| # taz.de -- SIPRI-Friedensforscher zu Atomwaffen: „Atomwaffen garantieren kei… | |
| > Das Friedensforschungsinstitut SIPRI warnt vor einem neuen atomaren | |
| > Rüstungswettlauf. Alle Atomwaffenstaaten modernisierten derzeit ihre | |
| > Arsenale. | |
| Bild: Seit Jahrzehnten wird gegen Atombomben protestiert – jetzt werden sie w… | |
| Stockholm dpa | Das [1][Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri] warnt | |
| angesichts der höchst angespannten Weltlage vor einem erneuten | |
| Rüstungswettlauf der Atommächte. Wie aus dem [2][neuen Jahresbericht des | |
| unabhängigen Instituts] hervorgeht, werden die weltweiten | |
| Atomwaffenarsenale immer weiter ausgebaut und modernisiert. | |
| Fast alle Atomwaffenstaaten hätten sich 2024 weiterhin in intensiven | |
| Modernisierungsprogrammen befunden, bestehende Waffen nachgerüstet und | |
| ihnen neuere Versionen hinzugefügt, schreiben die Friedensforscher. Ein | |
| gefährliches neues nukleares Wettrüsten zeichne sich ab – und das in einer | |
| Zeit, in der es äußerst schlecht um die Verträge zur Rüstungskontrolle | |
| stehe. | |
| Den weltweiten Gesamtbestand an Atomsprengköpfen schätzt Sipri auf 12.241. | |
| Davon befinden sich rund 9.614 für den potenziellen Einsatz in | |
| militärischen Lagerbeständen – das sind etwa 29 mehr als im Vorjahr. | |
| Schätzungsweise 3.912 der Sprengköpfe wurden demnach auf Raketen oder auf | |
| aktiven Stützpunkten platziert, darunter waren wiederum rund 2.100, die in | |
| hoher Einsatzbereitschaft gehalten wurden. All diese Werte bilden den Stand | |
| im Januar 2025 ab. | |
| Neun Staaten der Erde gelten als Atommächte. Dazu zählen in erster Linie | |
| die USA und Russland, die historisch bedingt durch den Kalten Krieg auch | |
| heute noch zusammen über fast 90 Prozent aller Atomwaffen verfügen. Hinzu | |
| kommen [3][Großbritannien, Frankreich,] China, Indien, Pakistan, Nordkorea | |
| und Israel, das öffentlich nach wie vor nicht einräumt, im Besitz nuklearer | |
| Waffen zu sein. Deutschland besitzt keine Atomwaffen. | |
| ## Eskalation zwischen Israel und dem Iran | |
| Erneute Atomdebatten in Europa, Nahost und Ostasien deuten Sipri zufolge | |
| darauf hin, dass potenziell weitere Staaten ihre eigenen Kernwaffen | |
| entwickeln könnten. Die Atombemühungen des Irans sehen die Friedensforscher | |
| dabei zunehmend vom [4][eskalierenden Konflikt mit Israel] beeinflusst: | |
| Während dabei in innenpolitischen Debatten die potenziellen Vorteile einer | |
| nuklearen Abschreckung thematisiert würden, signalisiere die iranische | |
| Führung bei [5][Gesprächen mit den USA] über eine Wiederbelebung des | |
| Atomabkommens mit dem Westen Bereitschaft für atomare Zurückhaltung, heißt | |
| es im Bericht. | |
| Israel hatte vor wenigen Tagen mit [6][Großangriffen auf iranische Städte | |
| und Atomanlagen] begonnen und dies unter anderem damit begründet, dass der | |
| Iran „nach dem Bau einer Atombombe in nächster Zeit“ strebe. Teheran hat | |
| das stets dementiert. | |
| Seit Jahrzehnten ist die weltweite Zahl der Atomwaffen kontinuierlich | |
| gesunken – zu Spitzenzeiten des Kalten Krieges lag sie mehr als fünfmal so | |
| hoch wie heute. Dieser Rückgang ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, | |
| dass Russland und die USA ausrangierte Sprengköpfe nach und nach | |
| demontieren. | |
| Bei der Zahl der einsatzfähigen Atomwaffen beobachtet Sipri dagegen schon | |
| seit längerem einen Anstieg. Während sich das Tempo der Demontage | |
| verlangsame, beschleunige sich zeitgleich die Bereitstellung neuer Waffen. | |
| Mit anderen Worten: Es sieht danach aus, dass bald mehr neue Atomwaffen | |
| bereitgestellt als alte ausrangiert werden. Der Gesamtbestand könnte damit | |
| in den nächsten Jahren erstmals wieder steigen. | |
| ## Rüstungskontrollverträge gibt es kaum noch | |
| „Die Ära der Verringerung der weltweiten Atomwaffenzahl, die seit dem Ende | |
| des Kalten Krieges andauerte, geht zu Ende“, stellt der Sipri-Experte Hans | |
| Kristensen fest. „Stattdessen beobachten wir einen klaren Trend hin zu | |
| wachsenden Atomwaffenarsenalen, verschärfter nuklearer Rhetorik und der | |
| Aufkündigung von Rüstungskontrollabkommen“, warnt er. | |
| Gleich mehrere Abrüstungs- und Kontrollverträge haben in jüngerer Zeit | |
| stark gelitten. 2019 hatten die USA unter dem damaligen wie heutigen | |
| Präsidenten Donald Trump den [7][INF-Vertrag zum Verzicht auf landgestützte | |
| atomare Kurz- und Mittelstreckenraketen gekündigt] und ein Jahr später auch | |
| den [8][Rückzug aus dem Vertrag Open Skies] über internationale | |
| militärische Beobachtungsflüge angekündigt. Daraufhin hatte [9][auch | |
| Russland den Open-Skies-Austritt verkündet]. | |
| 2022 vollzog Russland nach seinem Einmarsch in die Ukraine seinen Austritt | |
| aus dem Abrüstungsvertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa | |
| (KSE-Vertrag). Das Land von Kremlchef Wladimir Putin setzte damals auch den | |
| letzten großen atomaren Abrüstungsvertrag New Start mit den USA außer | |
| Kraft. Gespräche über ein Nachfolgeabkommen liegen seitdem auf Eis. Findet | |
| sich keine Lösung, läuft der Vertrag im Februar 2026 aus. | |
| ## China rüstet auf | |
| Im Schatten Washingtons und Moskaus kristallisiert sich derweil immer | |
| stärker eine dritte führende Atommacht heraus, die sich laut Sipri mitten | |
| in der umfassenden Modernisierung und Ausweitung ihres Atomwaffenprogramms | |
| befindet: [10][China]. Die chinesischen Bestände werden von dem Institut | |
| auf etwa 600 nukleare Sprengköpfe geschätzt. Das sind mittlerweile mehr als | |
| Frankreich (290) und Großbritannien (225) zusammen. | |
| „Chinas Atomwaffenarsenal wächst schneller als das jedes anderen Landes: | |
| seit 2023 um etwa 100 neue Sprengköpfe pro Jahr“, heißt es im | |
| Sipri-Bericht. Tendenz: weiter steigend. | |
| Dann wären da noch Indien und Pakistan. Nach der [11][jüngsten | |
| Konfrontation zwischen den beiden rivalisierenden Atommächten] herrscht | |
| seit Mitte Mai eine Waffenruhe unter ihnen. Es habe eine Gefahr bestanden, | |
| einen konventionellen Konflikt in eine nukleare Krise zu verwandeln, | |
| erklärt Sipri-Experte Matt Korda. „Dies sollte eine eindringliche Warnung | |
| für Staaten sein, die ihre Abhängigkeit von Atomwaffen erhöhen wollen.“ | |
| Die jüngsten Feindseligkeiten zwischen Indien und Pakistan zeigten, dass | |
| Atomwaffen keine Konflikte verhinderten, sagt er. „Es ist entscheidend, | |
| sich daran zu erinnern, dass Atomwaffen keine Sicherheit garantieren.“ | |
| 16 Jun 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Die-Welt-ruestet-auf-besonders-Deutschland/!6082147 | |
| [2] https://www.sipri.org/media/press-release/2025/nuclear-risks-grow-new-arms-… | |
| [3] /Atomstreitkraefte-Frankreich-und-UK/!5992445 | |
| [4] /Iran-Israel-Krieg/!t5255686 | |
| [5] /Atomprogramm/!6078953 | |
| [6] /-Israels-Angriff-auf-den-Iran-/!6093909 | |
| [7] /Nukleare-Aufruestung/!5610513 | |
| [8] /Rueckschlag-fuer-Ruestungskontrolle/!5687514 | |
| [9] /Nato-und-Russland/!5741540 | |
| [10] /China-testet-Interkontinentalrakete/!6035746 | |
| [11] /Kaempfe-zwischen-Pakistan-und-Indien/!6084209 | |
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