# taz.de -- Zentrum für Politische Schönheit: Schikane bei Protest gegen rech… | |
> Das Zentrum für Politische Schönheit kritisiert die Beschlagnahme eines | |
> Demo-Busses als unrechtmäßig. Die Berliner Polizei lüge, so die | |
> Politkünstler. | |
Bild: Polizisten stehen vor dem beschlagnahmten Bus | |
Berlin taz | Das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) nennt die | |
Beschlagnahmung seines Demo-Busses durch die Berliner Polizei „Willkür“ und | |
einen „Angriff auf die wehrhafte Demokratie“. Die Wegnahme des „Adenauer | |
SRP+“ zwei Wochen vor der Bundestagswahl sei ein schwerer | |
Grundrechteeingriff, sagte ZPS-Sprecher Stefan Pelzer am Montag – der Bus | |
sei „Mittel der Meinungskundgebung“ und Kunstwerk zugleich. | |
Zudem habe die Polizei zu den Gründen der Beschlagnahmung „Lügen | |
verbreitet“. Die Aktivisten fordern die Löschung entsprechender Einträge | |
der Polizei auf X und die sofortige Herausgabe des Busses. | |
Die Berliner Polizei hatte am Sonntagnachmittag den umgebauten | |
Gefangenentransporter bei der Auftaktkundgebung einer Demonstration gegen | |
CDU und FDP unter dem Titel „Sie zündeln, wir löschen“ beschlagnahmt. Zur | |
[1][Begründung schrieb die Polizei auf X,] der Bus habe keine gültige | |
Betriebsgenehmigung. | |
## Polizei: Bus hatte „keine Einzelbetriebserlaubnis“ | |
Auf taz-Nachfrage am Montag erklärte ein Polizeisprecher, die Beamten | |
hätten den Bus wegen „unzulässiger technischer Einrichtungen und Aufbauten, | |
für die zum Zeitpunkt der Feststellung keine Einzelbetriebserlaubnis | |
vorlag, zunächst sichergestellt“. Da der Halter Widerspruch dagegen erhoben | |
habe, sei das Fahrzeug anschließend beschlagnahmt worden. | |
Das ZPS bestreitet, dass keine Betriebsgenehmigungen vorgelegen hätten, und | |
[2][stellte entsprechende Papiere online]. Für die Aufbauten, etwa | |
Lautsprecher, habe man zudem eigene Sicherheitsgutachten anfertigen lassen, | |
sagte Pelzer. Diese hätten die Beamten am Sonntag jedoch gar nicht sehen | |
wollen. | |
Weiter erklärte die Polizei auf X: „Auch eine gemeinsam vorgenommene | |
Durchsicht der Unterlagen und eine kurze Erörterung der verkehrsrechtlichen | |
Lage mit dem Verantwortlichen brachten keine Lösung.“ | |
Dagegen sagte Pelzer am Montag, es habe überhaupt keine Kommunikation der | |
Polizei mit dem ZPS oder ihren Anwälten gegeben. Ein Polizist habe den Bus | |
betreten, den Zündschlüssel an sich genommen und sofort gesagt: „Dieser Bus | |
ist jetzt beschlagnahmt.“ Offenkundig habe die Polizei von vornherein | |
vorgehabt, den Bus mitzunehmen: Sonst übliche Überprüfungen der | |
Fahrtüchtigkeit hätten nicht stattgefunden, so Pelzer. | |
## Foto manipuliert | |
Fast schon komisch sei die dritte „Lüge“ der Polizei, sagte er weiter. So | |
habe die Behörde ein manipuliertes Foto von der Abschleppaktion bei X | |
hochgeladen. [3][Auf dem Foto sieht man den ZPS-Bus – allerdings ist der | |
Schriftzug „Adenauer SRP+“ wegretuschiert], ohne dass dies kenntlich | |
gemacht wurde. | |
Auf Nachfrage der taz erklärte der Polizeisprecher, die Retusche sei aus | |
Datenschutzgründen erfolgt sowie wegen des „Neutralitätsgebots“. Die | |
Polizei mache sich nicht mit der politischen Kampagne, die der Bus mit dem | |
Schriftzug verkörpere, gemein. Solche Bildmanipulationen seien durchaus | |
üblich, so der Sprecher. | |
Dass es bei der Abschleppaktion von Sonntag um mehr geht als die Sorge der | |
Polizei um die Verkehrstüchtigkeit eines Fahrzeugs, ist für die | |
Politkünstler offensichtlich. Ihr Bus sei seit der Erstzulassung am 10. | |
Januar bundesweit siebenmal kontrolliert worden, davon viermal von der | |
Berliner Polizei, und habe drei Hauptuntersuchungen ohne Mängel bestanden, | |
erklärte Pelzer. „Gibt es eigentlich auch nur ein einziges Fahrzeug, dass | |
von derselben Behörde in den letzten 4 Wochen mehr als einmal untersucht | |
wurde?“, [4][fragt das ZPS auf Facebook]. | |
Offenkundig, so das Zentrum, wolle die Polizei mit der Schikane die | |
Proteste der Zivilgesellschaft gegen die AfD behindern. Bis auf einen | |
Termin vorigen Samstag in Bremen bei einer Bunt-statt-Braun-Demo sei ihr | |
Bus jedes Mal kontrolliert und an Demo-Teilnahmen gehindert worden, | |
[5][dadurch habe man zahlreiche Protest-Termine in ganz Deutschland | |
verpasst]. | |
## Erstes Parteiverbot 1952 | |
Das ZPS hatte den Bus im Rahmen seiner AfD-Verbotskampagne im Januar mit | |
Spendengeldern gekauft und umgebaut. Er enthält laut Pelzer neben | |
Lautsprechern und Demo-Technik eine „Beweissammlung“ zur | |
Verfassungsfeindlichkeit der AfD und einen Recherche-Computer für | |
AfD-Zitate. Erstmals kam er bei den Protesten gegen den AfD-Parteitag in | |
Riesa Mitte Januar zum Einsatz und sollte seither im ganzen Land bei | |
Kundgebungen für ein Verbot der AfD werben. | |
Der Name „Adenauer SRP+“ verweist auf die nationalsozialistisch | |
ausgerichtete „Sozialistische Reichspartei“, die 1952 unter Bundeskanzler | |
Konrad Adenauer (CDU) durch das Bundesverfassungsgericht verboten wurde. | |
Der Bus wird nun von der Polizei „einer Prüfgesellschaft im | |
Sachverständigenwesen“ zur Erstellung eines technischen Gutachtens | |
vorgestellt, so der Polizeisprecher. Bis Montagnachmittag war laut Pelzer | |
allerdings noch nichts geschehen: Er könne anhand eines Trackers | |
feststellen, sobald der Bus angerührt werde – er stehe jedoch unangerührt | |
auf einem Polizeigelände in Marzahn. Das Zentrum kündigte rechtliche | |
Schritte gegen die Polizei an. | |
10 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://x.com/polizeiberlin/status/1888603077839585370 | |
[2] https://x.com/politicalbeauty/status/1888611492452249831 | |
[3] https://x.com/polizeiberlin/status/1888603077839585370/photo/1 | |
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[5] https://x.com/politicalbeauty/status/1888912250435473750 | |
## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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