# taz.de -- Tödliche Schüsse in USA: Gazakrieg erreicht Washington | |
> In der USA erschießt ein Mann zwei Menschen vor einem jüdischen Museum. | |
> Die Tat war wohl politisch motiviert, Trump spricht von Antisemitismus. | |
Bild: Gemeinsam entsetzt: Israels US-Botschafter Yechiel Leiter und US-Justizmi… | |
Washington, D. C. taz | Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in der | |
US-Hauptstadt Washington sind tot, nachdem sie am Mittwochabend beim | |
Verlassen einer Veranstaltung erschossen wurden. Laut Polizei rief der | |
vermeintliche Attentäter „Free Palestine“, also „Befreit Palästina“, … | |
danach von Sicherheitskräften verhaftet wurde. Die beiden Opfer wurde vom | |
israelischen Außenministerium später als Yaron Lischinsky und Sarah Lynn | |
Milgrim identifiziert. Laut offiziellen Aussagen waren die beiden ein Paar | |
und hatten geplant, sich bald zu verloben. Lischinsky soll mehreren | |
Medienberichten zufolge [1][Deutschisraeli gewesen und in Bayern | |
aufgewachsen sein]. | |
Der Angriff ereignete sich im politischen Herzen der Stadt, nur wenige | |
Straßen vom US-Kapitol entfernt. Die beiden Opfer besuchten eine | |
Veranstaltung des American Jewish Committee, einer gemeinnützigen | |
Organisation, die sich für die Rechte von jüdischen Menschen einsetzt. Als | |
sie die Veranstaltung, die in einem jüdischen Museum abgehalten wurde, | |
gegen 21 Uhr Ortszeit verließen, gab der Attentäter die tödlichen Schüsse | |
ab. | |
Der Attentäter soll sich laut Augenzeugenberichten zuvor auffällig nervös | |
verhalten haben. Kurz bevor er die tödlichen Schüsse abgab, soll er ein | |
Palästinensertuch aus seiner Tasche gezogen und verkündet haben, dass er | |
dies für die Menschen in Gaza tue. | |
Als die Polizei eintraf, ließ sich der Todesschütze ohne Widerstand | |
festnehmen. Ein Video in den sozialen Medien soll diesen Moment zeigen. Zu | |
sehen ist ein Mann, der von Sicherheitsbehörden abgeführt wird und dabei | |
„Free, free Palestine“ ruft. Ob es sich bei der Person in dem Video um den | |
Attentäter handelt, konnte die taz nicht zweifelsfrei verifizieren. | |
## Manifest gefunden | |
Die Polizeibehörde in der US-Hauptstadt erklärte auf einer Pressekonferenz | |
am Abend, dass es sich bei dem vermeintlichen Attentäter um den 30-jährigen | |
Elias Rodriguez aus Chicago handele. Ein Manifest, das von Rodriguez | |
verfasst worden sein soll, nennt die israelischen Angriffe auf Gaza und die | |
Unterstützung des Westens, vor allem der US-Regierung als Grund für sein | |
Handeln. | |
„Was kann man an dieser Stelle noch über den Anteil der verstümmelten, | |
verbrannten und explodierten Kinder sagen? Wir, die wir dies zugelassen | |
haben, werden niemals die Vergebung der Palästinenser verdienen“, heißt es | |
in dem angeblichen Manifest. | |
Der Angriff in der US-Hauptstadt hat die israelische Gemeinschaft in den | |
USA weiter verunsichert. Der internationale Druck auf Israel, die Angriffe | |
auf die Menschen im Gazastreifen zu beenden und dringend benötigte | |
Hilfslieferungen über die Grenze zu lassen, wird immer lauter. Die jüngsten | |
Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas blieben | |
erfolglos und nun verkündete Israels Premierminister Benjamin Netanjahu, | |
dass das israelische Militär die Kontrolle über den gesamten Gazastreifen | |
übernehmen wolle. | |
Wie schon im vergangenen Jahr gibt es [2][an vielen US-Universitäten auch | |
immer wieder Zusammenstöße zwischen jüdischen Studenten und | |
Pro-Palästina-Demonstranten]. Hunderte Pro-Palästina-Demonstranten wurden | |
in den vergangenen Wochen festgenommen. | |
## Die USA möchten hart gegen Antisemitismus vorgehen | |
„Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um die Sicherheit aller | |
Bürger zu gewährleisten, heute Abend insbesondere unserer jüdischen | |
Gemeinde“, sagte US-Justizministerin Pam Bondi, die zusammen mit dem | |
israelischen US-Botschafter Yechiel Leiter den Attentatsort am späten | |
Mittwochabend besuchte. | |
Zu Redaktionsschluss war nicht klar, ob der Täter wusste, dass seine Opfer | |
bei der israelischen Botschaft arbeiteten, oder er sie nur zufällig | |
ausgewählt hatte, da sie die Veranstaltung im jüdischen Museum besucht | |
hatten. | |
Dennoch stellte US-Präsident Donald Trump in einem Post auf Truth Social | |
die Todesschüsse als klar antisemitisch dar: „Diese schrecklichen Morde in | |
Washington, D. C., die offensichtlich auf Antisemitismus beruhen, müssen | |
JETZT ein Ende haben! Hass und Radikalismus haben in den USA keinen Platz“, | |
sagte Trump. | |
Der US-amerikanische Außenminister Marco Rubio verurteilte das Attentat und | |
erklärte, dass die USA hart gegen Antisemitismus vorgehen würden. „Dies war | |
ein dreister Akt feiger, antisemitischer Gewalt. Keine Sorge: Wir werden | |
die Verantwortlichen finden und sie zur Verantwortung ziehen“, sagte Rubio | |
in einem Post auf X. | |
## Israel möchte Sicherheitsmaßnahmen erhöhen | |
Doch nicht nur in den USA hat das Attentat hohe Wellen geschlagen, auch | |
international haben viele Politiker und Diplomaten mit Schock und Mitgefühl | |
auf die Ereignisse aus Washington reagiert. | |
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) sagte, dass Antisemitische Gewalt | |
durch nichts zu rechtfertigen sei. „Ich bin schockiert über den | |
heimtückischen Mord an zwei Mitarbeitern der israelischen Botschaft in | |
Washington“, erklärte Wadephul in seinem Post auf X. | |
Der britische Premierminister Keir Starmer machte klar: „Antisemitismus ist | |
ein Übel, das wir ausmerzen müssen, wo immer es auftritt.“ Auch Frankreichs | |
Außenminister Jean-Noël Barrot erklärte in den sozialen Medien, dass es | |
sich bei dem Mord an zwei Mitgliedern der israelischen Botschaft um einen | |
„abscheulichen Akt antisemitischer Barbarei“ handele. | |
Die israelische Regierung kündigte an, die Sicherheitsmaßnahmen an allen | |
Botschaften und Auslandsmissionen zu erhöhen. | |
„Wir lassen uns vom Terror nicht abschrecken. Wir werden unsere Mission | |
weltweit fortsetzen und Israel mit unerschütterlicher Entschlossenheit und | |
Stolz vertreten“, schrieb das israelische Außenministerium in einem Post | |
auf X. | |
22 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Hansjürgen Mai | |
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