# taz.de -- Bewegungstermine in Berlin: Immer wieder im Kiez nach den Rechten s… | |
> Man muss auf seine Umgebung aufpassen. Tut man es nicht, hat man | |
> plötzlich mit einem Naziproblem zu kämpfen – oder mit einem | |
> Abschiebeknast. | |
Bild: Im Plattenbau versuchen Antifas schon länger aufzuräumen, wie hier 2015… | |
Von Zeit zu Zeit muss man in seinem Zuhause mal nach dem Rechten schauen. | |
Tropft irgendwo ein Wasserhahn? Entsteht in der Dusche ein Schimmelfleck? | |
Wie geht es der älteren Nachbarin von gegenüber, sollte man da mal wieder | |
nach dem Rechten schauen? Auf das eigene Zuhause aufzupassen, hat etwas mit | |
Achtsamkeit zu tun. Es ist aber auch Eigennutz: Denn wo man im Jetzt | |
Probleme verhindert, verhindert man womöglich, dass es später einmal | |
wirklich teuer wird. | |
Aber die Achtsamkeit darf nicht an der eigenen Haustür enden. Ganz Berlin | |
ist das Zuhause der Berliner:innen, weshalb es Sinn macht, auch mal nach | |
den Rechten zu sehen. Denn mal ehrlich: Was ist schon ein tropfender | |
Wasserhahn im Vergleich zu einem grassierenden Naziproblem im Außenbezirk? | |
Wenn man so etwas entdeckt – etwa Jungfaschos, die besoffen durch den Kiez | |
laufen und vermeintliche Ausländer:innen terrorisieren -, ist es | |
wichtig, nicht vor der Hässlichkeit des Problems zurückzuschrecken. Nein, | |
dann hilft dann nur Arme hochkrempeln, um den Nazis wieder klarmachen, dass | |
ihr Nazisein Probleme bedeutet. Am Freitag (11. Juli) rufen Antifas in | |
Marzahn unter dem Motto [1][„Nach den Rechten schauen“] auf die Straße, um | |
der rechten Hegemonie dort etwas entgegenzusetzen (Eastgate, 18 Uhr). | |
## Straßenfeste in Kreuzberg und Mitte | |
Woanders klappt die Kiezpflege schon besser. Zahlreiche Nachbarschaften | |
wehren sich teils seit Jahrzehnten gegen Verdrängung, Polizei und Nazis. | |
Zeit, das auch einfach mal zu feiern! Am Samstag (12. Juli) finden gleich | |
drei Straßenfeste statt. | |
Am Kreuzberger Blücherplatz organisiert das Kunst- und Kulturcafé Bavul ab | |
13 Uhr ein [2][„Festival gegen Rassismus“]. Ziel der Veranstaltung ist es, | |
die Perspektiven von Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die von der | |
gegenwärtigen rassistischen Entmenschlichung und Entrechtung von | |
Migrant:innen selbst betroffen sind. Mit Musik, Workshops, Diskussionen | |
und Kunst soll stattdessen die postmigrantisch-demokratische Gesellschaft | |
zelebriert werden. | |
Ab 12 Uhr startet derweil in der Kohlfurter Straße nahe des Kottbusser Tors | |
ein [3][„Straßenfest für einen solidarischen Kiez“]. Die Kohlfurter Stra�… | |
ist ein Musterbeispiel für ein Kiez, wo man aufeinander achtet. In den | |
1980er Jahren war die Straße Schauplatz von Hausbesetzungen, wodurch einige | |
Häuser der Spekulationsgier von Investoren entzogen werden konnten. Nun | |
feiert die Nachbarschaft ihre Solidarität miteinander und über den Kiez | |
hinaus – mit einem Kinderprogramm, Essen und Trinken, Siebdruck, | |
Infoständen und mehr. | |
Unachtsam mit der Stadt umgegangen sind Politik und Investoren dagegen in | |
Mitte. Hier sieht schon fast alles genau so aus, wie es überall auf der | |
Welt aussieht, wo die schrecklich gleichmachende Kraft des Kapitals | |
ungehindert wütet. Zum Glück gibt es noch Inseln des Widerstands: Die | |
Hausprojekte in der Brunnenstraße 6/7 und der Linienstraße 206, die an dem | |
Samstag (12. Juli) ein [4][Geburtstags- und Hoffest] veranstalten. Los geht | |
es um 13:12 Uhr. | |
## Protest gegen Abschiebungen | |
Ein großes Problem ist indes, wenn in der eigenen Nachbarschaft ein | |
riesiges Abschiebezentrum entsteht, wie in Schönefeld beim Flughafen BER. | |
Aktivist:innen zufolge könnten in dem euphemistisch „Ein- und | |
Ausreisezentrum“ genannten Gebäudekomplex bis zu 156 Menschen eingesperrt | |
werden, um ihr Asylverfahren unter haftähnlichen Bedingungen durchzuführen. | |
Andere könnten hier eingeknastet werden, um auf ihre Abschiebung zu warten. | |
Geplant hat das Zentrum übrigens der [5][wegen Korruption vorbestrafte | |
Investor Jürgen B. Harder]. Kosten soll der Spaß nicht weniger als eine | |
halbe Milliarde Euro (!), Harder selbst könnte mit dem krummen Deal | |
Schätzungen zufolge wahnwitzige 200 Millionen Euro Gewinn machen. Doch noch | |
ist es nicht zu spät, diesen irren Plan abzuwenden. Die Gemeindevertretung | |
muss dem Bauplan noch zustimmen. Höchste Zeit, auch da mal [6][mit einer | |
kräftigen Demo] nach dem Rechten zu schauen (Sonntag, 13. Juli, Rathaus | |
Schönefeld, 14 Uhr). | |
10 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.instagram.com/p/DLZRbStsRuL/ | |
[2] https://stressfaktor.squat.net/node/320057 | |
[3] https://stressfaktor.squat.net/node/311071 | |
[4] https://stressfaktor.squat.net/node/319522 | |
[5] /Fragwuerdiger-Abschiebegewahrsam-am-BER/!5871652 | |
[6] https://stressfaktor.squat.net/node/320058 | |
## AUTOREN | |
Timm Kühn | |
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