# taz.de -- Kritik an Förderung von Umweltverbänden: Abrechnung mit dem Umwel… | |
> Jahrelang arbeitete das „Landesbüro Naturschutz Niedersachsen“ | |
> geräuschlos vor sich hin. Nun übt der Rechnungshof Kritik und fordert die | |
> Abwicklung. | |
Bild: Gab reichlich Anlass zu Einwendungen: Baustelle der A26 im Alten Land | |
Hannover taz | Das „Landesbüro Naturschutz Niedersachsen“ (LaBüN) war | |
sicher bisher nur Eingeweihten bekannt. Seit zehn Jahren existiert es. Doch | |
nun hat sich der Landesrechnungshof die Einrichtung einmal genauer | |
angeschaut – und trifft ein harsches Urteil. | |
Ein Nutzen für das Land sei gar nicht erkennbar, sagt der Rechnungshof, | |
Mitarbeiterinnen sollen zu gut bezahlt worden sein und das Weiterreichen | |
von Fördermitteln an Umweltverbände sei haushaltsrechtlich auch nicht okay. | |
In Medienberichten ist sogar von Untreue in Millionenhöhe die Rede, was das | |
Umweltministerium allerdings zurückweist. | |
Doch der Reihe nach. Gegründet wurde das LaBüN 2015 als GbR unter dem | |
damaligen grünen Umweltminister Stefan Wenzel. Gesellschafter waren damals | |
der BUND Niedersachsen, der Nabu Niedersachsen, der Landesverband | |
Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) Niedersachsen und der | |
Naturschutzverband Niedersachsen – also allesamt Verbände, denen man eine | |
gewisse politische Nähe zu den Grünen unterstellen kann. Gefördert wurde | |
das LaBüN mit erst 300.000 Euro, dann 350.000 Euro im Jahr – kontrolliert | |
vom Umweltministerium. | |
Im Jahr 2022 kamen – unter der damaligen rot-schwarzen Koalition und dem | |
damaligen Umweltminister [1][Olaf Lies (SPD)] – eine Reihe von Verbänden | |
hinzu, die als nicht ganz so Grünen-nah gelten: der Anglerverband | |
Niedersachsen, der Angelfischerverband Weser-Ems, die Landesjägerschaft und | |
die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Vorangetrieben wurde dies damals vor | |
allem von der CDU. Die jährliche Förderung erhöhte sich auf 600.000 Euro | |
jährlich. | |
## Verbände sollten beteiligt werden | |
Erklärtes Ziel des [2][LaBüN] war es, die Beteiligung der Verbände an | |
Planfeststellungsverfahren und Gesetzesvorhaben zu koordinieren und zu | |
professionalisieren. Immerhin steht diesen Verbänden da ein Mitspracherecht | |
zu – gleichzeitig ist das für Ehrenamtliche nicht immer leicht zu stemmen | |
und setzt eben auch eine ganze Menge an Fachkenntnissen voraus. Dafür | |
beschäftigt das LaBüN sieben Mitarbeiterinnen mit entsprechenden | |
Spezialisierungen. | |
Der Landesrechnungshof kritisiert nun allerdings, dass das | |
Umweltministerium nie geprüft hat, ob diese Arbeit erfolgreich ist. | |
Gleichzeitig erscheint den Prüfern die Struktur unlogisch: Immerhin sind ja | |
nicht alle Verbände vertreten, denen ein Mitwirkungsrecht zukommt. Das sind | |
in Niedersachsen derzeit 15. | |
Und auch wenn das LaBüN immer gern die Unterstützung des Ehrenamtes betont: | |
Die großen Naturschutzverbände verfügen natürlich über Geschäftsstellen, … | |
denen Profis arbeiten. Es gelinge auch nicht in jedem Fall, sich auf eine | |
gemeinsame Stellungnahme zu einigen, argumentiert der Rechnungshof. In dem | |
Fall hat man einfach nur noch eine Stelle geschaffen, die beteiligt werden | |
muss – ohne dadurch etwas zu gewinnen, wenn am Ende doch | |
Einzelstellungnahmen abgegeben werden. | |
Noch viel gravierender findet der Landesrechnungshof aber, dass die Hälfte | |
der Mittel, die das LaBüN erhält, direkt an die Gesellschafterverbände | |
weitergeleitet wird. Das, sagt der LRH, verstößt gegen das Haushaltsrecht, | |
demzufolge Geldempfänger lediglich für klar abgegrenzte Einzelvorhaben | |
Projektmittel weiterreichen, aber keine Daueraufgaben finanzieren dürfen, | |
was einer institutionellen Förderung gleich käme. | |
Wenn man unbedingt Naturschutzverbände fördern wolle, dann sollte man das | |
doch lieber direkt tun – das sei wirtschaftlicher als den Umweg über das | |
LaBüN zu nehmen, argumentiert der Rechnungshof. | |
Außerdem fanden die Prüfer die Bezahlung von Mitarbeiterinnen zu | |
beanstanden. Grundsätzlich müssen die genauso behandelt werden, wie wenn | |
sie im Landesdienst beschäftigt wären. Bei zwei Mitarbeiterinnen fand der | |
LRH aber die Einstufung zu hoch, eine weitere Mitarbeiterin und eine | |
studentische Hilfskraft hätten zudem unzulässige Zulagen erhalten. | |
Die betroffenen Verbände reagierten erschreckt, benötigten zwei Tage um | |
eine dürre, gemeinsame Erklärung abzufassen, die im Wesentlichen besagt: | |
Das LaBüN hat jährlich umfassende Verwendungsnachweise abgeliefert, die | |
sind nie beanstandet worden. Man sei davon ausgegangen, dass das | |
Umweltministerium als Mittelgeber und Prüfbehörde rechtmäßig handelt. | |
## In der Vergangenheit wohl Fehler passiert | |
Für [3][Umweltminister Christian Meyer] von den Grünen ist das eine | |
undankbare Situation: Er hat die Konstruktion ja geerbt. Da seien in der | |
Vergangenheit wohl Fehler passiert und Dinge nicht gründlich genug geprüft | |
worden, räumt er ein. Man habe sich aber sofort nach den ersten Hinweisen | |
aus dem Landesrechnungshof darum bemüht, das abzustellen, betont er. | |
Die unzulässigen Gehaltszulagen habe sein Ministerium geprüft und | |
zurückgefordert – das seien allerdings nur rund 3.000 Euro. Auch die | |
Durchleitung der Fördermittel sei noch im vergangenen Jahr eingestellt | |
worden. Nun tüfteln Meyers Mitarbeiter daran, wie das Ganze rechtlich | |
sauber aufzustellen wäre. | |
Denn daran, dass die Koordinierungsstelle und die Förderung der Arbeit der | |
Naturschutzverbände grundsätzlich sinnvoll und richtig ist, hat das | |
Umweltministerium keinen Zweifel. Und einigermaßen empört ist man über den | |
Vorwurf der „Untreue“ und die Verunsicherung der Mitarbeiterinnen. | |
Es sei ja nicht so, dass diese Konstruktion ein großes Geheimnis gewesen | |
wäre, sagt Umweltminister Meyer. Dass die Verbände über das LaBüN Geld | |
erhielten, war aus dem entsprechenden Haushaltstitel von Anfang an | |
ersichtlich und ist auch bei parlamentarischen Anfragen immer so | |
kommuniziert worden. | |
Wenn es da jetzt eine andere Rechtsauffassung gebe, dürfte man das auf gar | |
keinen Fall den Umweltverbänden oder Mitarbeiterinnen anlasten. Und es | |
wurden auch keine Gelder zweckentfremdet: So haben die Verbände Hunderte | |
von Stellungnahmen eingereicht – von der Richtlinie Wolf bis zu hin zu | |
Windkraftanlagen oder Autobahnprojekten. | |
## Gewählte Konstruktion in der Kritik | |
Inhaltlich, sagt der Minister, sei das LaBüN keineswegs damit beschäftigt, | |
ihm das Leben einfacher zu machen. In der 54-Seiten-starken Stellungnahme | |
zum Landesraumordnungsprogramm, die es gerade abgeliefert habe, kommt | |
beispielsweise die Öffnung weiterer Waldflächen für die Windenergie | |
überhaupt nicht gut weg. Ähnliches gelte für Stellungnahmen zu | |
LNG-Terminals und anderen Dingen. | |
Trotzdem halte er diese Art der Auseinandersetzung für wichtig und richtig, | |
sagt Meyer. „Wir wollen, dass der [4][Naturschutz genauso eine starke Lobby | |
hat wie andere Interessenvertreter auch].“ Das hat allerdings auch der | |
Landesrechnungshof nicht grundsätzlich infrage gestellt. Der kritisiert | |
bloß die gewählte Konstruktion. | |
16 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Ruecktritt-in-Niedersachsen/!6076328 | |
[2] https://www.labuen.de/ | |
[3] /Christian-Meyer/!t5012247 | |
[4] /Lobbyismus-in-der-Politik/!6060395 | |
## AUTOREN | |
Nadine Conti | |
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