| # taz.de -- Trump, Merz, Weimer: Völkerrechtliches Kloputzen ist echte Drecksa… | |
| > Außerdem im Wochenrückblick: die Rückkehr zur Wehrpflicht, ein | |
| > rechtsoffener Kulturstaatsminister und ein treuer Freund namens Markus | |
| > Lanz. | |
| Bild: US-Präsident Donald Trump prahlt mit seinen Angriffen auf Iran | |
| taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? | |
| Friedrich Küppersbusch: [1][Netanjahu führt Trump vor]. | |
| taz: Und was wird besser in dieser? | |
| Küppersbusch: Trump merkt's nicht. | |
| taz: Wann haben Sie das letzte Mal [2][eine echte „Drecksarbeit“] erledigt? | |
| Küppersbusch: Faszinierend an Merz' Wortwahl ist, dass es nicht seine war. | |
| Der O-Ton, in dem ZDF-Moderatorin Zimmermann dem Kanzler das Dreckswort auf | |
| den Elfer legt, lädt zu der Theorie: aus dem Umfeld des Kanzlers | |
| aufgeschnappt und einfach mal auf den Tisch geknallt. Und er tappst mit | |
| großem Dank rein. Im folgenden Erregungstaumel blieb ungeklärt, was denn da | |
| eigentlich als völkerrechtliches Kloputzen benannt wird. Die toten und | |
| verstümmelten Opfer des iranischen und israelischen Kriegshandelns, | |
| vielleicht, oder doch der Bruch des Völkerrechts? Israel bombardiert einen | |
| Fernsehsender, um das Atomprogramm zu stoppen – so, wie man halt | |
| Atomanlagen angreift, wenn einem das TV-Programm nicht zusagt. Eine | |
| verantwortliche deutsche Regierung müsste Unrecht verurteilen und zugleich | |
| Israel unterstützen – und damit letztlich gestehen, dass sie beides nicht | |
| kann. Statt im stiefelstinkenden Landserjargon drüberweg zu marschieren. | |
| Diese Debatte ehrlich zu führen, wäre offenbar dann doch zu viel – | |
| Drecksarbeit. | |
| taz: Von wegen Sprache: [3][„Vizekanzler Lars Klingbeil schließt eine | |
| Rückkehr zur Wehrpflicht in Deutschland zwar aus], will aber die | |
| Voraussetzungen für ein verpflichtendes Einziehen schaffen.“ Können Sie uns | |
| diese dpa-Meldung bitte übersetzen? | |
| Küppersbusch: Jawoll, Herr Oberst. Die Union möchte die Wehrpflicht sofort, | |
| ihre schwarzrote Mehrheit genügte aber nur dazu, den alten Stand – nur für | |
| junge Männer – wieder einzusetzen. Die SPD spielt auf Zeit und fordert | |
| deshalb ein neues Gesetz, für das die Koalition jedoch keine | |
| Zweidrittelmehrheit hat. Bis dahin hoffen beide, genug Freiwillige zu | |
| akquirieren. Funktionieren tut nix davon: Geschlechterungerechtigkeit, oder | |
| eine Mehrheit mit den wehrunwilligen Linken, oder ein freiwilliger Ansturm. | |
| Nehmen wir es doch einfach als Drohung. | |
| taz: Die Europäische Kommission will die Einfuhr von russischem Gas und | |
| Flüssigerdgas in die EU bis Ende 2027 einstellen. Zu spät? | |
| Küppersbusch: Das gibt dem Putin-Regime Zeit, sich neue | |
| Hütchenspielertricks auszudenken. Den Amis Gelegenheit, Nord Stream 2 zu | |
| kaufen. Und den Europäern die Chance, nachzudenken: Nachdem Sanktionen | |
| bisher Russlands Krieg nicht gestoppt haben – wie wär's mal umgekehrt: Was | |
| bieten die Russen, wenn man diese oder jede Sanktion im Gegenzug lockerte? | |
| Geht's schief, hat man immer noch was für die Umwelt getan. | |
| taz: Die in Ungarn inhaftierte [4][Maja T. ist in den Hungerstreik | |
| getreten]. Tut Deutschland genug für sie? | |
| Küppersbusch: Nein, die Person wurde widerrechtlich an Ungarn ausgeliefert, | |
| und das offenkundig absichtsvoll: Minuten nach dem Übergriff entschied das | |
| Bundesverfassungsgericht zu Gunsten von Maja T.: nach Art. 4 der | |
| europäischen Grundrechte – Schutz vor Folter, unmenschlicher oder | |
| erniedrigender Strafe oder Behandlung. Der deutsche Staat hat also einen | |
| gravierenden Fehler gemacht und bei der Gelegenheit herausgefunden, dass er | |
| keine Korrekturmöglichkeit hat. | |
| taz: Wenn [5][Kulturstaatsminister Wolfram Weimer] ein Problem hat, kommt | |
| sofort Markus Lanz und haut ihn raus. Haben Sie auch einen so treuen | |
| Freund? | |
| Küppersbusch: Ja, zwei erzählten, dass sie mit tollen Versprechungen zu | |
| Lanz geladen wurden – übers neue Buch reden, die Tour ankündigen – und da… | |
| war's aber irgendwie Politgemetzel und Lanz raunte ihnen kurz rüber, zu | |
| mehr reiche die Zeit heute leider nicht. Diesmal positionierte Lanz Weimar | |
| als schlimmsten Grünenfresser seit Söder, und den grünen Banaszak als | |
| amtierenden Arschengel des rechtsoffenen Weimer. Das wollten beide nicht so | |
| recht, und so performte Lanz diese Choreo 13 Minuten lang halt selber. Ein | |
| Denkmal. Zwischendurch wollte Weimer auch mal was sagen, zeigte auf – und | |
| durfte dann endlich die umstrittene Berliner Venus und Michelangelos David | |
| in den USA ansprechen. Das muss eine Riesenüberraschung für die Regie | |
| gewesen sein, die binnen Sekunden die jeweiligen Fotos dazu vorlegte. Kurz: | |
| Eine durchinszenierte Reality-Show im Gewand eines Gesprächs. Die Freunde | |
| sagen, es hätte aber halt massiv Quote. Da müsse man halt hin. | |
| taz: Und was macht der RWE? | |
| Küppersbusch: Ein auch in dieser Höhe verdienter Sieg Herz gegen Hirn: | |
| Statt irgendeiner schlagbaren Truppe wurde fürs nächste Pokalspiel Borussia | |
| Dortmund zugelost. Tenor: da kann man das Stadion viermal füllen oder | |
| gleich in Dortmund spielen. Und: Da droht eine Niederlage, aber dafür haben | |
| wir sie gern. Fragen: waam | |
| 22 Jun 2025 | |
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