# taz.de -- Berliner CDU benotet Koalitionsvertrag: Setzen, drei! | |
> Nur etwa ein Zehntel der Berliner CDU-Mitglieder beteiligt sich an einer | |
> Befragung zum Koalitionsvertrag im Bund. Das ging gerade noch mal gut. | |
Bild: Schon 2024 zufrieden. Kai Wegner und Ottilie Klein auf einem Landespartei… | |
Erinnert sich noch jemand an Hermann Gröhe (CDU) und sein Wirken als | |
Gesundheitsminister? Oder an Gerd Müller? Nein, nicht den Stürmer, der 1974 | |
Deutschland zur Weltmeisterschaft schoss, sondern den Minister für | |
wirtschaftliche Zusammenarbeit der CSU? | |
Nach der Bundestagswahl 2013 haben Union und SPD eine Koalition gebildet. | |
Und damals wie heute wollte die Berliner CDU von ihren Mitgliedern hören, | |
wie die das so finden. Die Groko 2013 bekam in einer Befragung die | |
Schulnote „Drei minus“. | |
Daran erinnerte an Ostern Berlins CDU-Generälin Ottilie Klein in einer Mail | |
an die 12.500 Mitglieder ihrer Partei in der Stadt. Vielleicht wollte sie | |
auch die frohe Botschaft verkünden, dass die Koalition mit der SPD, die nun | |
auf Bundesebene zur Abstimmung steht, besser abgeschnitten hat. Denn die | |
1.403 Mitglieder, die den Fragebogen beantwortet haben, haben wieder eine | |
Note verteilt. Die fiel – mit einer „Drei“ – besser aus als vor zwölf | |
Jahren, wenn auch nur unwesentlich. | |
Gut möglich, dass dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) da ein | |
Stein vom Herzen gefallen ist. Denn ganz ohne Risiko war die – freilich | |
unverbindliche – Befragung nicht. Was, wenn sich eine repräsentative | |
Mehrheit beteiligt und mit einer „Fünf“ gestimmt hätte? Wenn auch nicht | |
formal, wäre der Koalitionsvertrag dann in der Berliner CDU politisch | |
durchgefallen. | |
## Rückenwind für Merz | |
Im Vorfeld der Befragung wurde die Benotung auch als erneute Nicklichkeit | |
von Wegner gegen Parteifreund und Womöglichbaldkanzler Friedrich Merz | |
gewertet. Schon beim Thema Schuldenbremse waren sich beide nicht grün, auch | |
wenn Merz dann eine 180-Grad-Wende hinlegte. | |
Nun scheint es so, als könnte das „Befriedigend“ dem Kanzler in spe etwas | |
Rückenwind geben. Als ehrliches Ergebnis einer kritischen Abwägung des 144 | |
Seiten starken Koalitionsvertrags. Und damit auch für mehr Ruhe in den | |
Reihen der Union sorgen. Denn jeder zweite Teilnehmer hält die geplante | |
schwarz-rote Koalition demnach für die vernünftigste Option. „Hinsichtlich | |
des Ziels, den Mindestlohn auf 15 Euro anzuheben, ist die Berliner CDU | |
geteilt. 48,2 Prozent sehen das Vorhaben eher positiv, 48,1 Prozent eher | |
kritisch“, [1][zitiert der Tagesspiegel aus der Ergebnismail von Ottilie | |
Klein]. „Die Abschaffung des Bürgergelds befürworten 84,6 Prozent.“ | |
Trotz des leicht verbesserten Ergebnisses ist die neuerliche Koalition für | |
die Berliner CDU-Basis also keine Groko, sondern eine Noko, eine | |
Notkoalition. Überraschend ist das nicht. Die SPD-Basis dürfte es ähnlich | |
sehen. Deren Votum in einer Mitgliederbefragung steht aber noch aus. | |
21 Apr 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.tagesspiegel.de/berlin/umstrittene-umfrage-berliner-cdu-mitglie… | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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Joe Chialo | |
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