# taz.de -- EU-Gipfel in Brüssel: Keine neuen Russland-Sanktionen | |
> In zwei wichtigen Punkten konnten sich EU-Staats- und Regierungschefs | |
> nicht einigen: einem Sanktionspaket gegen Russland und dem | |
> Israel-Assoziierungsabkommen. | |
Bild: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei einer Pressekonferenz… | |
Brüssel afp | Beim ersten EU-Gipfel von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) | |
konnten sich die Staats- und Regierungschef in zwei wichtigen Punkten nicht | |
einigen: dem 18. Sanktionspaket gegen Russland und einem Aussetzen des | |
Assoziierungsabkommens mit Israel. Die Themen im Überblick: | |
## Verteidigung | |
[1][Auf dem Nato-Gipfel] hatten sich die Teilnehmer geeinigt, die | |
Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts anzuheben. | |
In Brüssel ging es nun um die Umsetzung dieses Ziels. Drei Stunden | |
diskutierten die Staats- und Regierungschefs am Donnerstag über die | |
Aufrüstung Europas. Im Ergebnis forderten sie einen beschleunigten Ausbau | |
der Verteidigungsfähigkeiten sowie ein schnelleres Voranschreiten bei | |
gemeinsamen Rüstungsprojekten. Sie riefen zudem dazu auf, weiter am Ausbau | |
der Produktion in der europäischen Rüstungsindustrie zu arbeiten, | |
„einschließlich mittelständischer Unternehmen“. | |
## Nahost | |
US-Präsident Donald Trump hatte sich beim Nato-Gipfel in Den Haag für die | |
Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und dem Iran feiern lassen. Die | |
Europäer waren dabei weitgehend Zuschauer. Nach der „Einstellung der | |
Feindseligkeiten“ bieten sie nun ihre Hilfe bei den „diplomatischen | |
Bemühungen“ an, um „eine dauerhafte Lösung der iranischen Nuklearfrage | |
herbeizuführen“. | |
Das strittige Thema war jedoch Israels Vorgehen im Gazastreifen. [2][Das | |
von mehreren EU-Staaten geforderte Aussetzen des Assoziierungsabkommens] | |
mit Israel scheiterte am Donnerstag unter anderem am Veto Deutschlands und | |
Österreichs. Nach Ansicht der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas hat Israel | |
gegen Artikel zwei dieses Abkommens verstoßen, der die Achtung der | |
Menschenrechte erwähnt. Der Europäische Rat kündigte lediglich an, die | |
Beratungen über mögliche Maßnahmen im Juli fortzusetzen. | |
## Russland | |
Die EU will den Druck auf Russland [3][durch ein 18. Sanktionspaket] | |
erhöhen. Der Vorschlag der EU-Kommission sieht weitere Maßnahmen gegen | |
einzelne Menschen und Organisationen sowie gegen die sogenannte | |
Schattenflotte vor, mit der Moskau das im Zuge des Ukraine-Kriegs verhängte | |
Öl-Embargo umgeht. Eine Einigung auf das Paket scheiterte am Donnerstag | |
allerdings am slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico. Der stört sich | |
an einem Vorschlag der EU-Kommission, den Import von russischem Gas bis | |
2027 zu verbieten, und fordert Zugeständnisse von der EU-Kommission. Die | |
Staats- und Regierungschefs einigten sich lediglich darauf, die bestehenden | |
Sanktionen zu verlängern. | |
## Ukraine | |
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zum Dauergast bei | |
EU-Gipfeln geworden. Am Donnerstag war er dem Treffen per Video | |
zugeschaltet. In der Gipfelerklärung bekräftigt die EU ihre Unterstützung | |
für die Ukraine und deren Beitritt zur EU. Wie bereits bei vorherigen | |
Ukraine-Erklärungen wurde sie nur von 26 der 27 Mitgliedsstaaten | |
mitgetragen. Ungarns russlandfreundlicher Regierungschef Viktor Orban ist | |
gegen einen EU-Beitritt Kiews. | |
## Zölle | |
In zwei Wochen läuft die jüngste Frist ab, die US-Präsident Trump für die | |
geplante Erhebung neuer Zölle gesetzt hatte. Bundeskanzler Friedrich Merz | |
(CDU) forderte die EU-Kommission erneut auf, rasch einen Kompromiss zu | |
vereinbaren. Er plädierte dafür, möglichst schnell Vereinbarungen zu den | |
wichtigsten Industriebranchen zu treffen. Frankreichs Präsident Emmanuel | |
Macron forderte ebenfalls einen „baldigen Abschluss“ eines Abkommens mit | |
den USA – „aber nicht um jeden Preis“, fügte er hinzu. | |
## Migration | |
[4][Merz nahm am Donnerstag als erster Bundeskanzler an einem informellen | |
Treffen] zum Thema Migration teil, zu dem Dänemark, Italien und die | |
Niederlande eingeladen hatten. Der Kanzler hat sich eine „Migrationswende“ | |
auf die Fahnen geschrieben. | |
## Wettbewerbsfähigkeit und Klima | |
Frankreich hat Berichte zurückgewiesen, die europäischen Klimaziele | |
ausbremsen zu wollen. Das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 gelte | |
unverändert. Es müsse jedoch darauf geachtet werden, die | |
Wettbewerbsfähigkeit Europas nicht zu schmälern. Dazu zählt Paris auch die | |
Gleichstellung von Atomenergie mit erneuerbaren Energien, insbesondere mit | |
Blick auf die Finanzierung künftiger Vorhaben. | |
27 Jun 2025 | |
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