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# taz.de -- Washington: Mordanklage nach Schüssen auf Botschaftsmitarbeiter
> Dem Angeklagten wird vorgeworfen, ein israelisches Paar erschossen zu
> haben. Sie hatten sich für Frieden eingesetzt.
Bild: Trauern um Yaron Lischinsky und Sarah Milgrim am Donnerstag vor dem Jüdi…
Washington/Berlin/Jerusalem reuters | Der aus Chicago stammende mutmaßliche
Täter ist wegen der tödlichen Schüsse auf zwei israelische
Botschaftsmitarbeiter in Washington vor einem Bundesgericht des zweifachen
Mordes ersten Grades angeklagt worden. Dem 31-Jährigen wird vorgeworfen, am
Mittwochabend (Ortszeit) das Feuer [1][auf eine Gruppe von Personen vor dem
jüdischen Museum] in Washington eröffnet zu haben. Dabei tötete er ein
junges Paar, das in der israelischen Botschaft arbeitete.
Der getötete Mann habe auch die deutsche Staatsangehörigkeit gehabt, hieß
es aus Diplomatenkreisen. Die kommissarische US-Staatsanwältin Jeanine
Pirro sagte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, dass die Anklage gegen
den mutmaßlichen Täter einen Fall darstelle, für den sogar die Todesstrafe
infrage komme. „Wir werden dies weiterhin als Hassverbrechen und als
terroristisches Verbrechen untersuchen“, sagte Pirro vor Reportern.
In den Anklagedokumenten heißt es, der Angeklagte sagte der Polizei am
Tatort: „Ich habe es für Palästina getan, ich habe es für Gaza getan.“ E…
[2][mutmaßliches Video der Verhaftung zeigt einen Mann, der von
Sicherheitsbehörden abgeführt wird und dabei „Free, free Palestine“ ruft].
Bei seinem ersten Erscheinen vor Gericht am Donnerstag verzichtete der
Angeklagte auf sein Recht auf eine Haftanhörung. Eine vorläufige Anhörung
wurde für den 18. Juni angesetzt. Die Generalstaatsanwältin der USA, Pam
Bondi, hatte zuvor erklärt, dass der mutmaßliche Täter vermutlich allein
gehandelt habe. Nach der Tat wurden die Sicherheitsvorkehrungen in den
israelischen Botschaften in aller Welt sofort verschärft.
Nachdem die Bundespolizei FBI die Wohnung des Angeklagten in Chicago
durchsucht hatte, teilte der stellvertretende FBI-Direktor Dan Bongino in
den sozialen Medien mit, die Ermittler hätten Kenntnis von bestimmten
Schriften, die vom Angeklagten verfasst worden seien und überprüften diese
nun auf Echtheit.
Bonginos Erklärung schien sich auf ein mit dem Namen des mutmaßlichen
Täters unterzeichnetes Manifest zu beziehen, das am Mittwochabend kurz vor
der Tat auf einem anonymen Konto der Plattform X veröffentlicht wurde.
Unter dem Titel „Escalate For Gaza, Bring The War Home“ (Eskaliert für
Gaza, bringt den Krieg nach Hause) [3][verurteilte es Israels Tötung von
Zehntausenden von Palästinensern seit den Angriffen der Hamas im Oktober
2023 und diskutierte die Moral von „bewaffneten“ Aktionen].
## Die Getöteten hatten sich für Frieden eingesetzt
Das getötete Paar hatte sich für die Versöhnung zwischen Israelis und
Palästinensern eingesetzt, wie ihre jeweiligen Interessengruppen
mitteilten. Nach Angaben des israelischen Botschafters in den USA, Yechiel
Leiter, standen die beiden kurz vor der Verlobung: Der getötete Mann habe
diese Woche einen Ring gekauft und seiner Freundin kommende Woche in
Jerusalem einen Heiratsantrag machen wollen.
Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG),
beschrieb ihn als „aufgeschlossenen, klugen und tief engagierten Menschen“.
Der Leiter der Synagoge Bet Mishpachah in Washington, Joshua Maxey,
würdigte die Arbeit der Frau für die Inklusion von sexuellen Minderheiten
(LGBT).
US-Präsident Donald Trump, Bundeskanzler Friedrich Merz und andere Staats-
und Regierungschefs verurteilten die Tat. Der israelische Ministerpräsident
Benjamin Netanjahu zeigte sich erschüttert über die Tötungen und kündigte
einen verstärkten Schutz für die Botschaften weltweit an. Sein Büro teilte
mit, er und Trump hätten telefoniert. Trump habe seine Trauer ausgedrückt.
Beide Politiker hätten auch über den Krieg im Gazastreifen gesprochen.
## Israels Außenminister: Hetze aus Europa
Der israelische Außenminister Gideon Saar machte auch europäische Politiker
für die Tat mitverantwortlich. „Es gibt eine direkte Verbindung zwischen
antisemitischer und anti-israelischer Hetze und diesem Mord“, sagte er in
Jerusalem. „Diese Hetze wird auch von Führungspersönlichkeiten und
Amtsträgern vieler Länder und Organisationen betrieben, besonders aus
Europa.“ Saar ließ offen, [4][auf wen er sich bezog]. Er sprach von
„Verleumdungen über Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die
Ermordung von Babys“, die den Weg für derartige Morde ebneten.
Die Regierung in Paris wies die Vorwürfe gegen Europäer als
„ungerechtfertigt und empörend“ zurück. „Frankreich hat antisemitische
Taten verurteilt, Frankreich verurteilt sie, und Frankreich wird sie
weiterhin immer und ohne Zweideutigkeit verurteilen“, erklärte ein Sprecher
des Außenministeriums.
Vor dem Hintergrund der neuen [5][israelischen Offensive im Gazastreifen]
und der wochenlangen Abriegelung des Palästinenser-Gebiets sind die
[6][Spannungen zwischen Israel und europäischen Staaten gestiegen]. Die
radikal-islamische Hamas hatte den Gaza-Krieg mit einem
Überraschungsangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 begonnen. Dabei starben
nach israelischen Angaben 1200 Menschen, 251 wurden als Geiseln genommen.
Bei dem nachfolgenden israelischen Einsatz im Gazastreifen sind nach
palästinensischen Angaben über 53.000 Menschen getötet worden.
23 May 2025
## LINKS
[1] /Angriff-vor-Juedischem-Museum-Washington/!6089513
[2] /Toedliche-Schuesse-in-USA/!6086185
[3] /Attentat-an-israelischen-Diplomaten/!6086225
[4] /Europaeische-Union-zu-Nahost-Konflikt/!6086071
[5] /Israelische-Militaeroffensive/!6085854
[6] /Europaeische-Union-zu-Nahost-Konflikt/!6086071
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