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# taz.de -- Importierte Süßigkeiten aus den USA: Süß mit Risiko
> Der Import von Süßigkeiten aus den USA boomt. Beworben werden sie häufig
> über Online-Plattformen. Verbraucherschützer warnen nun vor den Risiken.
Bild: Sugargang-Outlet in einem Kiosk in Hattingen
Berlin taz | Wer beim Scrollen auf Online-Plattformen wie Tiktok auf ein
Video der Firmen Sugargang, World of Sweets oder Candyfair stößt, sieht in
der Regel gigantische Pappkartons von oben. Anfangs noch leer, werden sie
von einer ins Bild ragenden Gummihandschuh-Hand Stück für Stück mit den
absurdesten Lebensmittel-Kombinationen beladen. Auf einen glitzernden
Pistazien Energy Drink wird eine Fertignudelpackung mit Käse-Hähnchenaroma
gestapelt. Das Fundament bilden saure Lutschpastillen in Regenbogenoptik
und pinke Schokolade mit Engelshaar.
Diese Art von Videos sind ein beliebtes Werbemittel, das Süßigkeiten-Shops
vor allem zur Kundenbindung dient. Das vorrangig junge Tiktok-Publikum wird
aktiv zum Mitmachen und Interagieren aufgefordert, zum Beispiel bei einer
Challenge, die auffordert, einen besonders salzigen Chip ganz zu essen.
Auch beim Packen der bestellten Süßigkeiten-Kartons wird oft der zur
Bestellung gehörende Name vom jeweiligen Verkäufer, oft auch
„Candyfluencer“ genannt, höchstpersönlich erwähnt.
Doch Verbraucherschützer warnen nun vor den Folgen der Produkte.
„Knallbunt, extrem süß oder sauer, aber vollgestopft mit teils gefährlichen
Zusatzstoffen – der Candy-Trend ist schon lange kein lustiges
Jugendphänomen mehr, sondern eine ernsthafte Gefahr für Minderjährige“,
sagt Luise Molling von der NGO foodwatch. Weder online noch in den vielen
Candy-Shops vor Ort seien die Produkte immer gesetzeskonform
gekennzeichnet. Beispielsweise fehlten in vielen Fällen Nährwertangaben,
Zutatenlisten und gesundheitsrelevante Warnhinweise.
Dafür fand die Verbraucherschutzorganisation in Produkten, die sie
untersuchte, zum Beispiel Azofarbstoffe. Die werden verdächtigt, vor allem
bei Kindern die Konzentrationsfähigkeit erheblich einzuschränken. Seit
einem [1][EU-weiten Warnhinweis im Jahr 2010] waren die Pigmentstoffe laut
Foodwatch fast vollständig aus den deutschen Supermarktregalen
verschwunden. Doch durch das Geschäft mit nicht-europäischen Süßwaren, zum
Beispiel vom us-amerikanischen Markt, halten sie nun wieder Einzug.
## Junge Zielgruppen
Denn das Geschäft mit ausgefallenen Importsnacks boomt nicht nur im
Internet. Im Jahr 2020 knackte das Unternehmen Sugargang, das mit einer
Million Tiktok-Followern und eigenen Comic-Maskottchen offenbar speziell
eine Zielgruppe im Kindesalter bewirbt, die Umsatzmarke von 10 Millionen
Euro.
Der Handel mit geschmacklichen Extremen hat allmählich sogar seine
digitalen Anfangserfolge überschritten. Was vor allem auf Instagram und
Tiktok mit kurzen Werbeclips für Online-Verkauf begann, ist mittlerweile
auch in stationären Läden in zahlreichen Städten zu finden.
Foodwatch kritisiert dabei auch, dass sich die Händler mit ihrem Marketing
speziell an eine junge und sehr junge Zielgruppe richten. So sei das
jüngste in einem Video erscheinende Kind vier Jahre alt. Es bekomme darin
überzuckerte amerikanische Frühstücksflocken mit Azofarbstoffen geschenkt.
Die taz hat mehrere Händler um Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten –
reagiert hat lediglich Sugargang. „Wir nehmen unsere Verantwortung
gegenüber unseren Kundinnen und Kunden sehr ernst und halten uns
selbstverständlich an alle gesetzlich vorgeschriebenen Regularien“, teilte
das Unternehmen mit. Jedes Produkt sei mit detaillierten Angaben zu
Inhaltsstoffen und Nährwerten versehen, man nutze deutsche Übersetzungen
und die vorgeschriebene Mindestschriftgröße.
7 May 2025
## LINKS
[1] /Farbstoffe-in-Lebensmitteln/!5138852
## AUTOREN
Katharina Andresen
## TAGS
Ernährung
Verbraucherschutz
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