# taz.de -- Der neue Papst: Leo XIV. wird die deutsche katholische Kirche brauc… | |
> Will der neue Papst umstrittene Reformen in der Weltkirche umsetzen, ist | |
> er auf die deutschen Katholiken angewiesen – auch wenn sie manchmal | |
> nerven. | |
Bild: Zählt zu den streitbarsten deutschen Theologen: Kardinal Gerhard Ludwig … | |
Es waren in den vergangenen Jahrhunderten zuverlässig große Seufzer zu | |
hören, wenn im Vatikan das Gespräch auf die katholische Kirche in | |
Deutschland kam. Die hiesige Kirche Roms – immerhin trotz Massenaustritten | |
und Missbrauchsskandal seit vielen Jahren noch mit etwa 20 Millionen | |
Mitgliedern – war nie eine brave Tochter der strengen Mutter am Tiber, | |
sondern eher schwierig, zumindest aus Sicht konservativer Kardinäle. | |
Das liegt etwa daran, dass die hiesigen Katholikinnen und Katholiken dank | |
vieler und bestens ausgestatteter Fakultäten lange eine führende (und | |
liberale) Rolle in der weltweit geachteten Theologie spielten. Außerdem ist | |
die katholische Kirche in Deutschland aufgrund des nahezu einmaligen | |
Systems der Kirchensteuer ziemlich reich und finanziert viele Projekte der | |
Weltkirche – vor allem im sozialen Bereich – großzügig mit. | |
Dazu ist sie wegen der fast gleich großen evangelischen Kirche im eigenen | |
Land stark ökumenisch ausgerichtet, was im Globalen Süden oft irritiert. | |
Und sie ist – siehe Synodaler Weg – vergleichsweise progressiv, was | |
Kirchenreformen, die Segnung homosexueller Paare oder die Aufarbeitung des | |
Missbrauchsskandals angeht. Kurz: Eine erwachsene Tochter, die | |
besserwisserisch, reich und aufmüpfig ist, ist meist nicht das liebste | |
Familienmitglied. Wen wundert’s? | |
Was das alles mit [1][Papst Leo XIV.] zu tun hat? Sein Vorgänger, der | |
kürzlich [2][verstorbene Papst Franziskus], hatte schon vor sechs Jahren | |
ein auf Deutsch verfasstes Schreiben „An das pilgernde Volk Gottes in | |
Deutschland“ veröffentlicht. Darin die Mahnung: Macht weiter mit den | |
Reformen der Kirche im eigenen Land, aber übertreibt es nicht – und spaltet | |
euch nicht ab! | |
## Der richtige Umgang mit den renitenten Deutschen | |
Seit der Abspaltung der hiesigen Altkatholischen Kirche, vor allem aus | |
Protest gegen das Unfehlbarkeitsdogma des Ersten Vatikanischen Konzils | |
1870, ist das die Urangst in Rom: dass die Deutschen mit ihrem Reformeifer | |
und ihrer Renitenz wieder ein Schisma verursachen könnten. Dass auch viele | |
führende Christdemokraten die Reformen der Kirche in Deutschland klar | |
unterstützen, verringert die Ängste im Vatikan nicht. Der neue Oberhirte | |
auf dem Papstthron muss also irgendwie mit den renitenten Schäfchen | |
hierzulande umgehen – die er aber zugleich ziemlich dringend braucht. | |
Denn der neue [3][Papst Leo XIV]. dürfte sich die deutsche katholische | |
Kirche tapfer an seiner Seite wünschen, sollte er umstrittene Reformen in | |
der Weltkirche umsetzen wollen – beispielsweise zu mehr Synodalität wie | |
[4][nach seiner Wahl angedeutet]. Das könnte für ihn wichtig werden, wenn | |
er trotz massiven Widerstands die einflussreiche und reiche katholische | |
Kirche in den USA auf Reformkurs bringen will, die ob der | |
menschenverachtenden Politik von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus | |
heillos zerstritten ist – nicht zuletzt in Migrationsfragen. | |
Kurz: Der neue Papst braucht die katholische Kirche Deutschlands als | |
starken Rückhalt. Auch – oder gerade weil – sie manchmal gehörig nervt. | |
9 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Philipp Gessler | |
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