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# taz.de -- Tag der Pressefreiheit 2025: Die neue Presse unter Trump
> In den USA wird die Pressefreiheit weiter eingeschränkt. Zugleich bilden
> sich neue Kanäle und Formen der Einflussnahme: Influencer und
> Crowdfunding.
Bild: Donald Trump beschneidet die Pressefreiheit in den USA
Der US-amerikanische Mediendiskurs gleicht einer Marktschreierei. Alle
brüllen wild durcheinander, oft wiederholen sie sich. Lügen, Übertreibungen
und Diffamierungen sind die Norm. Der Lärm ist ohrenbetäubend, das Angebot
ist spärlich. Während das Geschrei möglichst viele Leute von einer Seite
überzeugen soll, haben sich die meisten längst entschieden. So wird um
wenige Unentschlossene gebrüllt, gezankt, gekämpft. Und all das, während
die lautesten Marktschreier den leisen die Stimme stehlen. Die Lösung? Noch
lauter schreien? Nein, es müssen alternative Märkte her.
Die journalistischen Fronten in den USA sind nicht erst seit Trumps zweiter
Präsidentschaft verhärtet. Während der Journalismus längst nicht nur dort
bedroht ist, zeigt sich besonders in der weltweit ältesten Demokratie seine
Aushöhlung. Den Nachrichtenagenturen Associated Press (AP), Bloomberg und
Reuters wird der [1][Zutritt zum Weißen Haus verwehrt]. Trump verbannt jede
kritische Berichterstattung zu seiner Person als „illegal“. Fox News und
weitere Vertreter der erzrepublikanischen Presse wettern permanent gegen
das angeblich demokratische „Establishment“. Dazu haben Trump, Vance und Co
längst das Potential einer neuen Gruppe erkannt: das Influencertum.
Bereits Ende Januar ließ die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline
Leavitt, auch Podcaster und Influencer in den Presseraum. Schon im
Wahlkampf nutzte Trump den Moderator Joe Rogan und seinen gleichnamigen
Podcast als mitunter wichtigstes Sprachrohr. Nun mobilisiert Pastor
Franklin Graham für den Präsidenten die evangelikalen Kräfte in den
sozialen Medien, während Influencer wie die Black-Lives-Matter-Gegnerin
Candace Owens und Morgonn Blaire McMichael die junge Zielgruppe ansprechen.
Als Gen-Z-Stimme nutzt McMichael nicht nur ihre eigenen Kanäle, sondern
auch die der erzkonservativen Studierendenorganisation Turning Point USA.
Mit reichlich Kalkül ließ Trump sich schon im Wahlkampf mit jungen
Influencern wie Logan Paul, The Nelk Boys und Adin Ross sehen und tauchte
in deren Livestreams auf.
## Demokratische Antwort von Influencer*innen
Doch der trumpsche Griff nach der Influencer-Welt bleibt nicht ohne
demokratische Antwort. Künstlerinnen wie Zoe Saldana, Kerry Washington,
Jojo Siwa und Yara Shahidi distanzieren sich in aller Öffentlichkeit von
Trump und mobilisieren ihre millionenfache Followerschaft. Während sich in
den sozialen Medien – das ehemalige Twitter einmal ausgenommen – Positionen
gegen Trump noch offen kommunizieren lassen, ist die etablierte Presse im
Umbruch.
Verkörpert wird dieser Wandel unter anderem durch die Washington Post, die
seit über einem Jahrzehnt dem Multimilliardär Jeff Bezos gehört. Mit ihrem
Verkauf büßte die Zeitung ihre journalistische Integrität ein, denn Bezos
nutzt die Plattform, um seine eigenen wirtschaftlichen Narrative zu setzen.
Auch deswegen verließ die langjährige Kolumnistin Jennifer Rubin das Blatt
Anfang des Jahres und gründete ihren eigenen trumpkritischen
Substack-Newsletter The Contrarian. Der Untertitel – „Not Owned By Anybody�…
– macht deutlich, wie sehr Rubin auf journalistische Unabhängigkeit setzt.
Nach gerade einmal vier Monaten hat sie den Zuspruch von über einer halben
Million Abonnent:innen.
Dieser von der Öffentlichkeit schwarmfinanzierte Journalismus ist eine
junge, aber erfolgreiche Alternative zu den üblichen Kanälen.
Prodemokratische Plattformen wie MeidasTouch, The Majority Report und The
Young Turks finanzieren sich zum Großteil durch Crowdfunding, beeinflussen
die US-amerikanische Medienlandschaft und sind mit ihren
Moderator:innen selbst Teil des Influencertums. Cenk Uygur, der
Gründer und CEO von The Young Turks, meint: „Die Pressefreiheit in Amerika
war großartig, bis Trump kam. Jetzt verklagt er die Medienunternehmen, die
ihn kritisieren, und bedroht ihre Lizenz. Er ist ein klassischer
autoritärer Tyrann.“
2 May 2025
## LINKS
[1] /Trotz-Richterspruch/!6082647
## AUTOREN
Martin Seng
## TAGS
Schwerpunkt Pressefreiheit
Donald Trump
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Influencer
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