# taz.de -- Abschiebeflug nach Afghanistan: Symbolpolitik mit gefährlichen Kon… | |
> Sicherer wird Deutschland durch die Abschiebung von 80 Straftätern nicht. | |
> Man stärkt aber die islamistischen Taliban. Ein Risiko für die ganze | |
> Region. | |
Bild: Ein Flugzeug der Qatar Airways startet am 18. Juli vom Flughafen Leipzig/… | |
Es ist wohl kein Zufall, dass der [1][Abschiebeflieger nach Kabul] | |
ausgerechnet an diesem Freitag abhob. [2][Lange war bekannt], dass die | |
Bundesregierung diesen Schritt so bald wie möglich gehen will. Immer wieder | |
hatte es Gerüchte über einen möglichen Termin gegeben. Jetzt also an dem | |
Tag, an dem sich Bundesinnenminister Alexander Dobrindt mit seinen | |
Amtskollegen aus Frankreich, Polen, Österreich, Dänemark und Tschechien auf | |
der Zugspitze trifft, um über die großen Linien der Migrationspolitik zu | |
beraten. | |
Das ist ein bewusst gesetztes Symbol: Seht her, die Bundesregierung setzt | |
die versprochene „Asylwende“ weiter konsequent um – nicht nur durch | |
gemeinsames Absprachen auf EU-Ebene, sondern auch ganz konkret. Ein | |
willkommener Nebeneffekt dürfte sein, dass die Abschiebeaktion die | |
öffentliche Aufmerksamkeit von dem Desaster um die | |
Verfassungsrichter*innen-Wahl ablenkt. | |
Der menschenrechtlich fragwürdige Abschiebe-Stunt enthüllt die | |
Substanzlosigkeit, die die deutsche und die ganze europäische | |
Migrationspolitik prägt. Es geht weniger um die Abschiebung an sich als um | |
das Symbol, dass abgeschoben wird. Die praktischen Auswirkungen sind dabei | |
im Grunde egal. | |
## Um Sicherheit geht es nicht | |
Denn sicherer wird Deutschland durch die Abschiebung der 80 afghanischen | |
Straftäter bestimmt nicht. Zwar liefen die Abstimmungen mit dem | |
Taliban-Regime dieses Mal noch über Katar. Doch auch das verschafft den | |
Islamisten die internationale Anerkennung, nach der sie so verzweifelt | |
streben. Sie wollen raus aus dem Paria-Status. Und die deutschen Kontakte | |
nach Afghanistan werden zunehmend enger. | |
Erklärtes Ziel der Bundesregierung ist es, einen dauerhaften | |
Abschiebemechanismus zu etablieren. Es ist ein offenes Geheimnis, was die | |
Taliban dafür fordern: konsularische Vertretung in Deutschland. Geht die | |
Bundesregierung diesen Weg weiter, dann hilft sie den Islamisten, ihre | |
Machtbasis in Afghanistan zu festigen und mit einem Konsulat womöglich eine | |
Basis in Deutschland zu schaffen. | |
Zur Erinnerung: Die Taliban sind Islamisten, die man mit Fug und Recht als | |
die Feinde der aufgeklärten Gesellschaft betrachten darf. Sie verachten die | |
Demokratie und Menschenrechte, unterdrücken Frauen brutal. Sie gewährten | |
[3][Osama bin Laden] Unterschlupf. Die Bundeswehr hat zusammen mit ihren | |
Verbündeten über ein Jahrzehnt Krieg gegen sie geführt. | |
Jede Maßnahme, die die Taliban stärkt, ist schlecht für die Sicherheits- | |
und Menschenrechtslage im Nahen Osten und auf der ganzen Welt. Und dass | |
dies irgendwann auf Deutschland und seine Verbündeten zurückschlagen wird, | |
ist offensichtlich. Sei es in Form von islamistischer Propaganda, die ihren | |
Weg über tausende Kilometer in die deutsche Gesellschaft findet, durch | |
dschihadistische Attentäter oder durch neue Megakrisen in Nahost. Dobrindt | |
sollte gut darüber nachdenken, ob seine symbolische Abschiebepolitik einen | |
solchen Preis wert ist. | |
18 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Abschiebungen-nach-Afghanistan/!6101372 | |
[2] /Migrationspolitik-von-Schwarz-Rot-/!6100637 | |
[3] /Osama-bin-Laden/!t5025776 | |
## AUTOREN | |
Frederik Eikmanns | |
## TAGS | |
Neue Bundesregierung | |
Kanzler Merz | |
Taliban | |
Abschiebung | |
Alexander Dobrindt | |
Schwarz-rote Koalition | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
GNS | |
Fußball-EM der Frauen 2025 | |
Neue Bundesregierung | |
Taliban | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Fußballerin Tuğba Tekkal: „Auf dem Platz fragt keiner, wo du herkommst“ | |
Erst kickte Tuğba Tekkal heimlich auf dem Bolzplatz, später in der | |
Bundesliga. Heute setzt sie sich mit Fußball für Mädchen ein. | |
Sommer-Pressekonferenz des Kanzlers: Merz versucht, die Krise kleinzureden | |
Friedrich Merz spricht von einer „guten Arbeitsbeziehung“ zwischen Union | |
und SPD. Vielen Fragen zur verschobenen Richterwahl weicht der Kanzler aus. | |
Abschiebungen nach Afghanistan: Zurück ins Taliban-Land | |
Innenminister Dobrindt schickt 81 Afghanen mit dem ersten Abschiebeflug | |
seiner Amtszeit in ihr Herkunftsland – mithilfe von Katar. |