenauer.
Die ARD sollte dankbar sein für die Beteiligung der engagierten
Zuschauer:innen auf der anderen Seite des Ufers, die das TV-Format ernst
nehmen. Die aus der Simulation eines politischen Streits eine interaktive
Debatte machen. Die dem „öffentlich“ im öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Wert und Bedeutung geben. Und sei es nur mit einem fäkalplatten Slogan, der
vielen Zuschauer:innen daheim an den Geräten aus der Seele gesungen
haben dürfte.
21 Jul 2025
## LINKS
[1] /Sommerinterview-mit-AfD-Chefin-Weidel/!6101549
[2] https://www.ardmediathek.de/video/tagesschau/tagesschau-20-00-uhr-20-07-202…
[3] https://www.tagesschau.de/inland/sommerinterview-weidel-100.html
[4] /Merz-im-ARD-Sommerinterview/!6100749
[5] /Bund-ueberspringt-Spree/!1496113/
[6] https://der-adenauer.de/#faqs
## AUTOREN
Gereon Asmuth
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