# taz.de -- Prekäre Arbeit an Hamburgs Hochschulen: Hilfskräfte wollen Sicher… | |
> Studentische Beschäftigte fordern vom Hamburger Senat einen Tarifvertrag | |
> wie in Berlin. Da gibt es 12 Euro die Stunde und zweijährige Verträge. | |
Bild: Hamburger Studierende fordern einen fairen Tarifvertrag, wie hier auf ein… | |
Hamburg taz | Der rot-grüne Senat in Hamburg soll mit studentischen | |
Beschäftigten über einen Tarifvertrag verhandeln. Das fordern die | |
Gewerkschaften ver.di, GEW und eine vor einer Woche eigens gegründete | |
„Tarifkommission“ studentischer Beschäftigter. Die förmliche Einladung zu | |
Sondierungsgesprächen soll Samstag früh vor dem Haupteingang des Rathauses | |
an Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) übergeben werden. | |
„Unser größtes Problem ist die zeitliche Befristung der Verträge“, sagt | |
Marvin Hopp, Soziologiestudent und einer von rund 90 studentischen | |
Beschäftigten, die zum Kreis der Aktiven gehören. Gewerkschaftlich | |
organisiert seien noch weit mehr Kommilitonen, sagt er. Über alle | |
Hochschulen verteilt arbeiten in Hamburg an die 9.000 studentische | |
Beschäftigte. Doch wie eine [1][große Anfrage der Linksfraktion] jüngst | |
ergab, sind über 70 Prozent ihrer Arbeitsverträge auf zwei bis maximal | |
sechs Monate befristet. „Das schafft ein enges Abhängigkeitsverhältnis“, | |
sagt Marvin Hopp. Viele arbeiteten ihre Krankheitstage nach oder trauten | |
sich nicht, den ihnen gesetzlich zustehenden Urlaub in Anspruch zu nehmen. | |
Dass es auch anders geht, zeigt das Rot-Rot-Grün regierte Berlin. Dort | |
hatten GEW und ver.di 2018 einen [2][Tarifvertrag für Studentische | |
Beschäftigte], kurz TVStud, abgeschlossen. An der Spree laufen die Verträge | |
zwischen den Hochschulen und den jungen Leuten über mindestens zwei Jahre, | |
außerdem verdienen sie über zwölf Euro die Stunde, haben eine | |
„Mindesarbeitszeit“ von 40 Stunden im Monat und dürfen einen studentischen | |
Personalrat wählen. „Wenn Berlin das kann, warum soll das in Hamburg nicht | |
auch möglich sein?“, fragt Studentin Heidi Heil. | |
In Hamburg verdienen studentische Hilfskräfte 10,77 Euro die Stunde. Die | |
[3][Gewerkschaften ver.di und GEW] sehen darin einen Widerspruch zum | |
[4][Beschluss des Senats, Hamburg zur „Stadt der guten Arbeit“] zu machen | |
und allen Beschäftigen „zwölf Euro Mindestlohn nach Tarif“ zu zahlen. „… | |
sind gesprächsbereit“, sagt ver.di-Gewerkschaftssekretärin Angelika | |
Gericke. „Die politische Entscheidung, ob er die Arbeitsbedingungen für | |
Studierende verbessern will, liegt nun beim Senat.“ Laut Marvin Hopp liegt | |
noch keine konkrete Lohnforderung vor: „Wir fordern einen Tarifvertrag. Die | |
Lohnhöhe muss verhandelt werden.“ | |
## Finanzsenator will keinen Hamburger Alleingang | |
Die hochschulpolitische Sprecherin der Linken, Stephanie Rose, unterstützte | |
am Freitag die Initiative. „Es ärgert mich, dass der Senat studentische | |
Beschäftigte seit Jahren unter dem Niveau des Mindeslohns bezahlt“, sagt | |
sie. Ihre große Anfrage habe zudem gezeigt, dass in Hamburg jede Hochschule | |
unterschiedliche Regeln und Anlaufstellen bezüglich der | |
Interessenvertretung habe. Das sei für die jungen Beschäftigten „meist | |
nicht transparent“. Sie hoffe zudem, dass dieser Arbeitskampf mehr Licht | |
auf die Probleme werfe, „die wir auch im Mittelbau und in der Verwaltung | |
der Hochschulen haben“. | |
Am Freitag von der taz gefragt, was er zu den Forderungen sagt und ob es | |
Sondierungsgespräche gibt, dämpft der Hamburger Finanzsenator Andreas | |
Dressel die Erwartungen: „Ich nehme morgen gerne die Forderungen entgegen.“ | |
Er werde diese im Herbst zu den Gesprächen der Tarifkommission der Länder | |
(TdL) mitnehmen, an denen er als stellvertretender Vorsitzender beteiligt | |
ist. Die Hansestadt werde sich „in diesen und anderen Tariffragen“ immer | |
eng mit den anderen TdL-Mitgliedsländern abstimmen, sagt Dressel. „Dass wir | |
uns in Hamburg und bundesweit dafür engagieren, die Zwölf-Euro-Marke beim | |
Mindestlohn zu erreichen, ist bekannt.“ | |
Dazu sagt ver.di-Sekretärin Angelika Gericke, in Hamburg habe es die | |
Politik „in der Hand, hier eine Vorreiter-Funktion zu erfüllen“. Die Stadt | |
sollte die Angelegenheit „nicht auf die lange Bank schieben“. | |
2 Jul 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/76114/unterbezahlt_ueberar… | |
[2] https://www.tu-berlin.de/fileadmin/i39_prsb/infomaterial/gewerkschaften/201… | |
[3] https://www.gew-hamburg.de/themen/tarif-besoldung/verdi-und-gew-fordern-zu-… | |
[4] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/62227/hamburg_stadt_der_gu… | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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