# taz.de -- Pietätlos oder Satire?: Kritik an Drink auf Israeltag | |
> Ein israelisches Restaurant hatte einen Drink aus „gehäckselter“ | |
> Wassermelone ausgeschenkt. Der Inhaber beteuert, es sei als Witz gemeint. | |
Bild: Erfrischung, aber auch politisches Symbol: Die Farben der Wassermelone si… | |
Berlin taz | Wegen eines Drinks steht das Berliner Restaurant mit jüdischer | |
Küche, das Feinberg's, in der Kritik. Das Restaurant hatte das Getränk am | |
Freitagnachmittag an seinem Stand beim Israeltag der Deutsch-Israelischen | |
Gesellschaft Berlin und Brandenburg auf dem Wittenbergplatz angeboten. | |
Am Stand hatten sie den Drink mit einem laminierten Aushang beworben. | |
„Watermelon meets Zion“ (dt.: Wassermelone trifft auf Zion) stand darauf, | |
das dazugehörige Bild zeigte einen Löwen mit israelischer Flagge als | |
Schürze vor einem Hintergrund von ganzen und aufgeschnittenen | |
Wassermelonen, auf denen teils Smiley-Gesichter angedeutet waren. | |
In der Hand hielt er ein Israelfähnchen und zwei Gläser, eins gefüllt mit | |
Melonenstücken, eins mit einem Getränk in der gleichen Farbe. Der Aushang | |
beschreibt den Drink mit den Worten: „Israeli Style Watermelon, gehäckselt, | |
prüiert (sic) & zerhackstückelt auf Eis mit Vodkashot.“ Das Restaurant | |
verbreitete Bilder von dem Aushang und dem Stand auch auf Social Media. | |
Dort regte sich vehemente Kritik an dem Drink und dem Aushang. „Ich habe | |
Feinberg immer verteidigt, wenn er bedroht und antisemitisch angegriffen | |
wurde“, schreibt etwa die Politikerin Sawsan Chebli auf Instagram. „Umso | |
erschütternder ist es, dass er auf einem Fest einen Drink anbietet, der für | |
mich auf zynische Weise die Tötung meines Volkes zelebriert.“ Darunter | |
fordert sie zum Tragen der Wassermelone auf. | |
## Als Witz gemeint | |
„Ein pietätloser und menschenverachtender Akt“, kommentiert der | |
Schauspieler und Sozialunternehmer Shai Hoffmann, bekannt für sein | |
jüdisch-palästinensisches Bildungsprojekt ebenfalls bei Instagram. Und die | |
syrischstämmige SPD-Bundestagsabgeordnete Rasha Nasr schreibt: Was auf der | |
Feier der Deutsch-Israelischen Gesellschaft passiert sei, stimme sie | |
„tieftraurig und ehrlich gesagt auch wütend“. | |
Yorai Feinberg, Inhaber des Restaurants in Schöneberg, verteidigt den Drink | |
auf Nachfrage. „Die [1][Wassermelone symbolisiert den Terror und den Krieg] | |
gegen uns“, sagt er. Sie werde aktuell als Symbol im Kampf gegen Juden und | |
den jüdischen Staat benutzt. „In meinen Augen symbolisiert sie das neue | |
Hakenkreuz“, sagt er. | |
„Wir haben das als Witz über den grassierenden Antisemitismus und | |
Israelfeindlichkeit verstanden, im geschützten Rahmen des Israeltags. Wir | |
meinten es auf gar keinen Fall als Gewaltaufruf“, betont Feinberg. Die | |
Aussage sei viel mehr: „Moderne Symbole des Judenhasses gehören im Mixer | |
zerschreddert“, wie das Restaurant als Reaktion auf die Kritik in einer | |
Klarstellung schreibt. „Wir achten selbstverständlich und unfraglich das | |
Lebensrecht aller Menschen.“ | |
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft schrieb auf Instagram, sie habe erst | |
nach Ende des Israeltags von dem Aushang Kenntnis erhalten, am Tag selbst | |
habe es vor Ort auch keine Beschwerden gegeben. „Wir können jedoch | |
nachvollziehen, dass Palästinenser dieses offenbar satirisch gemeinte | |
Plakat als Angriff auf ihre Person und Würde wahrnehmen können“, schreiben | |
die Veranstalter. Doch dies sei vom Caterer nicht beabsichtigt gewesen. Den | |
Vorfall würden sie sehr bedauern. | |
## Hassanrufe und Bedrohung | |
Reaktionen beschränken sich laut Restaurantinhaber Feinberg allerdings | |
nicht nur auf Social Media. Feinberg berichtet, dass [2][das Restaurant | |
aktuell] etwa alle 15 Minuten einen Hassanruf erhalte. „Die Anrufer | |
schreien „Free Palestine“ oder dass es kein Israel und auch kein | |
israelisches Essen gebe, erzählt er. Auch würden regelmäßig Autos vor dem | |
Restaurant anhalten. | |
Bereits [3][ab 2017] war Feinberg mit seinem Restaurant [4][anhaltend | |
bedroht] worden. Nach dem 7. Oktober sei das Restaurant mit Hassmails | |
überzogen, mit antisemitischen Kommentaren bewertet und mehrfach | |
angegriffen worden, berichtet er. Damit, dass ihr Drink die Hassanrufe so | |
befeuern könnte, habe er nicht gerechnet, sagt Feinberg. | |
27 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Uta Schleiermacher | |
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