| # taz.de -- Kriegsfolgen für die deutsche Wirtschaft: Ängstlicher Blick auf d… | |
| > Die Sorge ist groß, dass die Krise im Nahen Osten die Aussichten für die | |
| > deutsche Wirtschaft weiter dämpft. Die sind ohnehin schon schlecht. | |
| Bild: US-Boot in der Straße von Hormus im Persischen Golf | |
| Berlin taz | Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat die Militärschläge | |
| Israels und der USA gegen den Iran gutgeheißen. „Es gibt für uns und auch | |
| für mich persönlich keinen Grund, das zu kritisieren, was Israel vor einer | |
| Woche begonnen hat“, sagte er beim Jahreskongress des Bundesverbands der | |
| deutschen Industrie (BDI) am Montag in Berlin. Auch für das Vorgehen der | |
| USA am vergangenen Wochenende sehe er keinen Grund für Kritik. Zwar sei das | |
| Vorgehen nicht ohne Risiken. „Aber es zu belassen wie es war, war auch | |
| keine Option“, sagte der Bundeskanzler | |
| Die USA hatten [1][am Wochenende in den Krieg Israels gegen den Iran | |
| eingegriffen] und [2][Atomanlagen in der Islamische Republik bombardier]t. | |
| Deutschland bezieht nach Angaben der Bundesregierung kein Öl und kein Gas | |
| aus dem Iran. Trotzdem könnten mögliche Verwerfungen auf dem Weltmarkt für | |
| Öl Auswirkungen auf die Bundesrepublik haben. | |
| Das derzeit am meisten gefürchtete Szenario: [3][Würde der Seeweg Straße | |
| von Hormus blockiert], würde Deutschland mittelbar von dem Konflikt | |
| getroffen, räumte Merz ein. Die Meerenge ist ein wichtiger Transportweg für | |
| große Mengen Öl und Gas. „Ich bin einigermaßen zuversichtlich, dass es dazu | |
| nicht kommt“, sagte Merz. Aber es sei zu früh, das zu beurteilen. | |
| Politiker:innen und Wirtschaftsvertreter:innen fürchten, dass | |
| der Iran auf die Militärschläge mit der Sperrung der Straße von Hormus | |
| reagiert, dem einzigen Seeweg zum Persischen Golf. Ihn nutzen neben dem | |
| Iran selbst Saudi-Arabien, Irak, Katar und andere Anrainer. Durch die | |
| Straße von Hormus werden täglich 20 Millionen Barrel Öl transportiert, das | |
| sind etwa ein Fünftel des täglichen Handelsvolumen und 20 Prozent des | |
| weltweit gehandelten Flüssiggases. | |
| Diese Menge könnte nicht durch andere Lieferanten ersetzt werden. Denn noch | |
| bestehende Reservekapazitäten bei der Förderung befinden sich ebenfalls in | |
| der Region. Für die Wirtschaft würde eine Verknappung des Öls zum Problem. | |
| Er blicke mit Sorgen auf eine weitere Eskalation im Nahen Osten, sagte | |
| BDI-Präsident Peter Leibinger. „Das wird sich mit Sicherheit massiv auf die | |
| Energiepreise, nicht nur die Ölpreise auswirken“, sagte er. Prognosen dazu | |
| seien nicht möglich. | |
| Weitere Belastungen der deutschen Wirtschaft kämen zur Unzeit. Der BDI hat | |
| seine Prognose für die Wirtschaftsentwicklung in diesem Jahr bereits nach | |
| unten korrigiert – [4][wegen der Zollpolitik] von US-Präsident Donald | |
| Trump. Dabei hat die [5][deutsche Wirtschaft] bereits zwei Jahre Rezession | |
| hinter sich. Das hat es in der Geschichte der Bundesrepublik bislang noch | |
| nicht gegeben. Ein Grund dafür ist der Energiepreisschock nach dem Angriff | |
| Russlands auf die Ukraine, von dem sich etliche Betriebe noch nicht erholt | |
| haben. Die Preise sind weiterhin hoch. Von der Regierung in Aussicht | |
| gestellte Senkungen sind noch nicht umgesetzt. | |
| ## Wirtschaft droht zu schrumpfen | |
| Jetzt droht die Wirtschaft das dritte Jahr in Folge zu schrumpfen. Der BDI | |
| hat seine Prognose von Beginn des Jahres weiter nach unten korrigiert. | |
| Statt mit einem Minus von 0,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts rechnet der | |
| Verband jetzt mit einem Rückgang von sogar 0,3 Prozent. | |
| Grund für diese Einschätzung sei die Unsicherheit infolge der Zollpolitik | |
| von US-Päsident Donald Trump, sagte BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja | |
| Gönner. „Wir gehen davon aus, dass das angekündigte Zollregime in Kraft | |
| tritt.“ Der BDI rechnet mit Zöllen von 20 Prozent auf viele Produkte aus | |
| der EU ab Juli. Eine mögliche Ölkrise ist in diesem pessimistischen | |
| Szenario nicht berücksichtigt. | |
| [6][Auch für Verbraucher:innen] hätte ein Anstieg der Energiepreise | |
| Folgen. Sie müssten nicht nur mit höheren Kosten für Strom, Sprit und fürs | |
| Heizen rechnen. Höhere Energiepreise wie zuletzt nach dem Angriff Russlands | |
| auf die Ukraine treiben die Inflation insgesamt nach oben. Denn sie wirken | |
| sich auf die Herstellung und den Transport fast aller Waren aus. Vor allem | |
| für Haushalte mit wenig Einkommen kann das eine enorme Belastung sein. | |
| Merz erklärte bei seinem Auftritt beim BDI-Kongress, Deutschland müsse | |
| seine „preisliche Wettbewerbsfähigkeit“ verbessern. Die Bundesregierung | |
| habe erste Schritte unternommen. „Am 11. Juli wird der Bundesrat das erste | |
| große Investitionspaket beschließen“, sagte er. Das Paket sieht großzügige | |
| Abschreibemöglichkeiten und Steuererleichterungen für Unternehmen vor. | |
| Weil das große Lücken in die Haushalte von Ländern und Kommunen reißen | |
| wird, fordern die Länderchef:innen eine Kompensation. Eine Einigung | |
| darüber ist die Voraussetzung dafür, dass der Bundesrat dem Paket zustimmt. | |
| Bei Verhandlungen am Sonntag hatten sich Vertreter:innen von Bund und | |
| Ländern noch nicht auf einen Ausgleich verständigen können. Am Montagabend | |
| sollten die Gespräche vorgesetzt werden. | |
| 23 Jun 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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