# taz.de -- Ukraine und die USA: Rohstoffabkommen umstritten | |
> Das ukrainische Parlament könnte in dieser Woche das Rohstoffabkommen mit | |
> den USA ratifizieren. Ein Umweltschützer warnt vor den ökologischen | |
> Risiken | |
Bild: Ein LKW transportiert eine Ladung in einem Ilmenit-Tagebau in der ukraini… | |
Kiew taz | Dem ukrainischen Parlament steht in dieser Woche eine | |
wegweisende Entscheidung bevor. Die Abgeordneten der Rada müssen abstimmen, | |
ob sie das Rohstoffabkommen zwischen ihrem Land und den USA ratifizieren | |
wollen, das beide Staaten am 1. Mai unterzeichnet hatten. | |
Darin ist unter anderem geregelt, dass die USA und die Ukraine gemeinsam | |
über zehn Jahre ukrainische Rohstoffvorkommen erschließen und fördern und | |
sich die Gewinne teilen. Dafür wollen beide Staaten einen gemeinsamen | |
Investitionsfonds aufsetzen. Sicherheitsgarantien, welche die Ukraine lange | |
von den USA gefordert hatte, sind in dem Abkommen nicht verbindlich | |
geregelt. [1][Die Ukraine hingegen ist um die Regelung umhergekommen, | |
Mittel für die militärische Hilfe seit dem Beginn des russischen | |
Angriffskrieges an die USA zurückzahlen zu müssen.] | |
Die öffentliche Debatte darum, ob das Abkommen der Ukraine tatsächlich | |
nützt, läuft wenige Tage vor der Entscheidung um die Ratifizierung dennoch | |
heiß. An die ukrainischen Abgeordneten gewandt appellierte Präsident | |
Wolodymyr Selenskyj, dem Abkommen zuzustimmen: „für die Zukunft und dafür, | |
was wir heute zur Verteidigung brauchen“. Der Ukrajinska Prawda zufolge | |
forderte Selenskyj zudem, dass die USA die Visa Abgeordneter einziehen | |
sollten, die gegen die Rohstoffvereinbarungen stimmen. | |
Irina Heraschtschenko, die langjährige politische Weggefährtin des früheren | |
Präsidenten Petro Poroschenko und derzeit Abgeordnete der Oppositionspartei | |
„Europäische Solidarität“ [2][kritisiert auf dem Portal ihrer Partei „d… | |
Intransparenz rund um die Vereinbarungen“]. Neben dem veröffentlichten | |
Rahmenmemorandum, so Heraschtschenko, existierten zwei weitere Dokumente | |
zur Umsetzung des Abkommens, die nicht einmal den Abgeordneten bekannt | |
seien. | |
## „Abgeordnete sollten sich nicht von der Aussicht auf ein US-Visum leiten | |
lassen“ | |
Ohne den vollständigen Text eines Abkommens zu kennen, sei es nicht | |
möglich, darüber abzustimmen, argumentiert sie. Die zentrale Aufgabe eines | |
Abgeordneten sei es schließlich, über Gesetzesvorhaben in voller Kenntnis | |
ihrer Inhalte abzustimmen. | |
Weiter kritisiert Heraschtschenko, im Parlament von Selenskyj, sei es die | |
Norm bei Abstimmungen den Knopf zu drücken, ohne das entsprechende Dokument | |
gelesen zu haben. Das betreffe die Abgeordneten der Parteien „Diener des | |
Volkes“ und „Oppositionsplattform für das Leben“. | |
Mit Blick auf das Abkommen zwischen der Ukraine und den USA mahnt sie | |
zudem, „Abgeordnete sollten sich bei ihrer Entscheidung von nationalen | |
Interessen und den Anliegen ihrer Wähler leiten lassen – nicht von der | |
Aussicht auf ein US-Visum.“ | |
In der ukrainischen Umweltbewegung ist die Haltung zu dem Rohstoffabkommen | |
geteilt. „Solange wir im Krieg mit Russland stehen, werde ich die | |
ukrainische Regierung nicht kritisieren“, begründete eine Umweltschützerin, | |
weshalb sie kein Interview zum Thema mit der taz führen wollte. | |
## „Politisch gesehen war dieser Vertrag allerdings notwendig.“ | |
Der in Charkiw aktive Umweltschützer Vitali Zatenko, Direktor der seit 1993 | |
aktiven Umweltgruppe „Pechenegy“, sagt, es sei schwierig, die | |
ukrainisch-amerikanische Vereinbarung zum Abbau der Rohstoffe als gut oder | |
schlecht einzuordnen. Schließlich sei auch nur ein Teil des Vertrages | |
öffentlich. „Politisch gesehen war dieser Vertrag allerdings notwendig.“ | |
Gleichwohl, so Zatenko, ändere die Notwendigkeit dieses Vertrages nichts an | |
der Tatsache, dass der Abbau von Rohstoffen eine umweltschädliche Tätigkeit | |
ist. In Zukunft gelte es, die Projekte des ukrainisch-amerikanischen | |
Investitionsfonds genau auf ihre Umweltverträglichkeit zu untersuchen und | |
dann von Fall zu Fall zu entscheiden, ob man dieses oder jenes Projekt als | |
Umweltgruppe unterstützt oder ablehnt. | |
Da der Fonds zur Rohstoffförderung in den USA registriert sein wird, sei es | |
zudem wichtig, darauf zu achten, dass die ukrainische Umweltgesetzgebung | |
eingehalten wird, so Zatenko. | |
Der ukrainische Politiker und Diplomat Pawel Klimkin hält das Abkommen vor | |
allem für einen Sieg Donald Trumps, [3][zitiert ihn die ukrainische | |
Nachrichtenagentur unian.net]. Ungefähr 80 Prozent von Trumps Unterstützern | |
seien gegen Hilfen an die Ukraine. Und nun könne Trump auf die Frage seiner | |
Unterstützer, warum man die Ukraine unterstütze, antworten, dass die Hilfe | |
nicht einseitig sei. Letztendlich bekämen die USA mehr zurück, als sie | |
gegeben habe. [4][Die Beziehungen zu den USA hätten sich demnach | |
verbessert, weil die Ukraine Trump diesen Sieg ermöglicht habe.] | |
Wie die ukrainischen Abgeordneten schließlich über die Ratifierzung | |
abstimmen, ist offen. Der ukrainische Premier Denys Schmyhal zeigte sich | |
laut Ukrajinska Prawda jedoch zuversichtlich, dass das Rohstoffabkommen | |
noch in dieser Woche, vor dem 8. Mai, ratifiziert werde. | |
5 May 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Rohstoffabkommen-Ukraine-USA/!6082279 | |
[2] https://eurosolidarity.org/2025/05/03/iryna-gerashhenko-63/ | |
[3] https://www.unian.net/world/soglashenie-o-nedrah-klimkin-obyasnil-v-chem-pr… | |
[4] /Abkommen-zwischen-USA-und-Ukraine/!6082374 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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