# taz.de -- Merz-Regierung geht in die Sommerpause: Erschreckend flache Lernkur… | |
> Merz kündigte großspurig an, alles besser zu machen als die Ampel. | |
> Wirkliche Erfolge kann er bisher kaum vorweisen, und ist dazu noch wenig | |
> lernfähig. | |
Bild: Regierung in der Vertrauenskrise? Bundeskanzler Merz auf dem Weg zur Bund… | |
Die Note „Zwei plus“ würde Markus Söder der Regierung auf dem | |
Zwischenzeugnis geben. Nun war der bayerische CSU-Chef noch nie für Demut | |
bekannt, aber dass er so danebenliegt? Die schwarz-rote Regierung hat sich | |
wegen einer an sich unspektakulären Personalfrage – der [1][Wahl von | |
Richter:innen für das Verfassungsgericht] – in eine tiefe interne | |
Vertrauenskrise manövriert, bedingt durch schwere handwerkliche Fehler der | |
CDU-Führung und getrieben von einem Kulturkampf von ganz rechts, dem die | |
Union nichts entgegenzusetzen hat außer der Forderung, dass sich auch die | |
angefeindete Kandidatin und der Koalitionspartner SPD dem Sturm der | |
Entrüstung beugen sollten. Die Union und Kanzler Friedrich Merz offenbaren | |
eine erschreckend flache Lernkurve. | |
Merz hat die Wähler:innen im Wahlkampf durch großspurige Ankündigungen | |
überzeugt, [2][alles besser zu machen als die Ampel]. Sein Plan fußte wohl | |
vor allem auf der Annahme, einmal im Kanzleramt angekommen, ließe sich das | |
Land mit zackigen Ansagen auf Vordermann bringen. Dieses Prinzip des | |
Durchregierens funktionierte bereits im Vorfeld der Regierungsbildung | |
nicht, als Merz sein Wahlversprechen brach, die Schuldenbremse schleifte | |
und um die Zustimmung der Grünen betteln musste, die er per Sprachnachricht | |
informieren zu können glaubte. | |
Auch bei der eigenen Wahl versagte das Top-down-Prinzip, zu viele | |
Abgeordnete der Koalition verweigerten Merz im ersten Wahlgang ihre Stimme. | |
Es scheint nicht so, dass Merz und Co daraus gelernt hätten, dass nicht mal | |
die eigenen Leute par ordre du mufti zum Gehorsam gezwungen, sondern | |
überzeugt werden wollen und es zudem gut ist, auch mit Grünen und Linken im | |
Gespräch zu bleiben. Doch wenn es aktuell darum geht, einen Ausweg aus dem | |
Richterwahldesaster zu finden, werden Letztere nicht einbezogen, erneut | |
setzt man auf „Friss oder stirb“ | |
## Ein paar Dinge auf den Weg gebracht | |
Für die Zukunft der Regierung, die ja noch am Anfang steht, lässt das | |
nichts Gutes ahnen. Richtig, ein paar Dinge hat Schwarz-Rot auf den Weg | |
gebracht: Milliardeninvestitionen in Infrastruktur und militärische | |
Ertüchtigung, Superabschreibungen, eine Senkung der Energiekosten für | |
Unternehmen. Doch über all das herrschte bereits Einigkeit, die Union hätte | |
diese Punkte auch zu Ampelzeiten mit beschließen können. | |
Gut, in der Migrationspolitik hat zumindest die Union geliefert was sie | |
versprochen hat: Grenzkontrollen, Zurückweisungen, Abschiebungen. Wobei | |
sich wenig überraschend zeigt, dass diese „Erfolge“ kein einziges wirklich | |
wichtiges Problem lösen, weder die Klimakrise noch die Überalterung der | |
Gesellschaft, im Gegenteil. Und sie tragen auch nicht zum Erhalt der | |
industriellen Basis und der Arbeitsplätze in Deutschland bei. | |
Die wirklich dicken Brocken liegen noch vor der Regierung. Merz hat | |
angekündigt, dass seine Regierung erste Reformen der Sozialsysteme im | |
Herbst angehen will. Die Interessenkonflikte zwischen Schwarz und Rot sind | |
evident – und mit Bastapolitik nicht zu überbrücken. | |
18 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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