# taz.de -- Spahn und die Maskenaffäre: Mehr Fragen als zuvor | |
> In der Maskenaffäre sorgt die Vorladung von Sonderermittlerin Margarete | |
> Sudhof für wenig Aufklärung. Linke und Grüne fordern weiterhin einen | |
> Untersuchungsausschuss. | |
Bild: Bedingt sprechbefugt: Sonderermittlerin Sudhof musste bei ihrer Befragung… | |
Die Sonderbeauftragte Margarete Sudhof (SPD) hat am Dienstag im | |
Haushaltsausschuss zur Maskenaffäre ausgesagt. Nach knapp zwei Stunden | |
vertraulicher Sitzung sehen Grüne und Linke weiter Aufklärungsbedarf. „Wir | |
sind heute nicht fertig geworden – es gibt mehr offene als beantwortete | |
Fragen“, sagte Haushaltspolitikerin Paula Piechotta (Grüne). Die Befragung | |
Sudhofs habe „nicht ausgereicht“, erklärte auch Linken-Chefin Ines | |
Schwerdtner. Ende Juli will der Haushaltsausschuss Sudhof erneut befragen. | |
Grüne und Linke hatten Sudhof eingeladen, um sie zu ihrem | |
[1][Untersuchungsbericht] zu befragen. Darin hatte sie Unionsfraktionschef | |
Jens Spahn schwere Vorwürfe gemacht. Als Gesundheitsminister habe er | |
während der Coronapandemie die Abnahme von Masken zu überhöhten Preisen | |
zugesagt, Überbeschaffung verursacht und dafür gesorgt, dass bestimmte | |
Unternehmen bevorteilt wurden. Später habe er auf Schadenersatz verzichtet. | |
Dabei entstanden Milliardenschäden, teilweise streitet der Bund noch heute | |
mit Maskenhändlern vor Gericht. | |
Spahns Parteikollegin, Gesundheitsministerin Nina Warken, hatte den | |
[2][Bericht mit Schwärzungen] an den Ausschuss gegeben. Ende letzter Woche | |
wurde dann der gesamte Bericht bekannt: Das Ministerium hatte auch Fußnoten | |
zensiert, die zeigten, dass Spahn persönlich in Entscheidungen zur | |
überteuerten Beschaffung verwickelt war. | |
Sudhof selbst erklärte am Dienstag vor der Sitzung, das | |
Gesundheitsministerium habe ihr „keine vollständige Aussageerlaubnis“ | |
erteilt, auch öffentlich dürfe sie nicht sprechen. Ihre Aussage im | |
Haushaltssausschuss war ebenfalls vertraulich. „Das sagt auch schon wieder | |
viel darüber, wie offen und transparent die Union bei diesem Thema mit der | |
Öffentlichkeit kommunizieren möchte“, kommentierte Piechotta. Sudhofs | |
Aussage stehe gegen die von Spahn und Warken – „und einer lügt.“ | |
## Die SPD könnte sich bald bewegen | |
Spahn, Warken und weitere Unionspolitiker*innen hatten Sudhof immer | |
wieder angegriffen und behauptet, ihr Bericht sei „parteipolitisch | |
motiviert“. Auch am Dienstag sah sich das Gesundheitsministerium berufen, | |
Sudhof öffentlich zu widersprechen. Ihre Aussage, sie habe „keine | |
unbeschränkte Aussagegenehmigung“, sei falsch, sagte ein Sprecher des | |
Ministeriums. Sudhof hätte im nichtöffentlichen Ausschuss vollumfänglich | |
„zu den Themen ihres Berichts“ befragt werden und Auskunft geben können. | |
Weil der Bericht vom Ministerium aber weiterhin als Verschlusssache | |
eingestuft wird, darf Sudhof sich öffentlich tatsächlich nicht äußern – | |
auch nicht zu den Vorwürfen des Gesundheitsministeriums. | |
Linke und Grüne fordern weiterhin einen Untersuchungsausschuss, der Zeugen | |
vorladen und sie unter Eid befragen könnte, auch Privatpersonen wie die | |
Maskenhändler. Den beiden demokratischen Oppositionsparteien fehlen dazu | |
jedoch neun Stimmen, weil sie mit der AfD nicht zusammenarbeiten wollen. | |
Trotzdem werde ein Untersuchungsausschuss „von Tag zu Tag wahrscheinlicher“ | |
sagte Piechotta. Auch die SPD sehe das so. | |
Bislang hat sich aber kein*e Abgeordnete*r der SPD näher dazu erklärt. | |
Offenbar will man die Regierung nicht gefährden. Schwarz-Rot plant | |
stattdessen, eine Enquetekommission zum Thema Corona einzusetzen, schon am | |
Donnerstag soll der Bundestag das beschließen. Eine solche Kommission hat | |
weniger Rechte als ein Untersuchungsausschuss. Trotzdem werden wohl auch | |
Grüne und Linke dafürstimmen, nicht zuletzt, weil es [3][grundsätzlich um | |
die Pandemie] gehen soll. | |
8 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Luisa Faust | |
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