# taz.de -- Merz' Sprache: Wenigstens ehrlich | |
> Die Sprache des Kanzlers ist erfrischend verständlich. Aber es wäre gut, | |
> wenn es von ihm ähnlich klare Aussagen zu anderen Iran-Themen gäbe. | |
Bild: Friedrich Merz tut es Dirty Harry gleich: Clint Eastwood, inzwischen auch… | |
Friedrich Merz hat die Angriffe Israels auf den Iran in einem Interview als | |
„Drecksarbeit“ bezeichnet. Als Arbeit also, die schmutzig ist, aber gemacht | |
werden muss. [1][Der Aufschrei, der darauf folgte, ist zunächst einmal | |
nachvollziehbar]. Denn die Angriffe treffen nicht nur Generäle des Regimes | |
und Atomanlagen, sondern Hunderte Zivilisten. Trotzdem ist es falsch, Merz | |
zu unterstellen, er würde die iranischen Opfer mit seiner Aussage | |
verunglimpfen. Viel eher betont die Metapher der „Drecksarbeit“ doch, dass | |
man sich bei dieser schmutzig macht, also moralisch nicht einwandfrei | |
handelt. | |
Und was wäre gewonnen, [2][wenn Merz gescholzt hätte? Wenn er, um die | |
Haltung seiner Regierung zu erklären, Sätze gesagt hätte, die man schon | |
beim Zuhören wieder vergisst?] Der Völkerrechtsbruch wäre nicht kleiner, | |
das Leiden der zivilen Opfer im Iran nicht leichter zu ertragen. | |
Merz’ Vorgänger Olaf Scholz, aber auch die ehemalige Außenministerin | |
Annalena Baerbock sprachen oft in solchen nichtssagenden Sätzen, auch wenn | |
sie zu Israels Krieg in Gaza Stellung nahmen. Aber auch viele andere | |
Politiker verfolgen das Ziel, mit ihren Sätzen möglichst wenig zu sagen. An | |
dieser Verscholzung der politischen Sprache haben auch Medien ihren Anteil. | |
Jede konkrete Aussage eines Politikers bietet auch einen Angriffspunkt. Das | |
führt zu einer paradoxen Situation: Alle wünschen sich Politiker, die in | |
klaren Worten sprechen. Und wenn sie es dann tun, ist es auch nicht | |
richtig. | |
Bürger aber haben ein feines Gespür dafür, wenn Realität und Sprache | |
auseinanderklaffen. Merz hat sich vorgenommen, in verständlichen Worten | |
über seine Politik zu sprechen. Und anders als seine politischen | |
Versprechen scheint er dieses bisher zu halten. | |
## Besser kritisierbar | |
Das bedeutet nicht, dass man Merz’ Aussage über die „Drecksarbeit“ desha… | |
richtig finden muss. Es bedeutet nur, dass Politik, wenn sie verständlich | |
ausgedrückt wird, auch besser zu kritisieren ist. Mit dem Wort | |
„Drecksarbeit“ schnurrt das Dilemma, in dem sich die deutsche | |
Nahostpolitik befindet, zu einem Wort zusammen. Ja, man will Israel gegen | |
eine mögliche nukleare Bedrohung unterstützen. Ja, das iranische Regime ist | |
eine Terrorherrschaft. Und trotzdem bleiben die Bombardierungen | |
völkerrechtswidrig. | |
Es wäre zu wünschen, dass die Debatte über den Umgang mit Iran nun so klar | |
bliebe. Als Nächstes sollte Merz dann erklären, warum die Sanktionen gegen | |
das Regime nicht durchgesetzt und die Revolutionsgarden nicht als | |
Terrororganisation gelistet werden, aber noch bis Kriegsausbruch in den | |
Iran abgeschoben wurde. Besser wäre, es bliebe nicht bei klaren Worten. | |
19 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/merz-drecksarbeit-debatte-100… | |
[2] /Die-Metamorphose-des-Olaf-Scholz/!5822015 | |
## AUTOREN | |
Kersten Augustin | |
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