# taz.de -- Posten beim Bundesverfassungsgericht: Linke will bei Richterwahl mi… | |
> Beim Bundesverfassungsgericht sollen diesen Sommer drei Richterposten | |
> nachbesetzt werden. Die Linke will im Bundestag beteiligt werden. Doch | |
> die Union zögert. | |
Bild: Bei der Neubesetzung von drei Richterposten am Bundesverfassungsgericht w… | |
Berlin taz | Am Donnerstag nächster Woche will der Bundestag drei | |
Richter:innen für das Bundesverfassungsgericht wählen. Für die | |
Zwei-Drittel-Mehrheit sind auch die Stimmen der Linken erforderlich. Deren | |
Vorsitzender, Jan van Aken, hat nun Gegenleistungen gefordert. | |
[1][Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe] besteht aus 16 | |
Richter:innen in zwei Senaten. Diese werden zeitlich gestaffelt je zur | |
Hälfte von Bundestag und Bundesrat gewählt. In diesem Sommer stehen | |
zufällig drei Wahlen im Bundestag an. Es geht um die Nachfolge von Richter | |
Josef Christ im Ersten Senat und die Nachfolge von Vizepräsidentin Doris | |
König sowie Richter Ulrich Maidowski im Zweiten Senat. | |
In einem Brief an CDU/CSU, SPD und Grünen forderte die Linke jetzt eine | |
Änderung des Nominierungsschlüssels für die Verfassungsrichter-Wahlen. | |
Darauf wies Linken-Chef Jan van Aken in einem Interview mit der Rheinischen | |
Post hin. Auch der Linken [2][müsse „eine Nomininierung“ zustehen.] | |
Seit 2018 gilt die Formel 3-3-1-1. Das heißt: CDU/CSU und SPD können pro | |
Senat je drei Richter:innen vorschlagen, Grüne und FDP je eine | |
Richter:in. So wurde sichergestellt, dass bei den Richterwahlen jeweils | |
eine Zwei-Drittel-Mehrheit zustandekommt und dass das | |
Bundesverfassungsgericht pluralistisch zusammengesetzt ist. | |
## Union will Linke umgehen | |
Nun ist die FDP allerdings nicht mehr im Bundestag vertreten und für die | |
Zwei-Drittel-Mehrheit sind jetzt die Stimmen der Linken erforderlich. Dass | |
die Linke jetzt ein eigenes Vorschlagsrecht fordert, liegt daher nahe. | |
Schon Mitte Mai hatte Linken-Rechtspolitikerin Clara Bünger [3][im Gespräch | |
mit der taz ein eigenes Vorschlagsrecht angeregt]. | |
Aken sagte jetzt im Interview: „Warum die FDP jetzt noch ein Zugriffsrecht | |
haben soll und wir nicht, erschließt sich mir nicht“. Falls er damit | |
andeuten wollte, dass die Vorschlagsrechte der FDP auf die Linke übergehen | |
könnten, wäre das kein cleverer Vorschlag. Denn die Amtszeit der von der | |
FDP vorgeschlagenen Richter Heinrich Amadeus Wolff und Thomas Offenloch | |
endet erst 2033 respektive 2035. Will die Linke wirklich acht Jahre warten, | |
bis sie erstmals Verfassungsrichter:innen vorschlagen kann? | |
Naheliegender wäre, wenn die 16-Prozent-Partei SPD eines ihrer | |
Vorschlagsrechte an die Linke abgibt. Dann bliebe auch der | |
Links-Rechts-Proporz im Bundesverfassungsgericht erhalten. Bei den drei | |
anstehenden Richterwahlen stehen der SPD (nach der bisherigen Formel) zwei | |
Nominierungen zu, der CDU/CSU eine. | |
Dringend ist vor allem die Wahl eines Nachfolgers von Josef Christ, der | |
schon seit November nur noch kommissarisch im Amt ist. Hier hat die Union | |
das Vorschlagsrecht. Aus der Linken ist zu hören, dass man deshalb vor | |
allem auf einen Anruf aus der Union wartet. Damit tun sich CDU und CSU aber | |
wegen ihres Unvereinbarkeitsbeschlusses schwer. | |
Dem Vernehmen nach will die Union deshalb eine Jurist:in nominieren, die | |
das Bundesverfassungsgericht Ende Mai für die Nachfolge von Josef Christ | |
vorgeschlagen hat. Auf Platz 1 der Karlsruher Liste stand dabei Günter | |
Spinner, Vorsitzender Richter am Bundesarbeitsgericht. Die Überlegung der | |
Union ist wohl, dass die Linke einen Vorschlag des Gerichts nicht ablehnen | |
kann. | |
Die drei Richterwahlen im Bundestag sind für den 10. Juli vorgesehen. Drei | |
Tage vorher trifft sich der 12-köpfige Wahlausschuss, der die zu wählenden | |
Personen formal aufstellen muss. | |
30 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /70-Jahre-Bundesverfassungsgericht/!5799804 | |
[2] https://rp-online.de/politik/deutschland/linken-chef-jan-van-aken-wir-stehe… | |
[3] /Wahl-des-Bundesverfassungsgerichts/!6084716 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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