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# taz.de -- „Der Nachwendekindertalk“: Vom Verbieten und Verbünden
> Marie ist besorgt über die Radikalisierung rechter Jugendliche. Chipi
> stößt auf TikTok auf den Trend „Gingers are black“. Wie viel ist übrig
> von BlackLivesMatter?
Der Nachwendekindertalk startet in die zweite Runde. Dieses Mal diskutieren
Marie Eisenmann und Dennis Chiponda über das [1][AfD-Gutachten des
Verfassungsschutzes]. Braucht es jetzt AfD-Verbot? Außerdem blicken die
beiden in die Vergangenheit. Fünf Jahre nachdem George Floyd von einem
Polizisten in den USA erschossen wurde, fünf Jahre nachdem die
[2][BlackLivesMatter-Bewegung Millionen von Menschen mobilisierte] und auf
die Straßen brachte – wie viel haben die Proteste bewirkt?
Bevor Marie und Chipi in die Diskussion über ihre mitgebrachten Themen
einsteigen, greifen sie noch einmal [3][die letzte Folge auf, in der Chipi
mit seinen Gästen Martin Theben und Steven Solbrig über die Erfahrungen von
Menschen mit Behinderung in Ost und West] gesprochen hat. Menschen mit
Behinderungen seien im Alltag – selbst in einer Stadt wie Berlin – kaum
sichtbar. Marie erzählt, dass sie selbst mit einem Bruder aufgewachsen ist,
der mit einer geistigen Behinderung lebt. Durch die fehlende
Auseinandersetzung anderer mit dem Thema habe sie sich auch als Kind oft in
der Vermittlerposition gefühlt, andere dafür sensibilisieren zu müssen.
Marie will diese Woche über das AfD-Verbot sprechen. Die AfD wurde Anfang
Mai vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft. Seitdem werden
Forderungen nach einem AfD-Verbot wieder lauter. Auch Vize-Kanzler Lars
Klingbeil (SPD) und Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) sprechen
sich für eine Prüfung des Verbots aus, während CDU-Generalsekretär Carsten
Linnemann und Innenminister Alexander Dobrindt (CDU) diesem skeptisch
gegenüberstehen. Für Chipi ist klar: „Ich bin ein schwarzer, schwuler,
ostdeutscher Mann mit polnischen Wurzeln, mit ADHS-Hintergrund aus der
Arbeiterklasse. Dass ich für das AfD-Verbot bin, ist nicht weit hergeholt.“
Für Chipi: Es bestehe politischer Handlungsbedarf und man müsse, etwas tun,
bevor die AfD noch stärker werde. Es brauche aber darüber hinaus eine
vernünftige Sozialpolitik, die auch die ökonomischen Probleme des Systems
adressiere. Marie stimmt ihm zu: Die Rechtsstaatlichkeit dürfe nicht
aufgegeben werde, weil die AfD ein Verfahren gegen sie instrumentalisieren
könnte.
## AfD-Verbot und Radikalisierung von Jugendlichen
Wie ist ein AfD-Verbot jedoch in Bezug auf die Radikalisierung von
Jugendlichen zu bewerten? Wie die Festnahme mehrerer Jugendlicher der
rechtsextremen Gruppierung [4][„Letzte Verteidigungswelle“] zeige,
radikalisieren sich viele auf TikTok, führt Marie an. Durch ein Verbot
verliere die Partei Zugriff auf ihre eigenen Kommunikationskanäle, der
Kontakt zu anderen rechten Influencer*innen bleibe jedoch bestehen.
Eine finanzielle Unterstützung solcher Gruppierungen, die gerade von der
AfD ausgeht, könnte durch ein Verbot jedoch verhindert werden, da die
Partei die staatliche Förderung sowie ihr Privatvermögen verlieren würde,
wendet Chipi ein. „Anstatt mehrere Feuer gleichzeitig löschen zu müssen,
könnte man durch ein Parteienverbot zumindest ein Feuer eindämmen und sich
auf andere Feuer wie die Radikalisierung von Jugendlichen konzentrieren!“,
fasst Marie zusammen. Mit dem Verbot allein sei man jedoch nicht allein bei
der Lösung des Problems angelangt.
## Fünf Jahre nach George Floyds Ermordung
Im zweiten Teil des Gesprächs wenden sich Chipi und Marie dem Jahrestag von
George Floyds Ermordung zu. Wie viel konnte die Black Lives Matter Bewegung
nach fünf Jahren erreichen? „Für mich ist eine der größten
Errungenschaften, dass der Begriff des institutionellen Rassismus an die
Oberfläche gezerrt wurde“, sagt Chipi. Damals seien viele Gelder geflossen
und antirassistische Projekte gefördert worden. Das sei jedoch vorbei.
Vielleicht habe bei manchen Menschen eine Sensibilisierung stattgefunden,
der große gesellschaftliche Umbruch sei jedoch ausgeblieben. Vielmehr komme
es gerade zu einem Backlash, beobachten Chipi und Marie.
Außerdem geht es um den TikTok-Trend „Gingers are black“. Anfang Mai ging
ein Video auf der Plattform viral, in dem eine schwarze Frau behauptete,
dass rothaarige Menschen eigentlich schwarz seien. Daraufhin luden
zahlreiche schwarze Menschen Rothaarige dazu ein, Teil ihrer Community zu
werden. Diese zeigten sich gerührt und geehrt. Handelt es sich dabei um ein
fragwürdiges Randphänomen im Internet oder ist diese neugefundene
Solidarität füreinander eine Reaktion auf den konservativen Rollback der
Gesellschaft? Chipi findet, dass der Trend auf jeden Fall eine
Gegenbewegung zu dem im Internet teilweise verbittert geführten Kulturkampf
sei. Gerade Linke könnten sich davon abgucken, einander mit Empathie und
Ambiguitätstoleranz zu begegnen, statt sich andauernd gegenseitig zu
zerfleischen.
„Mauerecho – Ost trifft West“ ist ein Podcast der [5][taz Panter Stiftung…
Er erscheint jede Woche Sonntag auf [6][taz.de/mauerecho] sowie überall, wo
es Podcasts gibt. Das Format „Der Nachwendekindertalk“ erscheint alle zwei
Wochen. Besonderen Dank gilt unserem Tonmeister Daniel Fromm.
1 Jun 2025
## LINKS
[1] /Geleaktes-Verfassungschutz-Gutachten/!6084665
[2] /Black-Lives-Matter-Demo-in-Berlin/!5693097
[3] /Mit-Behinderung---beidseits-der-Mauer/!6090469
[4] /Rechtsextreme-Jugendszene/!6076353
[5] /stiftung
[6] /Podcast-Mauerecho/!t6064118
## AUTOREN
Dennis Chiponda
Marie Eisenmann
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