# taz.de -- Schwarz-rotes Bündnis: Eine Osterei für Friedrich Merz | |
> Bis Donnerstag können die Mitglieder der Berliner CDU den | |
> Koalitionsvertrag bewerten – als bundesweit einziger Landesverband der | |
> Union. | |
Bild: Bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags lachte Merz noch. Die Mitglied… | |
Berlin taz | Die rund 12.000 Berliner CDU-Mitglieder sind gegenüber ihren | |
Parteifreunden im Rest Deutschlands privilegiert: Sie können nicht nur beim | |
Ortsverbandstreffen oder danach am Stammtisch ihre Meinung zum | |
Koalitionsvertrag mit der SPD kundtun, auf dessen Basis der Bundestag ihren | |
Vorsitzenden Friedrich Merz am 6. Mai zum Kanzler wählen soll. Nein, die | |
Christdemokraten zwischen Marzahn und Zehlendorf können den Vertrag in | |
einer offiziellen Mitgliederumfrage des Landesverbands bewerten – und zwar | |
in Schulnoten. | |
Das Besondere daran: Während die SPD bis Ende April bundesweit alle etwa | |
360.000 Mitglieder über den Koalitionseintritt abstimmen lässt, erledigen | |
das bei der CDU rund 160 Menschen. Das sind die Delegierten des | |
Bundesausschusses, auch kleiner Parteitag genannt, der sich am 28. April | |
treffen soll. | |
Aus dem brandenburgischen CDU-Kreisverband Potsdam-Mittelmark gab es daher | |
schon die Forderung, wie bei der SPD vorzugehen. „Eine solch weitreichende | |
Entscheidung darf nicht ohne die direkte Einbeziehung der Parteibasis | |
getroffen werden“, befand der dortige Kreischef. Dass die Berliner CDU, | |
angeführt von Merz-Kritiker Kai Wegner, nun tatsächlich ihre Mitglieder | |
befragt, gilt als Affront gegenüber dem Bundesvorsitzenden, der ohnehin | |
unter Druck steht. | |
## Votum ohne praktische Folgen | |
In der Führung des Berliner Landesverbands mag man die Aufregung über die | |
noch bis Donnerstag um 16 Uhr laufende Befragung nicht verstehen. Zwei- bis | |
dreimal im Jahr befrage man die Mitglieder zu aktuellen Themen, sagte | |
Landesgeschäftsführer Dirk Reitze am Mittwoch der taz: „Die Zielrichtung | |
ist nicht, den Koalitionsvertrag anzunehmen oder abzulehnen.“ Die | |
Ergebnisse will die CDU nach Möglichkeit noch bis zum Abend | |
veröffentlichen, ansonsten erst nach den Ostertagen. | |
Selbst wenn die Mitglieder den Vertrag bei ihrer Bewertung mehrheitlich | |
durchfallen lassen sollten, hätte das keine praktischen Folgen: Laut Reitze | |
würde es die vier Berliner Delegierten im Bundesausschuss nicht binden. Die | |
Befragung hat daher etwas von einer Win-win-Situation für den | |
Landesvorstand um Wegner: Die Parteiführung bezieht die Mitglieder ein, | |
schafft ein Ventil, um Dampf abzulassen, und könnte als Signal an Friedrich | |
Merz verstanden werden, künftig Alleingänge wie [1][das gemeinsame | |
Abstimmen mit der AfD] im Bundestag Ende Januar zu unterlassen. [2][Wegner | |
hatte damals zügig klargemacht, wie wenig er davon hielt]. Und wirklich | |
schaden kann es dem künftigen Koalitionsvertrag anders als [3][die | |
Ablehnungsaufforderung durch die SPD-Jusos] nicht. | |
Eingeführt hat diese Mitgliederbefragungen laut Geschäftsführer Reitze vor | |
rund zehn Jahren der damalige Generalsekretär des Landesverbands. Das war | |
ein gewisser Spandauer Bundestagsabgeordneter namens Kai Wegner. | |
16 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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