# taz.de -- Globale Pandemievorsorge: Impfstoffe für alle | |
> Um auf künftige Pandemien besser reagieren zu können, braucht es globale | |
> Partnerschaften zwischen Staaten, Forschungseinrichtungen und Geldgebern. | |
Bild: Die WHO will künftig die Widerstandsfähigkeit gegen Pandemien sicherste… | |
Erinnert sich noch jemand an die Coronakrise? Um auf weitere Pandemien | |
global besser reagieren zu können, [1][will die WHO künftig mit einem | |
Pandemie-Abkommen für mehr internationale Zusammenarbeit im | |
Gesundheitsbereich] sorgen. Doch diese Zusammenarbeit steht unter Druck, | |
weil die Kürzung der Entwicklungshilfe durch traditionelle Geldgeber | |
Zweifel daran aufkommen lassen, dass Infektionskrankheiten in den | |
schwächsten Ländern der Welt ausreichend vorgebeugt und bekämpft werden | |
können. | |
Um die künftige Widerstandsfähigkeit gegen Pandemien sicherzustellen, | |
müssen solche Lücken geschlossen werden. Der Schlüssel zum Erfolg sind | |
starke Partnerschaften zwischen multinationalen Organisationen, privaten | |
und öffentlichen Einrichtungen sowie der Zivilgesellschaft. | |
Wir wissen aus jüngster Erfahrung, dass starke globale Partnerschaften | |
funktionieren. Vor fünf Jahren gelang es uns, den Impfstoffnationalismus | |
(das Horten begrenzter Vorräte) bei Covid zu überwinden. Beispielsweise | |
durch Gavi, einem weltweiten Bündnis öffentlicher, privater und | |
zivilgesellschaftlicher Gruppen mit dem Ziel, Menschen im Globalen Süden | |
durch Impfungen gegen vermeidbare Krankheiten zu schützen. | |
Gavi ging damals eine Partnerschaft mit der Europäischen | |
Investitionsbank-Gruppe ein, um 600 Millionen Euro an Gebermitteln für die | |
sogenannte Covax-Initiative, den schnelleren Zugang zu Impfstoffen, zu | |
mobilisieren. Ohne dieses Geld wäre es nicht gelungen, Impfstoffe schnell | |
und in großem Umfang bereitzustellen. Fast zwei Milliarden Impfstoffdosen | |
konnten ausgeliefert werden, mehr als 100 (überwiegend) arme Länder haben | |
profitiert, weil wir die Weitsicht hatten, gemeinsam auf die Pandemie zu | |
reagieren. | |
Der Nutzen war nicht auf diese Länder beschränkt. Erinnern wir uns an das | |
Mantra der Pandemie: „Niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind.“ | |
Längere Shutdowns bedeuteten größere Unterbrechungen der Lieferketten und | |
der Weltwirtschaft. Je schneller wir den Zugang zu Test-, Überwachungs- und | |
Kontaktverfolgungstechnologien ermöglichten, desto besser waren wir in der | |
Lage, neue Virusvarianten zu erkennen und uns entsprechend anzupassen. Es | |
waren Labortechniker in Südafrika, die als Erste die berüchtigte | |
Omikronvariante identifizierten und auf sie aufmerksam machten. | |
In dem Bewusstsein, dass wir auf die nächste Pandemie noch besser | |
vorbereitet sein müssen, haben wir auf dem bisherigen Erfolg aufgebaut. Die | |
Europäische Investitionsbank stellt Gavi 1 Milliarde Euro zur Verfügung, um | |
den Zugang zu Impfstoffen gegen Viren mit Pandemiepotenzial (wie Ebola) zu | |
beschleunigen und Routineimpfungen gegen vermeidbare Krankheiten wie | |
Masern, Malaria und das [2][humane Papillomavirus] – eine der Hauptursachen | |
für Gebärmutterhalskrebs – zu unterstützen. Ein neuer Impfstoff gegen | |
Tuberkulose steht ebenfalls in Aussicht. | |
Das hat andere inspiriert und ihre Bemühungen beflügelt. So arbeiten jene | |
G7-Institutionen, die Entwicklungshilfe finanzieren, mit der | |
Investitionsbank, MedAccess, das medizinische Forschung finanziert, und der | |
Internationalen Finanz-Corporation zusammen. Ziel ist es, neue | |
Finanzierungen für Impfstoffe, Therapeutika, Diagnostika und andere | |
medizinische Güter zu erschließen, die ärmere Länder bei künftigen | |
Pandemien dringend brauchen. | |
Das Ankurbeln von regionalen Impfstoffproduktionen hat Priorität. Auf | |
Afrika entfallen 20 Prozent der Weltbevölkerung, aber nur 0,1 Prozent des | |
weltweiten Impfstoffangebots. Der Aufbau der Impfstoffproduktion auf dem | |
Kontinent ist wichtig, um die allgemeine Pandemievorsorge zu verbessern. | |
## Afrikanische Impfstoffproduktion beschleunigen | |
Auch hier sind Partnerschaften und finanzielle Innovationen der | |
Investitionsbank ein entscheidender Faktor. Der mit 1,2 Milliarden Dollar | |
ausgestattete African Vaccine Manufacturing Accelerator von Gavi, jener | |
Bereich bei Gavi, der die afrikanische Impfstoffproduktion beschleunigen | |
soll, wird von den europäischen Regierungen und internationalen | |
Institutionen mit mehr als 750 Millionen Euro unterstützt. Das soll helfen, | |
Hürden für die lokale Impfstoffproduktion zu beseitigen. Die | |
Investitionsbank und das Institut Pasteur de Dakar finanzieren | |
[3][Produktionsanlagen in Ghana, Südafrika, Senegal.] | |
Die Kombination unseres Fachwissens mit der Europäischen Investitionsbank | |
und Gavi hilft Ländern insbesondere des Globalen Südens, stabilere | |
Gesundheitssysteme aufzubauen und besser auf Pandemien reagieren und Leben | |
retten zu können. Als missionsorientierte Organisationen wissen wir, dass | |
der Schutz der globalen Gesundheit mutige Maßnahmen erfordert. | |
Indem wir in Forschung investieren und dafür sorgen, dass die Ressourcen | |
diejenigen erreichen, die sie am dringendsten benötigen, können wir das | |
Risiko künftiger Ausbrüche verringern, Menschen schützen und eine Welt | |
schaffen, in der Gesundheitskrisen nicht länger Leben und | |
Existenzgrundlagen zerstören. | |
Viren scheren sich nicht um Politik, Visa, Zölle, Kriege. Sie reagieren auf | |
ein starkes Immunsystem und wirksame Impfstoffe. Wenn wir nicht dafür | |
sorgen, dass alle Länder über die nötigen Ressourcen verfügen, um neue | |
Ausbrüche rasch zu erkennen und darauf zu reagieren, sind wir alle | |
gefährdet. | |
Ohne globale Zusammenarbeit können wir uns selbst und unsere | |
Volkswirtschaften nicht schützen. Die Investition in innovative globale | |
Gesundheitspartnerschaften ist unsere beste Verteidigung gegen den nächsten | |
großen Ausbruch und wird sich in Form von weltweiter Stabilität und | |
Sicherheit auszahlen. | |
Aus dem Englischen von Jan Doolan. | |
Copyright: Project Syndicate, 2025. Project Syndicate mit Sitz in Prag ist | |
eine Non-Profit-Organisation, die internationalen Medien Essays und | |
Meinungsbeiträge von namhaften PublizistInnen und WissenschaftlerInnen | |
anbietet. | |
23 May 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Gesundheitspolitik-nach-Covid/!6089291 | |
[2] /HPV-Virus/!t5582529 | |
[3] https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&a… | |
## AUTOREN | |
Nadia Calviño | |
Sania Nishtar | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Impfstoff | |
Weltgesundheitsorganisation | |
Afrika | |
Social-Auswahl | |
GNS | |
Münchner Sicherheitskonferenz | |
USAid | |
Schwerpunkt USA unter Trump | |
Ruanda | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Nach Europas Beziehung-Bruch mit den USA: Ab in den Süden | |
Schon länger reden die Europäer davon, ihre Beziehungen zum Globalen Süden | |
zu verbessern. Der Bruch mit den USA könnte dafür eine Chance sein. | |
Ugandischer Aktivist über Aus von USAID: „Es stehen Menschenleben auf dem Sp… | |
Trumps Regierung hat die US-Entwicklungshilfeagentur USAID eingestellt. Was | |
das für Marginalisierte in Uganda bedeutet, erklärt Aktivist Richard | |
Lusimbo. | |
Trump friert USAID ein: Für Afrika besonders bitter | |
Mpox, Ebola, Marburg-Virus – alles wieder auf dem Vormarsch. Dass jetzt | |
US-Zahlungen für die Gesundheitsversorgung ausbleiben, ist ein Risiko für | |
die ganze Welt. | |
Virenausbruch in Ruanda: Marburg-Fieber im Krankenhaus | |
Das mit Ebola vergleichbare Marburg-Fieber wurde im Vorzeigekrankenhaus von | |
Kigali festgestellt. Todeszahlen und Sorgen steigen. |