| # taz.de -- Urteil wegen Bestechlichkeit: Polizist verscherbelte Meldedaten | |
| > Ein Hamburger Polizist fotografierte Daten des Einwohnermeldeamtes ab. | |
| > Damit wollte ein Kioskbesitzer Boni bei einer Zigarettenfirma kassieren. | |
| Bild: Daten über vermeintliche Nutzer von E-Zigaretten lassen sich zu Geld mac… | |
| Hamburg taz | Es ist ein überschaubarer Betrag, für den sich ein ehemaliger | |
| Hamburger Polizist [1][der Bestechlichkeit schuldig gemacht hat:] Gerade | |
| einmal fünf Euro pro Eintrag aus dem Melderegister wurden Olcay Ö. | |
| versprochen, als er sein erstes aufgenommenes Foto weiterleitete. Es | |
| folgten vier weitere Bilder mit Listen von personenbezogenen Daten. | |
| Tatsächlich erhalten habe er dafür jedoch nur einmalig 100 Euro. Am | |
| vergangenen Freitag wurde er vor dem Amtsgericht Hamburg zu einer | |
| Bewährungsstrafe von zwölf Monaten verurteilt. | |
| Betroffen waren insgesamt 750 Personen, von denen Auszüge aus dem | |
| Einwohnermelderegister weitergeleitet wurden. Auf die Daten hatte der | |
| frühere Polizist zwischen Juli und September 2019 von seinem Arbeitsplatz | |
| im Polizeikommissariat zugegriffen, um die Daten abzufotografieren und | |
| anschließend an einen Freund zu senden. | |
| Dieser leitete die Daten wiederum an einen Kioskbesitzer weiter, der sie | |
| anschließend zu Geld gemacht haben soll: Mit den Meldedaten soll er die | |
| betroffenen Personen bei der E-Zigaretten-Marke Iqos registriert und dafür | |
| Boni erhalten haben. Wie Ö. wurde auch sein Freund am Freitag verurteilt, | |
| zu einer achtmonatigen Bewährungsstrafe. Gegen den Kioskbesitzer läuft ein | |
| gesondertes Verfahren, das noch nicht abgeschlossen ist. | |
| Vor Gericht gab sich Ö. reumütig. Er wisse, dass er „sein Lebenswerk kaputt | |
| gemacht“ hat. Durch die Taten sei er vom Dienst suspendiert und vor drei | |
| Jahren förmlich aus dem Polizeidienst entlassen worden. Heute sei dem zum | |
| Tatzeitpunkt 24-Jährigen klar, dass er damals „die charakterliche Eignung | |
| für die Polizei“ nicht gehabt hat. Seitdem habe er Schwierigkeiten gehabt, | |
| eine neue Anstellung zu finden. Mittlerweile arbeite er fest in einem | |
| Bistro. | |
| ## Angeklagte erhalten Bewährungsstrafe | |
| Dass es am Freitag überhaupt noch zur Gerichtsverhandlung gekommen ist, kam | |
| den Angeklagten beim Strafmaß nicht zugute. Nach Abschluss der Ermittlungen | |
| hatte die Hamburger Staatsanwaltschaft bereits Strafbefehle über eine | |
| zwölfmonatige und eine achtmonatige Bewährungsstrafe erlassen. Damit | |
| wollten die beiden Angeklagten sich nicht zufrieden geben und legten | |
| Widersprüche ein. | |
| So kam es zur Verhandlung – und der Vorsitzende Richter Maximilian Engel | |
| machte zur Überraschung der Angeklagten direkt deutlich, dass er die | |
| Strafmaße sogar für zu niedrig erachtet. Schließlich handele es sich um | |
| [2][sensible Daten, die „krass gut geschützt“ sein sollen.] Deshalb sei | |
| über Haftstrafen von bis zu 20 Monaten auf Bewährung nachzudenken. Auch der | |
| Staatsanwalt betonte die hohe kriminelle Energie und Dreistigkeit der | |
| Angeklagten. | |
| Weil beide aber Geständnisse ablegten und sie zuvor und seitdem nicht | |
| straffällig geworden waren, blieb das Urteil am Ende unterhalb der 20 | |
| Monate. Zugute kam ihnen auch, dass seit der Tat schon bald sechs Jahre | |
| verstrichen sind und dass kein Kontakt zu dem Kioskbesitzer mehr bestehe. | |
| Dennoch ließ es sich der Richter nicht nehmen, den beiden Angeklagten | |
| seinen Unmut über ihre Straftaten deutlich zu machen. Die seien „richtig | |
| krass uncool“ gewesen, gerade für „so einen Bullshit wie die Iqos-Nummer�… | |
| Ö. kündigte nach dem Urteil an, auf eine Berufung verzichten zu wollen. | |
| 13 May 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Charlina Strelow | |
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