# taz.de -- Machtkampf in der DR Kongo: Kabila ruft das Volk dazu auf, Kongo zu… | |
> Kongos Expräsident Joseph Kabila verliert seine Immunität, ihm droht die | |
> Todesstrafe. Er reagiert mit einem Appell aus dem Exil, der auf Kritik | |
> stößt. | |
Bild: Bart abrasiert, staatsmännische Pose: Joseph Kabila bei seinem Videoauft… | |
Berlin taz | Der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Felix | |
Tshisekedi, und sein Amtsvorgänger Joseph Kabila haben einen | |
[1][öffentlichen Machtkampf] gegeneinander aufgenommen. | |
Am Donnerstagabend vergangener Woche hob Kongos Senat mit 88 zu 5 Stimmen | |
die Immunität Kabilas auf, der als ehemaliger Staatschef lebenslang im | |
Oberhaus im kongolesischen Parlament sitzen darf. Damit sind | |
strafrechtliche Ermittlungen möglich, die im Extremfall zur Todesstrafe | |
führen können. | |
Am Freitagabend reagierte Kabila aus dem Exil mit einer [2][Videoansprache | |
„an das kongolesische Volk“,] in der er die Kongolesen dazu aufforderte, | |
wie einst beim Kampf gegen Kolonialherrschaft, Diktatur und Krieg | |
zusammenzustehen und „mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln“ das Land | |
zu „retten“. | |
Der 45-minütige Auftritt Kabilas, der in Südafrika lebt, war seine erste | |
öffentliche Stellungnahme seit Jahren. Der heute 53-Jährige regierte die DR | |
Kongo von 2001 bis 2019; in dieser Zeit gab sich das Land seine aktuelle | |
demokratische Verfassung, fand aber nicht aus seinen Dauerkriegen und | |
seiner strukturellen Korruption heraus. | |
## Kabila wird der Unterstützung von Rebellen bezichtigt | |
Ende 2018 trat Kabila nicht zu einer dritten gewählten Amtszeit an und | |
übertrug 2019 nach der Wahlniederlage seines Favoriten die Macht an | |
Oppositionspolitiker Felix Tshisekedi von der größten zivilen | |
Oppositionspartei UDPS (Union für Demokratie und Sozialen Fortschritt) im | |
Rahmen einer massiven Wahlfälschung. Tshisekedi brach aber 2020 mit Kabila | |
und er verließ das Land. | |
Der für den Kabila-Tshisekedi-Deal verantwortliche Wahlkommissionschef | |
Corneille Nangaa [3][führt heute das Rebellenbündnis AFC (Allianz des | |
Kongo-Flusses) an], als deren militärischer Arm die Rebellenarmee M23 | |
(Bewegung des 23. März) weite Teile Ostkongos erobert hat und zum Sturz | |
Tshisekedis aufruft. Nangaa hat gesagt, er habe das „Monster“ Tshisekedi | |
geschaffen und müsse es jetzt wieder „erledigen“. | |
Tshisekedi hat wiederholt Kabila als Urheber der neuen M23-Rebellion | |
genannt. Er soll der „direkten Beteiligung“ an der Rebellion angeklagt | |
werden, hatte Justizminister Constant Mutamba im April angekündigt – darauf | |
steht die Todesstrafe. Kabilas Partei PPRD (Volkspartei für Wiederaufbau | |
und Demokratie) wurde bereits im April verboten. Zahlreiche Mitstreiter | |
Kabilas in Politik und Militär wurden in den vergangenen Jahren | |
kaltgestellt. | |
Zuletzt hatte sich die Verfolgungswelle noch einmal verschärft: Kabilas | |
ehemaliger Premierminister Augustin Matata Ponyo wurde am vergangenen | |
Dienstag in Abwesenheit zu zehn Jahren Zwangsarbeit wegen Veruntreuung | |
verurteilt; sein ehemaliger Minenminister Martin Kabwelulu wurde am | |
Mittwochabend aus seinem Haus in Kinshasa verschleppt und befindet sich | |
jetzt in Gewahrsam. | |
Kabila stammt aus Kongos Südprovinz Katanga, ebenso wie der wichtigste | |
Gegenkandidat bei [4][Tshisekedis Wiederwahl als Präsident] Ende 2023, | |
Moise Katumbi. Dieser lebt jetzt ebenfalls im Exil und aus seinem weiteren | |
Umfeld werden [5][juristische Maßnahmen gegen Tshisekedi] wegen des Umgangs | |
mit Katangas Bergbau vorbereitet. | |
## Nicht in der Position, Lektionen zu erteilen | |
Bei vielen unabhängigen Beobachtern stößt Kabilas Vorstoß auf scharfe | |
Kritik, da die von ihm angeprangerten Missstände bereits zu seiner Zeit | |
galten. Kabila sei nicht in der Position, anderen Lektionen über Demokratie | |
zu erteilen, lautet der Tenor. | |
„Man kann nicht bloß dann die Demokratie verteidigen, wenn man am falschen | |
Ende des Revolvers steht“, [6][schrieb Jean-Marc Kabund], der erst von | |
Kabila und später von Tshisekedi verfolgte ehemalige UDPS-Generalsekretär, | |
der erst vor wenigen Monaten selbst aus der Haft freikam. | |
Kabila habe „nichts zu bieten außer mehr Spaltung und Enttäuschung“, | |
[7][schrieb Eugène Diomi Ndongala], zeitweise Kabilas Minenminister und | |
später inhaftiert. Während solche kritische Stimmen in Kongos Medien | |
breiten Raum erhalten, traut sich aber kein Medium innerhalb des Landes, | |
Kabilas Rede zu veröffentlichen. | |
25 May 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Krieg-in-der-DR-Kongo/!6067055 | |
[2] https://x.com/josephkabila01/status/1926023968286281993 | |
[3] /Demokratische-Republik-Kongo/!6062000 | |
[4] /Wahlen-in-der-DR-Kongo/!5981933 | |
[5] /Bergbau-in-der-DR-Kongo/!6090494 | |
[6] https://x.com/StanysBujakera/status/1926252982045213029 | |
[7] https://lepotentiel.cd/2025/05/24/discours-de-kabila-lamnesie-selective-dun… | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
Joseph Kabila | |
Felix Tshisekedi | |
M23-Rebellen | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Krieg in der DR Kongo: Ein unerwarteter Friedensschluss und bleibende Zweifel | |
Die Regierung der DR Kongo und die M23-Rebellen unterzeichnen nach drei | |
Jahren Krieg eine Friedenserklärung. Doch einige warnen: Die Rebellen | |
wollen nur Zeit gewinnen. | |
Zuspitzung in der DR Kongo: Ex-Präsident Joseph Kabila stößt zu Kongos Rebel… | |
Der Ex-Präsident der Demokratischen Republik Kongo soll über Ruanda in die | |
M23-Rebellenhochburg Goma gereist sein. Die Regierung reagiert empört. | |
Krieg in der DR Kongo: Tshisekedi vor den Scherben seiner Amtszeit | |
Nach den spektakulären Erfolgen der M23-Rebellen droht der Krieg das ganze | |
Land zu erfassen. Kongos Präsident Felix Tshisekedi steht mit dem Rücken | |
zur Wand. |