# taz.de -- Antidiskriminierungsberatung: Bedrohte Beratung | |
> Der Antidiskriminierungsberatung von Opferperspektive in Potsdam droht | |
> das Aus. Der Verein fordert nun die notwendigen Mittel von der | |
> Landesregierung. | |
Bild: Beratungsorganisationen beobachten eine neue rechte Jugendkultur | |
Berlin. taz | Der [1][Verein Opferperspektive] aus Potsdam hat angesichts | |
mangelnder finanzieller Mittel einen Appell veröffentlicht. Darin heißt es, | |
essenziellen Beratungsangeboten drohe das Aus, sofern nicht zusätzliche | |
finanzielle Mittel aus dem Landeshaushalt zur Verfügung gestellt werden. | |
Der Verein ist davon selbst betroffen. | |
Ende März hatte die Brandenburger Landesregierung aus SPD und BSW den | |
Entwurf des Doppelhaushaltes 2025/2026 beschlossen. Doch mit 16,7 | |
Milliarden in diesem und 17,4 Milliarden im nächsten Jahr ist das nur etwa | |
so hoch wie im Vorjahr – trotz steigender Löhne und Inflation. Eine finale | |
Abstimmung über den Haushalt wird für Ende Juni erwartet. | |
Akut bedroht sei insbesondere die Antidiskriminierungsberatung (ADB) des | |
Vereins. Hier fehle es an rund 260.000 Euro, um das Angebot zu erhalten, | |
weil die vom Bund getragene Förderung im Januar 2026 auslaufe. Für ihre | |
Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt seien angesichts steigender | |
Löhne und Inflation rund 30.000 Euro zusätzlich notwendig, allein um den | |
aktuellen Personalschlüssel zu halten, erklärt der Projektreferent des | |
Vereins, Marcus Reinert, der taz. | |
Doch der Beratungsbedarf steige, sagt Reinert. So sei unter anderem ein | |
massiver Anstieg von Angriffen gegen Menschen zu verzeichnen, die sich in | |
der Demokratiearbeit engagieren. Im Jahr 2024 erfasste Opferperspektive 66 | |
solcher Angriffe auf politische Gegner:innen allein in Brandenburg. Das | |
seien etwa Angriffe auf Kommunalabgeordnete, Wahlkampfhelfende und | |
Menschen, die sich in Vereinen gegen rechts engagieren. | |
## Rechtsextreme Gewalttaten auf Rekordniveau | |
„Um den steigenden Bedarf abzudecken, bräuchten wir zwei neue Stellen und | |
damit etwa 200.000 Euro mehr“, sagt Reinert. Ohne zusätzliche Mittel sei | |
die landesweite Erreichbarkeit und die Qualität der Hilfsangebote nicht | |
mehr gewährleistet. Und tatsächlich sind Antidiskriminierungsarbeit und | |
Beratungsangebote für Betroffene rechter Gewalt aktuell nötiger denn je, | |
denn die Zahlen rechter Gewalttaten erreichen immer wieder neue | |
Rekordwerte. So stieg die Zahl rechtsextremer Straftaten bundesweit auf | |
41.406 Delikte. Mit 1.443 Gewalttaten erreichten auch diese einen traurigen | |
Höchststand. | |
[2][Auch in Berlin] und [3][Brandenburg] verzeichnen die Zahlen | |
rechtsextremer Gewalttaten im vergangenen Jahr einen neuen traurigen | |
Höchststand. In Brandenburg erfasste Opferperspektive 273 rechte, | |
rassistische und antisemitische Gewalttaten. Rassismus ist dabei das | |
häufigste Tatmotiv. Zudem verfestige sich in Brandenburg eine neue, | |
subkulturell geprägte rechte Jugendkultur mit hohem Gewaltpotenzial. | |
Die Geschäftsführerin des Vereins Opferperspektive, Judith Porath, zeigt | |
sich besorgt: „Unsere Beratungsstellen sind für viele Betroffene die | |
einzige Anlaufstelle“. Doch die aktuelle Finanzierungslage stelle den | |
Verein vor ernsthafte Probleme. [4][Die politischen | |
Entscheidungsträger:innen] stünden jetzt vor „einer Weichenstellung“, | |
sagt sie. „Der Landeshaushalt 2026 wird zeigen, welchen Stellenwert der | |
Schutz von Minderheiten und der soziale Frieden in Brandenburg tatsächlich | |
haben“, so die Geschäftsführerin des Vereins. | |
27 Apr 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.opferperspektive.de/verein/ | |
[2] /Meldestellen-fuer-Menschenfeindlichkeit/!6076572 | |
[3] /Welle-rechter-Gewalt/!6071615 | |
[4] /Beratungsstelle-gegen-Rechtsextremismus/!6033975 | |
## AUTOREN | |
Nicolai Kary | |
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