# taz.de -- Prekäre Arbeitsbedingungen an Unis: „Karriere oft wie eine Black… | |
> Der Wissenschaftsrat fordert attraktivere Arbeitsbedingungen neben der | |
> Professur. Deutlich werden die Expert:innen zum Thema befristete | |
> Verträge. | |
Bild: Befristete Arbeitsverträge sind an den Universitäten an der Tagesordnung | |
Berlin taz | Die Arbeitsbedingungen an Hochschulen müssen attraktiver und | |
transparenter werden. Das fordert der Wissenschaftsrat, ein Beratergremium | |
der Bundesregierung, in einem [1][am Montag vorgestellten Positionspapier]. | |
„Eine Karriere in der Wissenschaft ist oft wie eine Black Box“, kritisierte | |
dessen Vorsitzender Wolfgang Wick vom Universitätsklinikum Heidelberg. | |
Weder sei klar, welche Beschäftigungsoptionen mit welchem Profil es gebe – | |
noch, was man leisten müsse, um eine bestimmte Position zu erreichen. | |
Die intransparenten Karrierewege sind – neben den hohen Befristungsquoten – | |
[2][ein zentraler Kritikpunkt am Arbeitgeber Hochschule]. Eine Ursache für | |
die teils prekären Arbeitsbedingungen ist das | |
Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG). | |
Das Sonderbefristungsrecht erlaubt den Unis, Forscher:innen insgesamt | |
für zwölf Jahre befristet anzustellen. Begründet wird das damit, dass sich | |
Nachwuchswissenschaftler:innen in der Zeit für spätere Stellen | |
qualifizieren. In der Praxis werden Verträge oft aber befristet, obwohl | |
dieser Bezug fehlt und Personen bereits Daueraufgaben übernehmen. Die | |
Bildungsgewerkschaft GEW fordert deshalb, das Sonderbefristungsrecht wieder | |
aufzuheben. | |
So weit geht der Wissenschaftsrat nicht. Er schlägt stattdessen eine | |
„weitreichende Transformation wissenschaftlicher Personalstrukturen“ vor. | |
Zentral dafür sind vor allem die flächendeckende Schaffung neuer | |
Stellenkategorien mit klar definierten Anforderungsprofilen neben der | |
Professur, wie sie einzelne Unis etwa mit „Reseacher“ und „Lecturer“ | |
bereits haben. Departement-Strukturen, die vom hierarchischen | |
Lehrstuhlprinzip abweichen, sind aus Sicht des Gremiums dafür hilfreich. | |
## Befristung soll Ausnahme sein | |
Birgit Spinath, als Vorsitzende des Ausschusses Tertiäre Bildung | |
federführend an dem Positionspapier beteiligt, macht deutlich, dass es aber | |
auch mehr Dauerstellen brauche: „Befristete Verträge sollen künftig die | |
Ausnahme sein und vor allem für Qualifizierungs- und Projektstellen | |
gelten“, so Spinath. Gleichzeitig sollten | |
Nachwuchswissenschaftler:innen früher als bislang, spätestens zwei | |
bis drei Jahren nach der Promotion, Klarheit über den Verbleib in der | |
Wissenschaft erhalten. | |
Die Frage, wann genau die Unis diese Klarheit geben müssen, ist eine der | |
[3][ungelösten Streitfragen in der Debatte] um bessere Arbeitsbedingungen. | |
Die Ampelregierung konnte sich zuletzt nicht auf einen Zeitpunkt für eine | |
mögliche Anschlusszusage für Forscher:innen einigen, die versprochene | |
Reform des WissZeitVG scheiterte. | |
Die SPD teilte auf Anfrage der taz mit, dass dieser Punkt für sie weiterhin | |
zentral ist. Das Gesetz müsse für „verlässliche Perspektiven während der | |
Promotion und für dauerhafte Anschlussbeschäftigung nach der PostDoc-Phase | |
sorgen“, sagte der forschungspolitische Sprecher der Fraktion im Bundestag | |
Oliver Kaczmarek. | |
Welche Punkte der Union wichtig sind, ließ die stellvertretende Vorsitzende | |
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Ronja Kemmer auf Anfrage offen: Derzeit | |
fänden dazu noch keine parlamentarischen Beratungen statt. Im | |
Koalitionsvertrag versprechen Union und SPD aber eine Novelle bis „Mitte | |
2026“ sowie eine „Mittelbau-Strategie“ für bessere Arbeitsbedingungen ne… | |
der Professur. | |
## Länder nur bedingt zuständig | |
Dass es nun auf die GroKo ankommt, macht ein Urteil des | |
Bundesverfassungsgerichts von vergangener Woche deutlich. Darin hatte | |
[4][Karlsruhe den Ländern die Kompetenz abgesprochen], konkrete Vorgaben | |
zur Entfristung wissenschaftlicher Mitarbeiter:innen zu machen. | |
Ayşe Asar, forschungspolitische Sprecherin der Grünenfraktion im Bundestag | |
nimmt deshalb die Bundesregierung in die Pflicht: „Wir erwarten, dass die | |
im Koalitionsvertrag angekündigte Mittelbaustrategie jetzt zügig vorgelegt | |
wird“, sagte Asar. „Die Bundesregierung müsse jetzt Nägel mit Köpfen | |
machen, um die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft nachhaltig zu | |
verbessern und den Empfehlungen des Wissenschaftsrates gerecht zu werden. | |
„Der Ball liegt jetzt beim Bund“, sagte GEW-Vorstand Andreas Keller. Die | |
Empfehlungen des Wissenschaftsrats begrüßt Keller. Aber er vermisst unter | |
anderem die klare Empfehlung, alle Wissenschaftler:innen mit Erreichen | |
der Promotion zu entfristen: „Wir brauchen Dauerstellen für Postdocs!“ | |
15 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.wissenschaftsrat.de/download/2025/2639-25_K.pdf?__blob=publicat… | |
[2] /Prekaere-Verhaeltnisse-in-der-Wissenschaft/!5997410 | |
[3] /Arbeitsbedingungen-an-Unis/!5994836 | |
[4] /Befristung-von-Postdocs/!6096210 | |
## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
## TAGS | |
Wissenschaft | |
Prekäre Arbeit | |
Wissenschaftsrat | |
Bundesregierung | |
Social-Auswahl | |
GNS | |
Prekäre Arbeit | |
Hochschule | |
Wissenschaftler | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Prekäre Arbeitsbedingungen an Unis: Ein Institut probt den Aufstand | |
An der Universität Göttingen legen wissenschaftliche Mitarbeiter:innen | |
einen Teil ihrer Arbeit nieder – aus Protest gegen die Befristungspraxis. | |
Bildungsversprechen nach Ampel-Aus: Nachwuchsforscher:innen müssen weiter leid… | |
Mit der Einigung auf den Digitalpakt 2.0 hat Bildungsminister Cem Özdemir | |
einen Coup gelandet. Andere Bildungsvorhaben der Ampel sind vom Tisch. | |
Zeitverträge in der Wissenschaft: Schluss mit der Befristung? | |
Wissenschaftler*innen hangeln sich von Kurzzeitvertrag zu | |
Kurzzeitvertrag. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz soll die | |
Arbeitsbedingungen verbessern. |