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# taz.de -- Heirat, Familiennachzug, Daddy-Issues: Beziehungsprobleme überall
> Bezos heiratet in Venedig, der Agrarminister ist knauserig, deutsche
> Familien sind neidisch und Generalsekretär Mark Rutte hat Trump „Daddy“
> genannt.
Bild: Hochzeit in Venedig: Lauren Sanchez Bezos und Jeff Bezos, am 28. 7. 2025
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Bei 35 Grad war ich alle im Büro.
taz: Und was wird besser in dieser?
Küppersbusch: Mittwoch 38.
taz: Unter großem Protest der Einwohner_innen heiraten Jeff Bezos und
Lauren Sánchez in Venedig. Haben auch Milliardäre ein Recht auf Romantik?
Küppersbusch: Bezos soll, nach einer Untersuchung von 2021, den
CO₂-Fußabdruck von 331 Normalverbrauchern haben. Dass wiederum wir 331
Deppen uns bei Amazon wundkaufen, damit er so leben kann, hat schon etwas
Märchenhaftes.
taz: [1][Der Mindestlohn soll bis 2027 auf 14,60 Euro steigen.]
Währenddessen kündigt der Agrarminister an, Saisonarbeiter davon
auszunehmen. Was bringt der Mindestlohn, wenn man jetzt schon über
Eingriffe nachdenkt?
Küppersbusch: Da hat der Herr Rukwied aber mal ein ordentliches Bäuerchen
gemacht! Respektive würzige Landluft aus Richtung AfD hochgerülpst. An die
90 Prozent der Saisonarbeitenden sind Rumänen und Polen, und den Antrag,
ihnen den Mindestlohn zu streichen, brachte die AfD vor einem Jahr ein.
Dabei ziehen viele Landwirte den Gurkenfliegern und Spargelstechern
Unterkunft und Verpflegung ab und pflügen beherzt durch die Stundenzettel.
Senkt man jetzt noch den Mindestlohn, mault der erste Bauer bald, man finde
ja keine Leute mehr. Bauernpräsident Rukwied hat beim Schnadegang den
Grenzstein ein bisschen aufs AfD-Land verschoben, Landwirtschaftsminister
Rainer drückt ein Auge zu. Vom Mindestlohn ausgenommen sind bereits
Langzeitarbeitslose, Behinderte, Minderjährige und Praktika. Vielleicht
können die Bauern die drankriegen. Guten Appetit!
taz: Der Bundestag [2][hat beschlossen, den Familiennachzug für Geflüchtete
auszusetzen.] Gilt es für die Regierung, nur die deutsche Familie zu
schützen?
Küppersbusch: Im Kampf gegen „illegale Einwanderung“ schafft Schwarz-Rot
die legale Einwanderung ab. Huch, tut uns leid. Denn: Wer hier Schutz
genießt, ist legal da, und Angehörige nachzuholen, war’s bisher auch. Vor
allem die Union berauscht sich an Schlepperbanden, monströs gelogenen
Zahlen und Klischees vom bösen Muselmann. Tatsächlich sind es zu über 70 %
syrische Bürgerkriegsflüchtlinge und mit ordentlich Schikane wurden bisher
nicht mal die kargen Kontingente immer ausgeschöpft.
Familien integrieren sich besser als Einzelpersonen. Und selbst die können
jetzt nicht mehr geltend machen, wenn sie ihren Lebensunterhalt selbst
verdienen und ihre Familie ernähren könnten. Migrationspolitisch ein
Debakel, weil man beim Versuch, „die Falschen auszusortieren“, die falschen
aussortiert. Und mal so auf psycho: Wie kaputt müssen deutsche Familien
sein, dass sie es anderen so neiden?
taz: „Sie konnten uns nicht verbieten, also können sie auch die AfD nicht
verbieten“, sagte [3][Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer, nachdem das
Bundesverwaltungsgericht das Compact-Verbot für rechtswidrig erklärt] hat.
Stimmt das?
Küppersbusch: Generalbass im Medienschaffen von Elsässer und „Compact“:
Hier herrsche keine Demokratie, keine Meinungsfreiheit, der Rechtsstaat sei
am Arsch. Und, Leute, kauft den „Höcketaler“ zu überteuerten Silberpreise…
klar. Nun lässt ebenjener kompakte Elsässer Demokratie, Meinungsfreiheit
und Rechtsstaat hochleben.
Auf einer rein ästhetischen Ebene hat er sich mit seinen Prozess-Statements
einmal gründlich durchgeohrfeigt, immerhin ein humoristisches Highlight.
Für das Vereinsverbot ist das Verwaltungsgericht zuständig, das die
Meinungsfreiheit hoch angesiedelt hat. Für ein Parteiverbot am Ende das
Verfassungsgericht, das den Bestand des Staates höher zu werten hat.
Nachdem Elsässer bescheinigt hat, dass hier alles in Ordnung ist, wird die
AfD mit ihrem Verbot sicher viel besser klarkommen.
taz: Anna Wintour hört als Chefredakteurin bei „Vogue“ auf. Fällt Ihnen
(stylischer) Ersatz ein?
Küppersbusch: Überredet, ich mach’s.
taz: Generalsekretär Mark Rutte hat Donald Trump beim Nato-Gipfel „Daddy“
genannt. Macht das die anderen Nato-Mitglieder zu infantilen Rotznasen?
Küppersbusch: Können wir noch so neurotisch werden, wie wir sein müssten,
wenn Trump unser Vater wäre? Der hatte sein Desaster beim Friedensstiften
erklärt mit „Kindern, die sich halt mal prügeln müssen“. Meinte damit al…
Russland, Ukraine, Israel, Iran, Gaza und wo sonst auf der Welt er noch
versagt hat. Für die Schleimerei ist Rutte viel gescholten worden, but,
let’s face it: Der „mächtigste Mann der Welt“ ist halt ein Therapiefall.
taz: Und was macht der RWE?
Küppersbusch: Das Stadion kann nun doch ausgebaut werden, wenn die
Namensrechte verkauft werden. Die „Hafenstraße“ heißt dann also nicht mehr
„Hafenstraße“, sondern „Stadion, für das wer bezahlt, dass es weiter
Hafenstraße heißen kann“. Hoffentlich.
30 Jun 2025
## LINKS
[1] /Entscheidung-der-Mindestlohnkommission/!6096868
[2] /Familiennachzug-ausgesetzt-/!6096907
[3] /Rechtsextremes-Compact-Magazin/!6096421
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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Kolumne Die Woche
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Greta Thunberg
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