| # taz.de -- Abkommen zwischen USA und Ukraine: Plötzlich wieder Freunde | |
| > Der Rohstoffdeal soll den Wiederaufbau der Ukraine regeln und den USA | |
| > Vorrechte auf seltene Erden sichern. Ein Zeichen der Annäherung zwischen | |
| > beiden Ländern? | |
| Bild: Seltene Einigkeit zwischen den Trump-USA und der Ukraine: Abbau von selte… | |
| Berlin taz | Hat Papst Franziskus posthum noch einen Beitrag zu einer | |
| Annäherung der USA und der Ukraine geleistet? Am Donnerstag waren | |
| Politiker*innen und Beobachter*innen des Lobes voll für das | |
| Wirtschaftsabkommen zwischen den beiden Ländern. Der ukrainische | |
| Außenminister Andrij Sybiha meinte, einen „Meilenstein“ der | |
| ukrainisch-amerikanischen strategischen Partnerschaft konstatieren zu | |
| können. Diese ziele darauf ab, die Wirtschaft und Sicherheit der Ukraine zu | |
| stärken, [1][schrieb er auf X]. In einem ersten Statement sprach | |
| US-Finanzminister Scott Bessent von einem klaren Signal an Russlands | |
| Präsidenten Wladimir Putin, dass sich „die Trump-Administration einem | |
| Friedensprozess verpflichtet fühlt, in dessen Mittelpunkt langfristig eine | |
| freie, souveräne und blühende Ukraine steht“. | |
| Am Vortag hatten Bessent und seine ukrainische Amtskollegin Julija | |
| Swyrydenko in Washington ein Abkommen über seltene Erden unterzeichnet. | |
| Eigentlich hätte dies bereits im vergangenen Februar passieren sollen. Dazu | |
| war es aber nicht mehr gekommen, nachdem ein Gespräch zwischen den | |
| Präsidenten Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus [2][aus dem | |
| Ruder gelaufen war]. Am Rande der Beerdigung Papst Franziskus’ am 26. April | |
| in Rom trafen sich die beiden Präsidenten erstmals wieder seit dem Eklat. | |
| In einer 15-minütigen Unterredung soll Selenskyj Trump aufgefordert haben, | |
| mehr Druck auf Putin auszuüben. | |
| Das neue Abkommen sieht die Schaffung eines gemeinsamen Investitionsfonds | |
| vor. Dieser soll Einnahmen aus der Nutzung natürlicher Ressourcen, | |
| Infrastruktur und anderen Vermögenswerten in der Ukraine verwalten und für | |
| den Wiederaufbau einsetzen. Militärhilfen, die die USA der Ukraine vor dem | |
| Abschluss des Abkommens gewährt haben, zählen nicht als Beitrag | |
| Washingtons. Künftige Einlagen der USA hingegen gelten als Investitionen. | |
| Die frühere Forderung, Kyjiw müsse alle bisherigen Waffenlieferungen und | |
| Finanzhilfen seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am | |
| 24. Februar 2022 als Schulden zurückzahlen, findet sich nicht mehr in dem | |
| Dokument. [3][Trump hatte mehrfach betont], Washington wolle für die | |
| Waffenlieferungen an die Ukraine „Geld zurückbekommen“, und zwar in Form | |
| künftiger Einnahmen aus dem Mineralienabbau. Am Donnerstag erklärte er nun, | |
| die USA würden durch das Abkommen mehr als die angeblich ausgegebenen 350 | |
| Milliarden Dollar zurückbekommen, die für die Ukraine ausgegeben worden | |
| sein. Wie er auf diese Summe kommt, bleibt unklar. | |
| ## Ukraine hofft auf Fortsetzung der Militärhilfen | |
| Das Abkommen räumt den USA Vorrechte bei künftigen Verträgen zur | |
| Erschließung ukrainischer Ressourcen ein. Allerdings berechtigt das | |
| Abkommen Washington nicht automatisch zu einem Anteil an den Erlösen aus | |
| dem Abbau ukrainischer Mineralien oder der Infrastruktur. Die Ukraine wird | |
| ihren Beitrag zum Fonds leisten, indem sie 50 Prozent der Einnahmen aus | |
| Förderlizenzen oder Rohstoffverkäufen einbringt. | |
| Ministerpräsident Denis Schmyhal nannte den „Deal“, den das ukrainische | |
| Parlament noch ratifizieren muss, am Mittwoch im ukrainischen Fernsehen | |
| eine „gute, gleichberechtigte und vorteilhafte internationale Vereinbarung | |
| über gemeinsame Investitionen in die Entwicklung und den Wiederaufbau“ | |
| seines Landes. Die Ukraine behalte die Kontrolle über ihren Boden, ihre | |
| Infrastruktur und alle Ressourcen. Auf Telegram betonte er, beide Seiten | |
| hätten je 50 Prozent der Stimmrechte im Fonds, dessen Gewinne | |
| ausschließlich in der Ukraine reinvestiert würden. Die Investitionen seien | |
| auf zehn Jahre angelegt. Ein EU-Beitritt der Ukraine werde dadurch nicht | |
| behindert. | |
| Mit dem Abschluss des Abkommens sind auf ukrainischer Seite auch Hoffnungen | |
| verbunden, dass die USA ihre Militärhilfen fortsetzen. Dabei gehe es vor | |
| allem um Luftabwehrsysteme, schrieb Wirtschaftsministerin Julija Swyrydenko | |
| auf X. Zu diesem Aspekt ist in dem Abkommen jedoch nichts zu finden. | |
| Informationen der Kyiv Post zufolge soll Trump auf der Grundlage des | |
| Waffenexportkontrollgesetzes am Mittwoch erstmals seit seinem erneuten | |
| Amtsantritt grünes Licht für Waffenverkäufe an die Ukraine in Höhe von 50 | |
| Millionen Dollar gegeben haben. Ebenfalls am Mittwoch meldete sich der | |
| republikanische Senator Lindsey Graham zu Wort. Bereits 72 US-Senatoren | |
| würden einen Gesetzentwurf unterstützen, der „knochenbrechende“ Sanktionen | |
| gegen Russland sowie hohe Zölle für Länder vorsehe, die Russlands Öl und | |
| Gas kauften, falls Putin keine ernsthaften Friedensverhandlungen aufnimmt. | |
| „Das Ziel ist, dem Präsidenten zu helfen“, sagte Graham, der als enger | |
| Verbündeter von Trump gilt. Laut Bloomberg News sieht der Gesetzesentwurf | |
| einen 500-prozentigen Zoll auf Importe aus Ländern vor, die russisches Öl, | |
| Erdgas, Erdölprodukte oder Uran kaufen. Er würde US-Bürgern zudem den Kauf | |
| russischer Staatsanleihen verbieten. | |
| Auf dem ukrainischen Webportal focus.ua nutzt der Aktivist Denis | |
| Jaroslawskyj die jüngste Vereinbarung zu einem flammenden Appell an die | |
| Abgeordneten des Parlaments. „Heute haben Sie die Chance, den Lauf der | |
| Geschichte zu ändern. Diese Chance kommt vielleicht nicht noch einmal. Sie | |
| sind verpflichtet, sich – unabhängig von Parteizugehörigkeit und | |
| politischen Ansichten – für eine Idee zu vereinen: die Vereinigung der | |
| Ukraine und der Vereinigten Staaten im Rahmen einer Allianz“, schreibt er. | |
| „Wenn Sie diesen Moment verpassen, werden Sie für immer als das hilfloseste | |
| und unbedeutendste Parlament in der gesamten Geschichte der ukrainischen | |
| Staatlichkeit in die Geschichte eingehen.“ | |
| 1 May 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://x.com/andrii_sybiha/status/1917873077750268113 | |
| [2] /Krach-zwischen-Selenskyj-und-Trump/!6072970 | |
| [3] /Trump-und-Putin/!6065527 | |
| ## AUTOREN | |
| Barbara Oertel | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
| Donald Trump | |
| Wolodymyr Selenskij | |
| Seltene Erden | |
| Abkommen | |
| Schwerpunkt USA unter Trump | |
| Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
| Ukraine | |
| Ukraine | |
| Schwerpunkt USA unter Trump | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Merz telefoniert mit Trump: Handelsstreit mit den USA soll beigelegt werden | |
| Der frisch gewählte Kanzler hat mit dem US-Präsidenten telefoniert. Beide | |
| wollen den Handelskonflikt schnell beenden, Merz will Zölle auf Null | |
| senken. | |
| Ukraine und die USA: Rohstoffabkommen umstritten | |
| Das ukrainische Parlament könnte in dieser Woche das Rohstoffabkommen mit | |
| den USA ratifizieren. Ein Umweltschützer warnt vor den ökologischen Risiken | |
| +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Dimitri Medwedew stößt scharfe Drohunge… | |
| In Charkiw sind am Freitagabend fast 50 Menschen durch russische | |
| Drohnenangriffe verletzt worden. Derweil wird die Moskauer Siegesparade am | |
| 9. Mai zum Anlass für Wortgefechte. | |
| Neue Musik aus der Ukraine: Drohnen, Tränen und Liebestod | |
| Musik aus der Ukraine ist experimentierfreudig, stilistisch vielfältig und | |
| trotzt der prekären Lage im Krieg. Ein Überblick zu spannenden neuen Alben. | |
| Rohstoffabkommen Ukraine-USA: Ein guter Deal – außer Trump ändert seine Mei… | |
| Die USA und die Ukraine haben sich auf ein Rohstoffabkommen geeinigt. Das | |
| ist eine Überraschung – nach dem Eklat im Oval Office im Februar. |