# taz.de -- Schutz von Sinti und Roma: Neue Regierung verzichtet auf Antizigani… | |
> Das Familienministerium besetzt die vakante Stelle des | |
> Antiziganismus-Beauftragten nicht nach. Ex-Amtsinhaber Daimagüler spricht | |
> von einem „Schlag ins Gesicht“. | |
Bild: Mehmet Daimagüler, erster und vorerst letzter Beauftragter der Regierung… | |
Berlin taz/epd | Die Bundesregierung streicht de facto das Amt [1][des | |
Beauftragten für den Kampf gegen Antiziganismus]. Die Stelle werde nicht | |
nachbesetzt, sagte eine Sprecherin des Familienministeriums der taz. Mehmet | |
Daimagüler, der das Amt bis vor wenigen Wochen innehatte, sagte der taz: | |
„Eine Abschaffung des Amts wäre ein Schlag ins Gesicht für die Sinti und | |
Roma in Deutschland.“ | |
Die Geschäftsführerin der Sinti-Union Schleswig-Holstein, Kelly Laubinger, | |
sprach gegenüber der taz von einem „politischen Skandal“ und einem | |
„Offenbarungseid“ der neuen Bundesregierung. „Diese bewussten | |
Entscheidungen zeugen vom fehlendem historischen Bewusstsein und | |
fortlaufender Ignoranz gegenüber Sinti und Roma.“ | |
Zwar gab es schon Sorge um das Amt, seit die schwarz-rote Koalition | |
angekündigt hatte, die Zahl der Regierungsbeauftragten um die Hälfte zu | |
streichen. Doch auf einer ersten Abschussliste war der | |
Antiziganismusbeauftragte nicht aufgelistet. Sinti-und-Roma-Verbände | |
atmeten zunächst auf. Jetzt aber nutzt das Familienministerium offenbar | |
aus, dass der bisherige Amtsinhaber Daimagüler aus persönlichen Gründen | |
zurückgetreten war, indem es die Stelle einfach auslaufen lässt. Das Thema | |
werde im Ministerium dennoch weiter verankert bleiben, sagte eine | |
Sprecherin. | |
Mindestens symbolisch ist die Quasiabschaffung eine deutliche Herabstufung | |
des Themas. Antiziganismus ist in Deutschland weit verbreitet, gerade auch | |
in Behörden und der Polizei. Wo andere offene Formen des Rassismus und | |
Antisemitismus weitgehend tabuisiert sind, bleibt expliziter Hass auf | |
Sinti und Roma oft ohne Konsequenzen. Sinti und Roma wurden während des | |
Nationalsozialismus gezielt ermordet, insgesamt wurden europaweit rund | |
500.000 von den Deutschen und ihren Kollaborateuren umgebracht. Nach Ende | |
des Zweiten Weltkriegs blieben viele Täter in ihren Positionen. | |
## 25 Beauftragte gestrichen | |
Am Mittwoch hat die Bundesregierung eine Reihe von [2][Beauftragten für | |
andere Themen ernannt]. Gleichzeitig teilte sie mit, dass 25 von vormals 43 | |
Stellen von Beauftragten des Bunds wegfallen. Das im Koalitionsvertrag | |
versprochene Ziel einer Halbierung der Stellen werde „übererfüllt“, sagte | |
ein Sprecher nach der Kabinettssitzung. Welche Posten genau noch alle | |
gestrichen wurden, blieb am Mittwoch allerdings offen. Ein Sprecher des | |
neuen Ministeriums für Digitalisierung und Staatsmodernisierung, das die | |
Liste künftig führen wird, sagte, sie werde in den nächsten Tagen | |
veröffentlicht. | |
Schon länger klar sind unter anderem die Streichung der Botschafterin für | |
feministische Außenpolitik, der Sonderbeauftragten für internationale | |
Klimapolitik und des Sonderbevollmächtigten für Migrationsabkommen. Eine | |
Nachfolge gibt es aber für den Queer-Beauftragten Sven Lehmann. Das Amt | |
heißt künftig „Beauftragte für Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher | |
Vielfalt“ und wird von Sophie Koch (SPD) ausgefüllt, die seit 2024 | |
Landtagsabgeordnete in Dresden ist und sich in dem Bundesland für das Thema | |
engagierte. | |
Erhalten bleiben in der neuen Bundesregierung unter anderem auch der | |
Ostbeauftragte, die Integrationsbeauftragte, der Beauftragte für Kultur und | |
Medien und der Aussiedlerbeauftragte. | |
29 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Frederik Eikmanns | |
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