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# taz.de -- Offener Brief an Kanzler Merz: Sanktionen wären besser
> Kanzler Merz hat die Reichenweitenbeschränkung von Waffen für die Ukraine
> aufgehoben. Unser Autor, der in der Ukraine lebt, findet das falsch.
Bild: Zerstörte Wohnhäuser im Dorf Markhaliwka in der Region um Kyjiw nach ei…
Der Bundeskanzler hat die Reichweite für Waffen an die Ukraine aufgehoben.
Unser Korrespondent in der Ukraine sieht das kritisch und hat an Friedrich
Merz einen offenen Brief geschrieben:
Lieber Herr Merz,
da haben Sie also die [1][Beschränkungen für die Reichweite von
Waffenlieferungen an die Ukraine aufgehoben]. Das ist sehr mutig von Ihnen,
so eine riskante Entscheidung zu treffen. Allerdings werden nicht Sie es
sein, der die Folgen Ihres Mutes bereits in den nächsten Tagen am eigenen
Leib zu spüren bekommen wird. Die russische Antwort auf weitreichende
Angriffe mit „unseren“ Waffen tief nach Russland hinein wird kaum ein „Ok,
wir haben es eingesehen, wir hören auf zu bombardieren“ sein. Im Gegenteil:
[2][Russland wird seine Angriffe verstärken,] qualitativ und quantitativ.
Und wir, die wir in der Ukraine leben, werden das in den nächsten Nächten
erleben.
Ich hätte eine bessere Idee: Sie waren doch kürzlich in Kyjiw. Just in
dieser Zeit blieb es ruhig bei uns in der ukrainischen Hauptstadt. Ich weiß
auch, warum: Die Russen trauen sich nicht, Kyjiw zu beschießen, wenn
wichtige Politiker wie Sie hier sind. Deswegen wünsche ich mir, dass Sie
öfter in die Ukraine reisen, auch mal ein paar Tage länger bleiben. Die
Bevölkerung wird es Ihnen danken. Das ist jedenfalls besser, als Taurus zu
schicken.
Aber möglicherweise wollen Sie gar nicht so oft nach Kyjiw kommen. Nun, es
gäbe da noch eine Alternative: Fahren Sie mal nach [3][Lingen in
Niedersachsen]. Dort wollen der französische Framatome und der russische
Atomkonzern Rosatom gemeinsam Atombrennstäbe bauen. Zur Erinnerung: Rosatom
baut nicht nur AKW, sondern entwickelt auch Atomwaffen. Und die sind gegen
uns gerichtet.
Die Gegner dieser russisch-französisch-deutschen Zusammenarbeit in Lingen
würden sich freuen, wenn sie den Bundeskanzler auf ihrer Seite wüssten.
Lieber Herr Merz, Raketen schicken, das können Sie. Aber Sanktionen
ernsthaft durchziehen, das können oder wollen Sie nicht. Deswegen meine
Bitte: Schöpfen Sie zunächst die Möglichkeiten der Sanktionen aus, bevor
Sie weitreichende Raketen in die Ukraine schicken. Deutsche Drohnen und
Raketen auf russisches Territorium – dabei kann wirklich nichts Gutes
herauskommen.
Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Clasen, Charkow/Charkiw
27 May 2025
## LINKS
[1] /-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!6090563
[2] /-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!6087437
[3] /Geplanter-Einstieg-in-Atomfabrik-Lingen/!6050924
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Charkiw
Mittelstreckenraketen
Sanktionen
Atomwaffen
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Friedrich Merz
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