# taz.de -- Polizeieinsatz bei Anti-Nazi-Protest: Signal der Eskalation | |
> Die Polizei reagiert handgreiflich auf einen Protest des Zentrums für | |
> politische Schönheit. Als Grund nennt sie eine Sirene, die bereits | |
> verstummt war. | |
Bild: Unheilvoller Mix_ Blank, Bus, Polizei | |
Berlin taz | Die [1][Neonazi-Demo am Samstag] hatte nach 50 Metern am | |
Ostkreuz soeben ihren Endpunkt erreicht. Friedliche Blockaden von Tausenden | |
in direkter Nähe auf dem Markgrafendamm hatten zuvor die Route unpassierbar | |
gemacht. Plötzlich aber klettern Polizist:innen der 23. | |
Einsatzhundertschaft über die Gitter vor dem Club About Blank, hinter denen | |
Gegendemonstrant:innen und der Protestbus „Adenauer SPR+“ des | |
Zentrums für politische Schönheit (ZPS) stehen. Ein Beamter trägt einen | |
Rammbock. Obwohl Ausweichmöglichkeiten fehlen, drücken die Einsatzkräfte | |
gegen die Menschen, schubsen, schlagen und setzen Pfefferspray ein. | |
Die Polizei begründete die Eskalation in einer Mitteilung damit, dass eine | |
Sirene des Busses „die beschränkte Lautstärkeregelung deutlich überstiegen… | |
habe. Erst „nach Einschreiten der Einsatzkräfte wurde die Sirene nach | |
einigen Minuten durch die Verantwortlichen abgeschaltet“, zudem kam es zu | |
„Flaschenwürfen“ heißt es. Auf Nachfrage der taz heißt es leicht veränd… | |
„Nach Einschreiten der Polizeikräfte und Kontaktaufnahme mit den | |
Verantwortlichen“ sei es zum Abschalten gekommen. „Im Zuge“ dessen kam es | |
zu den Flaschenwürfen | |
„Die Darstellung ist schlicht falsch und chronologisch verdreht“, sagt | |
Stefan Pelzer vom ZPS. Beobachter:innen und der innenpolitische | |
Sprecher der Grünen, Vasili Franco, bestätigen das. Franco spricht von | |
einem „Schönreden“ der Polizei, sowie von einer „unnötigen und nicht me… | |
notwendigen Eskalation“. Die Sirene war längst abgeschaltet, als der | |
Einsatz gegen die Demonstrant:innen begann. | |
## Immer wieder Bus-Stress | |
Der umgebaute Bus in Polizeioptik, mit Warnsirenen, Nebelmaschine und | |
Kameras, der eine Beweissammlung für die Verfassungswidrigkeit der AfD mit | |
sich führt, begleitet seit dem AfD-Parteitag in Riesa im Januar Proteste – | |
genauso lange schon arbeitet sich die Polizei an ihm ab. Am Samstag war der | |
„Adenauer SRP+“, der an das Verbot der „Sozialistischen Reichspartei“ 1… | |
erinnern soll, auf dem Privatgelände des Clubs abgestellt. | |
Nach einer Drohung den Bus zu „zerstören“, wenn kein Fahrzeugschein | |
vorgelegt werde, verlangte die Polizei vom ZPS eine Versammlung anzumelden, | |
so Pelzer. Laut Polizei galt dafür eine Beschränkung auf 90 Dezibel und ein | |
Zugriffsrecht auf dessen Bedienelemente. Pelzer bestreitet beides. Vorgabe | |
sei gewesen, nur die eigene Versammlung zu beschallen, ein Zugriffsrecht | |
hätte man nicht gestattet. Auch Franco sagt: „Eine feste Dezibelabsprache | |
gab es nicht.“ | |
Als die Nazis vorrücken, ließ der Bus die Sirene ertönen, „unerlaubt“, w… | |
Franco sagt, ein kurzer Moment des „zivilen Ungehorsams“. Nach einem Anruf | |
der Polizei schaltete das ZPS die Sirene 6 Minuten später aus, dasselbe | |
wiederholte sich mit der Nebelmaschine. Erst einige Minuten später kam es | |
zum Sturm der Hundertschaft, in Reaktion darauf zu vereinzelten | |
Flaschenwürfen. Den Einsatzkräften sei es darum gegangen, sich direkt am | |
Bus zu platzieren. „Hätten sie uns das gesagt, hätten sie das einfach haben | |
können“, sagt Pelzer. | |
Bereits am Abend der Bundestagswahl hatten Polizisten eine Scheibe | |
eingeschlagen und den Bus gestürmt, damals seien Polizist:innen durch | |
die Sirene verletzt worden, hieß es. Einige Woche zuvor war er gar | |
[2][beschlagnahmt] worden, zudem gab es unzählige Kontrollen und Kontakte. | |
„Ich habe bereits eine Brieffreundschaft mit der Polizei entwickelt“, sagt | |
Pelzer, der als Halter eingetragen ist. Die Scherereien vergleicht er mit | |
einer „Eingewöhnungsphase“ in der Kita: „Die Berliner Polizei muss ich an | |
das Fahrzeug gewöhnen, weil wir das für immer betreiben werden.“ | |
24 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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