# taz.de -- Studentische Beschäftigte an Hochschulen: „Es lohnt sich, für e… | |
> Studentische Beschäftigte an Hochschulen haben kaum Jobsicherheit und | |
> fordern einen Tarifvertrag. Der Hamburger Senat will ihr Anliegen | |
> unterstützen. | |
Bild: Das Problem ist nicht neu, der Kampf dagegen auch nicht: Demo am bundeswe… | |
Hamburg taz | Der Hamburger Senat will sich für einen bundesweit geltenden | |
Tarifvertrag für studentische Beschäftigte einsetzen. So steht es | |
jedenfalls im rot-grünen Koalitionsvertrag. „Studentische Beschäftigte“ | |
umfasst studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte sowie Tutor*innen | |
an Hochschulen – in Hamburg knapp 4.600 Menschen. Einen Tarifvertrag | |
[1][haben sie alle nicht.] | |
Ihre Arbeitsbedingungen sind oft problematisch: Kurze Vertragslaufzeiten, | |
schlechte Bezahlung und kurzfristige Stundenkürzungen gehören zum Alltag | |
vieler studentischer Beschäftigter. Das hat die Studie „Jung, akademisch, | |
prekär“ schon im Jahr [2][2023 gezeigt]. | |
Ein Tarifvertrag würde die Arbeitsbedingungen für studentische Beschäftigte | |
verbessern, so die Sprecherin von TV Stud Hamburg. Die Gruppe ist ein | |
regionaler Zweig der bundesweit organisierten gewerkschaftlichen | |
TV-Stud-Kampagne, die seit 2019 [3][für einen studentischen Tarifvertrag | |
kämpft.] | |
Die Gruppe hat in der Tarifrunde 2023 einen großen Erfolg erzielt: eine | |
bundesweit geltende [4][schuldrechtliche Vereinbarung]. „Eine Art Vorstufe | |
des Tarifvertrags“, so die Sprecherin von TV Stud Hamburg. Die Vereinbarung | |
beinhaltet unter anderem Entgelte und Mindestvertragslaufzeiten von zwölf | |
Monaten. „Aber sie ist nicht individuell einklagbar, sondern nur kollektiv, | |
und mach das erst mal.“ | |
## Nur kurz laufende Verträge | |
Oft erhalten studentische Beschäftigte trotzdem nur kurz laufende Verträge. | |
Das liege auch an der Verteilung des Budgets der Fakultäten, so die | |
Sprecherin von TV Stud Hamburg. „Viele Studis werden nicht aus | |
Personalgeldern, sondern [5][aus Sachmitteln bezahlt].“ Diese werden | |
jährlich neu vergeben, sodass die Hochschule kurze Vertragslaufzeiten mit | |
mangelnder Planbarkeit begründe. „Maximale Flexibilität für die | |
Arbeitgeber, aber die studentischen Beschäftigten leiden drunter“, | |
kritisiert die Sprecherin. | |
Was diese Unklarheiten im Einzelfall für die Studierenden bedeuten, zeigt | |
sich bei Frederik*. Er ist seit zwei Jahren studentische Hilfskraft an der | |
Universität Hamburg. Im vergangenen Herbst wurden seine Stunden ohne | |
Vorwarnung stark gekürzt – von 40 Monatsstunden auf zehn. | |
„Auf einmal sind meine Arbeitsstunden reduziert worden“, sagt Frederik, | |
„und dann kann ich mir auch schon ausmalen, wie lange ich auf der Stelle | |
bleibe. Oder muss mir zumindest Sorgen machen.“ Seine kurzen | |
Vertragslaufzeiten verstärken diese Sorgen: „Ich habe immer nur | |
Sechs-Monats-Verträge bekommen. Das ging immer nur von Semester zu Semester | |
zu Semester.“ So besteht alle sechs Monate das Risiko, dass Frederik ohne | |
Job dasteht. | |
Auch nachdem die [6][schuldrechtliche Vereinbarung] bindend für die | |
Universität wurde, haben sich die Vertragslaufzeiten nicht geändert. Aus | |
finanziellen Gründen, hieß es zuerst. „Später wurde mir aber mitgeteilt, | |
dass Anschlussverträge allgemein ausgeschlossen seien von den zwölf Monaten | |
und nur ganz neue Verträge die zwölf Monate bekommen, ich davon also | |
grundsätzlich ausgeschlossen sei“, so Frederik. | |
Die [7][Universität Hamburg] teilt zu diesem Fall mit: „Grundsätzlich soll | |
jede Erstbeschäftigung, die nach dem 01. 04. 2024 begründet wurde, über | |
mindestens 12 Monate erfolgen. Weiterbeschäftigungen unterliegen dieser | |
Mindestvertragslaufzeit nicht zwangsläufig.“ | |
Auch die Tutor*innen haben mit kurzen Vertragslaufzeiten zu kämpfen. | |
Unter ihnen Nadine, die sich auch bei TV Stud Hamburg engagiert und gerade | |
ihr drittes Tutorium gibt. Ihre Verträge laufen immer nur für die vier | |
Monate Vorlesungszeit. In den Semesterferien hat sie also keinen laufenden | |
Arbeitsvertrag als Tutorin und wäre arbeitslos, wenn sie nicht noch einen | |
anderen Job hätte. „Ich habe nicht so große Probleme mit den Bedingungen, | |
weil das nicht mein einziges Einkommen ist. Aber ich kenne Leute, für die | |
ein Tutorium nicht infrage kommt wegen der Bedingungen. Man muss es sich | |
halt leisten können“, erklärt Nadine. | |
Bei ihrem ersten Tutorium hat Nadine auch in den Ferien gearbeitet – etwa | |
das nächste Tutorium vorbereitet und Mails von Studierenden beantwortet. | |
Mittlerweile legt sie viel Wert darauf, nicht außerhalb ihrer | |
Vertragszeiten zu arbeiten: „Sonst unterstütze ich ja auch, dass es sich | |
nicht ändert, dass es nicht vergütet wird. Und vielleicht muss man dann | |
auch akzeptieren, dass man die Betreuung in den Ferien nicht anbieten | |
kann.“ | |
Die Universität Hamburg (UHH) begründet die kurzen Vertragslaufzeiten | |
damit, dass in den Ferien keine Tutorien stattfinden: „Die UHH geht davon | |
aus, dass die Vor- und Nachbereitung von Tutorien innerhalb der | |
vereinbarten Arbeitszeit erfolgt und dementsprechend in der Vergütung mit | |
abgedeckt ist.“ | |
Ende 2025 finden die nächsten Tarifverhandlungen statt. Die Gruppe TV Stud | |
Hamburg erhofft sich dann einen studentischen Tarifvertrag und steckt | |
bereits in den Vorbereitungen: „Die letzten Tarifverhandlungen und auch die | |
Verbesserungen, die dort erreicht wurden, waren ein krasser Erfolg“, sagt | |
Nadine. „Und das zeigt, dass es sich lohnt, zu kämpfen.“ | |
* Namen geändert | |
20 May 2025 | |
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[1] /Warnstreik-der-studentischen-Hilfskraefte/!5974424 | |
[2] /Warnstreik-der-studentischen-Hilfskraefte/!5974424 | |
[3] /Studentische-Arbeit/!5609644 | |
[4] https://tvstud.de/faq-zum-verhandlungsergebnis/ | |
[5] /Studentische-Hilfskraefte-protestieren/!5021591 | |
[6] /Gewerkschafter-ueber-Arbeitskampf-an-Unis/!5997331 | |
[7] https://www.uni-hamburg.de/ | |
## AUTOREN | |
Louisa Eck | |
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