# taz.de -- Landprivatisierung der Trump-Regierung: This is Our Land | |
> In New Mexico wehren sich Jäger und Naturschützer gegen die Pläne der | |
> Trump-Regierung, öffentliches Land zu privatisieren. | |
Bild: Justin Schatz leitet beim Forest Service eine Trail Crew – zuständig f… | |
An einem sonnigen Spätnachmittag weht ein warmer Wind über die Hänge der | |
Mogollon Mountains. Die Bergkette erhebt sich über der Hochwüste in einer | |
abgelegenen Region New Mexicos, etwa anderthalb Stunden Autofahrt von | |
Arizona entfernt und 75 Kilometer vom nächsten Supermarkt. Die höchsten | |
Gipfel der Mogollons erreichen über 3.000 Meter, ihre dichten Fichten- und | |
Pinienwälder sind noch von einer Schneedecke bedeckt, die im Licht der | |
untergehenden Sonne leuchtet. Im Tal hingegen herrschen bereits 20 Grad, | |
und hier wachsen Kakteen und Wacholdersträucher, die sich den extremen | |
Bedingungen angepasst haben. | |
Wenige Minuten später erscheint Luke Koenig aus einem Dickicht, gegen die | |
sanften Gelb- und Grüntöne des Tals deutlich durch grell-orangene Panele | |
erkennbar, die auf seiner Weste aufgenäht sind. Aus dieser zieht er einen | |
Vogel, der etwa so groß wie seine ausgespreizte Hand ist. Helmwachteln sind | |
im Südwesten der USA und dem nördlichen Mexiko beheimatet, neben ihren | |
dunkel-hellen Flugfedern fallen an ihnen vor allem die seltsamen Bommel | |
auf, die den Männchen aus dem Kopf sprießen. Koenig ist Ende zwanzig, | |
langhaarig und trägt unter seiner Jagdweste staubige Arbeitskleidung. Er | |
grinst und freut sich über die Wachtel, denn in ein paar Tagen ist die | |
Saison vorbei. Für eine richtige Mahlzeit reicht der kleine Vogel nicht, | |
das weiß Koenig, aber „Ich hab noch ein paar im Gefrierfach.“ | |
Ein paar Wachteln – oder ein Reh, einen Truthahn oder Teile eines | |
Wapitihirschen – im Gefrierfach zu haben, das ist im ländlichen Westen der | |
USA nichts besonderes. Luke Koenig, der für die Naturschutzorganisation New | |
Mexico Wild arbeitet, hat in seinem Bundesstaat reichlich Auswahl, wenn es | |
um Orte zum Jagen geht. Rund 47 Prozent von New Mexico sind „öffentliches“ | |
Land, ein Drittel gehört der Bundesregierung der USA und damit deren | |
Bürger:innen. Der Großteil der Wüsten, Bergketten und Flusslandschaften, | |
die dazugehören, sind mit dem richtigen Schein für die Jagd freigestellt. | |
Für das Campen und Wandern bedarf es auf dem Großteil der über 250 | |
Millionen Hektar Land weder einer Genehmigung noch einer Gebühr. Unter der | |
[1][zweiten Trump-Regierung] ist dieses Allgemeingut aber in Gefahr. | |
„Es ist mein Land, ganz einfach“, sagt Jesse Deubel, Leiter der New Mexico | |
Wildlife Federation. Deubels Organisation setzt sich für den Schutz von | |
Wildtieren im Bundesstaat ein – und für das Recht seiner Bürger:innen, | |
diese zu schießen. Die Millionen von Hektar, die in den USA der | |
Bundesregierung unterliegen, werden von dieser faktisch nur für ihre | |
Bürger:innen verwaltet, erklärt Deubel. Jeder Stein, jeder Baum und auch | |
jedes Tier, das sich zwischen ihnen bewegt, ist das Eigentum des | |
amerikanischen Volkes. | |
## Der Kampf um das Land ist endlos | |
Der Kampf, der Öffentlichkeit den Zugang zu diesen Landschaften zu sichern | |
ist „endlos“, wie Deubel ihn beschreibt. „Manchmal zelebrieren Menschen um | |
mich herum, wenn wir einen politischen Erfolg errungen haben, aber meistens | |
denke ich mir, es ist nur eine Schlacht in einem Krieg, der immer | |
weitergehen wird.“ Doch dieser Krieg erreicht unter der neuen | |
Trump-Regierung eine neue Dimension. „Zu meinen Lebzeiten war der Druck auf | |
öffentliches Land noch nicht so groß“, sagt Deubel. Kraftvoll gebaut und | |
mit einem breiten Lächeln, ist er in New Mexico nicht nur für seine | |
politische Arbeit, sondern auch für seine Erfolge auf der Jagd bekannt. | |
Seine Facebookseite ist ein Sammelsurium von Fotos von Deubel in | |
Camouflage, mit dem Bogen in der einen Hand und dem Geweih eines toten | |
Hirschen in der anderen. | |
Die Vorhaben der neuen Regierung sind im Grunde genommen nicht neu. | |
„Momentan geht es viel um Utah“, sagt Deubel. 65 Prozent dieses | |
Bundesstaates werden von der Bundesregierung verwaltet, die Trump-Regierung | |
unterstützt die Position vieler hiesiger Republikaner, dass das Land dem | |
Bundesstaat übertragen werden soll. Oberflächlich bleibt es damit in | |
öffentlicher Hand, doch die meisten Bundesstaaten haben das Mandat, mit | |
ihren Ländereien möglichst viel Einkommen zu erwirtschaften. „Es kann also | |
verkauft werden“, erklärt Jesse Deubel die Notwendigkeit dafür, jeden | |
Quadratmeter der Ländereien des Bundes zu verteidigen. Denn gehört es | |
einmal dem Bundesstaat, kann es schnell für ewig in den Privatbesitz | |
wechseln. | |
Deubel ist kürzlich in Deutschland und anderen europäischen Ländern | |
unterwegs gewesen und kennt die Kluft, die zwischen seiner und den dortigen | |
Jagdtraditionen liegt. „Der wesentliche Unterschied zwischen der Jagd in | |
Nordamerika und in vielen Teilen Europas liegt in der Frage, wem die Tiere | |
gehören“, sagt er. „In Europa ist es zum Beispiel ganz normal, dass jemand | |
nicht nur ein Stück Land besitzt, sondern auch die Rehe und Wildschweine, | |
die dort leben.“ In den USA und Kanada hingegen ist die Idee von Wildtieren | |
als Privateigentum schon fast eine Gotteslästerung. „Es ist egal, wie groß | |
das Grundstück ist, jedes wilde Tier, das sich dort bewegt, gehört den | |
Bürgern des jeweiligen Bundesstaates.“ | |
Im Gegensatz zu Deutschland ist die Teilnahme an der Jagd damit keine Frage | |
des Grundbesitzes. Ein Schein, mit dem Kaninchen, Wachteln, Tauben und | |
anderes Kleinwild gejagt werden können, ist in New Mexico für alle ab dem | |
zehnten Lebensjahr erhältlich und kostet rund 35 US-Dollar. Auch Menschen, | |
die in engen Wohnwägen oder Apartmentblocks in der Großstadt leben, haben | |
durch das öffentliche Land den Zugang zu gigantischen Jagdgebieten. | |
Besonders auf dem Land ist die Jagd klassenübergreifend verankert und ein | |
generationenübergreifendes Ereignis. Mit rund 12 Prozent der Bevölkerung | |
hat New Mexico eine der größten indigenen Einwohnerzahlen in den USA, unter | |
denen viele bis heute uralte Jagdtraditionen pflegen. Fehltage von | |
Schulkindern werden während der Großwildsaison meistens mit einem | |
Augenzwinkern ignoriert, Geweihe und ausgestopfte Trophäen nehmen nicht nur | |
Ehrenplätze in vielen Wohnzimmern ein, sondern hängen auch in Tankstellen, | |
Zahnarztpraxen und Schulräumen. | |
Einen besonderen Stellenwert nehmen dabei Wapitihirsche ein. Die kolossalen | |
Tiere sind deutlich größer als die europäischen Rothirsche, mit denen sie | |
entfernt verwandt sind, und können fast eine Halbe Tonne auf die Waage | |
bringen. Der Stolz über die Abschüsse hängt nicht nur mit der Größe der | |
meterlangen Geweihe der Hirsche zusammen, sondern auch mit der Nahrung, die | |
diese bedeuten. „In Deutschland schießen Jäger viel mehr Tiere, als ihre | |
Familien essen können“, weiß Jesse Deubel. „Der Überschuss wird auf dem | |
kommerziellen Markt an Schlachter und Supermärkte verkauft.“ In den USA | |
hingegen ist der Verkauf von Wildfleisch streng verboten. Was hier | |
geschossen wird, wird meist auch von den jeweiligen Jäger:innen und | |
ihren Nächsten verzehrt. In einem Bundesstaat, in dem eine von sieben | |
Personen mit Hunger kämpft und über 40 Prozent der Bevölkerung Essensmarken | |
beziehen, ist der Zugang zur Jagd damit auch eine soziale Frage. | |
## Wildtiere gehören dem Bundesstaat | |
Land und Tiere, Bundesstaats- und Bundesregierung, hängen so unweigerlich | |
zusammen. Denn während die Wildtiere New Mexicos dem Bundesstaat gehören, | |
ist der Großteil des öffentlichen Landes wie auch anderswo im Westen in der | |
Hand der Bundesregierung in Washington. Und deren neue Chefs haben andere | |
Vorhaben für die Gebiete, in denen Jesse Deubel und Luke Koenig ihre | |
Gefrierfächer füllen. | |
Rund 80 Kilometer südlich der Mogollon Mountains läuft Justin Schatz durch | |
den Nationalforst, der ihm einst unterstand und nun wieder untersteht. Wie | |
die Mogollon-Berge gehört auch dieses Gelände und circa 10.000 weitere | |
Quadratkilometer zum „Gila National Forest“, wie dieses Gebiet in der | |
Amtssprache heißt. Der Gila untersteht dem „Forest Service“ der | |
Bundesregierung, der für eine Fläche verantwortlich ist, die mehr als | |
doppelt so groß wie Deutschland ist. Die Behörde verwaltet nicht nur die | |
Freizeit auf ihren Gebieten, sondern zwischen der Tundra Alaskas und den | |
tropischen Wäldern Hawaiis auch die Waldwirtschaft und den hier | |
stattfindenden Bergbau. An dem Ort, an dem Justin Schatz heute wandern | |
geht, wiegt sich der Gila in sanften Kurven zu den Bergen hinauf, der Blick | |
in den Süden liegt bis zur sandfarbenen Weite der Chihuahua-Wüste frei. | |
Die gleichmäßige Aufteilung von Wacholdergestrüpp und offener | |
Graslandschaft wirkt wie aus einer Parkanlage. Dieser Effekt ist kein | |
Zufall, wurden große Teile der USA doch über Jahrtausende von indigenen | |
Zivilisationen bewirtschaftet. In gigantischen Maßstäben setzten sie | |
Landschaften im Gila und anderswo immer wieder in Brand, um Weideflächen | |
und damit optimierte Jagdgründe zu schaffen. Die meisten Baumarten, die im | |
Südwesten des Landes wachsen, sind feuerresistent. | |
Justin Schatz, großer Schnauzer, bedeckt seine zotteligen Haare mit einer | |
Schirmmütze und ist gegen die gleißende Sonne mit einer getönten | |
Sonnenbrille ausgestattet. Für den Forest Service führt er eine sogennante | |
„Trail Crew“, die vor allem für Bau und Instandhaltung der Wanderwege | |
verantwortlich ist, die den Gila durchkreuzen. Schatz und sein Team | |
arbeiten für acht Tage am Stück, meist tief in den Bergen. Der Großteil | |
seiner Arbeit findet weit von der nächsten Straße und mehrere Autostunden | |
von der nächsten Ortschaft entfernt statt, in einem der abgelegensten Teile | |
der kontinentalen USA. Dennoch steht Schatz gerade inmitten der politischen | |
Umwälzungen, die 3.000 Kilometer weg in Washington, D.C. stattfinden. | |
## Entlassen um Ressourcen zu sparen | |
„Wir wussten, dass etwas passieren würde“, sagt Schatz über den Tag, an d… | |
er seine Stelle an das [2][Elon-Musk-Projekt „DOGE“] verlor. Bevor er seine | |
Stelle im Gila National Forest antrat, arbeitete Schatz wie die meisten | |
Angestellten des Forest Service in Forstgebieten im ganzen Land. Personal | |
wird eingesetzt, wo es gebraucht wird, Mitglieder der Trail Crews wie | |
Justin Schatz lernen sich bei Waldbränden in Kalifornien oder | |
Reparaturarbeiten in Utah kennen. „Wir sind eine Familie“, sagt er über das | |
Netzwerk, das so entstand und ihm ein paar Tage Vorwarnung für die | |
Entlassung gab. | |
An einem Sonntagabend war es dann auch für Schatz so weit. „Mein | |
Vorgesetzter und ich haben beide eine Kündigung per E-Mail bekommen“, | |
erzählt er, während er sich hinter einer großen Eiche etwas Schatten sucht. | |
Die Entlassung war fristlos, für seinen nächsten Einsatz würden weder | |
Schatz noch seine Crew gebraucht. | |
„DOGE“, zu deutsch in etwa das „Amt für Effiziente Regierung“, hat sich | |
einen strengeren Umgang mit der amerikanischen Staatskasse zum Ziel | |
gesetzt. Schatz hinterfragt, ob die Entlassung von Trail Crews der richtige | |
Ort zum Sparen ist. „Die Arbeit vieler Crewmitglieder ist saisonal“, | |
erklärt er. „Sie arbeiten während der Saison für sechs bis sieben Monate | |
und bekommen dafür, wenn es hochkommt, 17.000 Dollar.“ Schatz und sein Team | |
sind für die sogenannte „Gila Wilderness“ zuständig, um die 22.000 Hektar | |
im Herzen des Forstgebiets. In designierten Wildnisgebieten wie diesem ist | |
der Einsatz von motorisierten Fahrzeugen und Werkzeugen verboten – auch für | |
den Forest Service. | |
„Wir tragen 20 bis 25 Kilo Ausrüstung auf dem Rücken und wandern damit für | |
über eine Woche in den Wald“, beschreibt Schatz die Arbeit in der Wildnis. | |
Lasttiere sind erlaubt, Fahrräder nicht. Manchmal stehen den Trail Crews | |
Esel oder Maultiere zur Verfügung, meistens müssen sie ihr Werkzeug – sowie | |
ihre Zelte, Ausrüstung und Lebensmittel – selber tragen. Erstmal im | |
Einsatzgebiet angekommen, benutzen sie Handwerkzeug, um Bäume zu fällen, | |
Gestrüpp zu entfernen oder eingestürzte Wege wieder instand zu setzen. „Am | |
Ende der Saison wiegen die meisten von uns zehn Kilo weniger“, sagt Schatz | |
mit einem müde-belustigten Gesichtsausdruck. | |
Die Bekämpfung von Waldbränden gehört für Angestellte des Forest Service | |
immer mehr zum Arbeitsalltag. Von 1984 bis 2015 hat sich die Anzahl großer | |
Brände im Westen der USA verdoppelt. Das Feuer, das im Januar dieses Jahres | |
ganze Nachbarschaften von Los Angeles verschlang, begann auf einer | |
angrenzenden Bergkette unter Aufsicht der Behörde. Dass DOGE gerade | |
Arbeiter wie ihn entlassen möchte, um Ressourcen zu sparen, ist für Justin | |
Schatz lächerlich. | |
## DOGE hat durch Entlassungen nicht gespart | |
„Wir haben jetzt schon viel zu wenig Leute“, sagt er. Eigentlich sollten | |
Schatz und sein Team von acht Personen nur für einen Teilabschnitt der | |
gigantischen Wildnis zuständig sein. De facto werden sie überall dort | |
eingesetzt, wo sie gebraucht werden, um klaffende Personallücken zu füllen. | |
„Es ist ohnehin nicht einfach, Menschen für diese Arbeit zu rekrutieren“, | |
sagt Schatz, der erst Journalist war, bevor er sich entschied, sich auf | |
praktische Weise für seine Prinzipien einzusetzen. „Man lebt meistens weit | |
weg von der Stadt, bekommt wenig Geld und muss dafür unglaublich hart | |
arbeiten.“ Erschwerend hinzu kommt der Umstand, dass der Wohnraum in den | |
wenigen Ortschaften, die es gibt, knapp und teuer ist. „Dort, wo der Forest | |
Service keine Personalwohnungen hat, leben die Leute oft den ganzen Sommer | |
in ihren Autos.“ | |
Mit insgesamt neun Leuten in seiner Trail Crew war Justin Schatz mit der | |
letzten Saison relativ zufrieden – auch wenn sie eigentlich rund 19 | |
Personen umfassen sollte. „Am schlimmsten war es im Jahr 2022, da hatten | |
wir zwei“, erzählt er. Bis jetzt hat DOGE an seiner Entlassung wohl nicht | |
gespart, denn Schatz wurde nach einem Monat Arbeitslosigkeit wieder | |
eingestellt. „Das Gehalt für den Monat haben wir auch bekommen“, sagt er. | |
Wie lange er seine Stelle diesmal behalten wird, ist aber unklar. | |
Verlängert wurde sie erst mal nur um weitere 45 Tage, vorläufig endet sie | |
am 18. April. | |
Wildtiere, das Recht auf Jagd und Freiraum, und die Belange einer neuen | |
Bundesregierung mit einer extremistischen Agenda treffen in New Mexico wohl | |
nirgends so heftig aufeinander wie im südlichsten Zipfel des Staates. | |
„Bootheel“ oder Stiefelabsatz wird der Ausschnitt genannt, der in einem | |
kartographisch perfekt gezeichneten Rechteck nach Mexiko hineinragt. Im | |
Vergleich zum Stiefelabsatz ist die Gila-Region mit ihren Kleinstädten noch | |
dicht besiedelt. Zwischen der Autobahnausfahrt, die in den Stiefelabsatz | |
führt, und der Grenze zu Mexiko rund 100 Kilometer südlich befindet sich | |
noch nicht einmal eine Tankstelle. | |
Die Landschaft im Stiefelabsatz besteht aus einer sanften Savanne, die von | |
dramatisch zerklüfteten Bergketten unterbrochen wird, die sich tausende | |
Meter über der trockenen Ebene in die Wolken schrauben. „Sky Islands“ oder | |
Himmelsinseln werden diese einzigartigen Biotope genannt. Die weiten | |
Flächen dazwischen sind ein wichtiger Migrationskorridor für die | |
Amerikanische Antilope. | |
An einem windigen Vormittag im Frühling hat sich eine kleine Herde am Rand | |
eines Feldes versammelt. Ray Trejo kennt den Stiefelabsatz und das südliche | |
New Mexico wie wenige andere. In einer Kleinstadt unweit der Gegend zur | |
Welt gekommen und aufgewachsen, hat sich der ehemalige Schuladministrator | |
kürzlich pensionieren lassen. „Oder teilpensioniert, zumindest“, lacht er. | |
Trejo sieht jünger aus als seine 60 Jahre und orientiert große Teile seines | |
Tagesablaufs um seine Jagdhunde herum. Momentan hat er vier, erzählt er, | |
gerade letzte Woche hat er einen Welpen aus Montana zu sich nach New Mexico | |
geholt. Trejo kümmert sich bei der New Mexico Wildlife Federation um den | |
Süden des Staates und ist mit der Jagd aufgewachsen. „Ich bin früher mit | |
meinem Großvater losgegangen, um Kaninchen zu schießen“, erzählt er. „Mit | |
dem Essen, das auf den Tisch kam, habe ich das erst viel später verbunden.“ | |
## Druck auf die Regierung kann entstehen | |
Im Stiefelabsatz machen dennoch Fahrzeuge der Grenzpolizei den Großteil des | |
spärlichen Verkehrs aus. Nicht alle Teile des öffentlichen Landes sind hier | |
noch zugänglich. Manche Ranchbesitzer lassen immer wieder öffentliche | |
Straßen – meist im Besitz des Forest Service – mit eisernen Toren | |
verschließen. Der Grund dafür ist für Ray Trejo und andere klar: Die Sky | |
Islands sollen so zum Privatbesitz werden. Auch hier geht es besonders um | |
die Antilopen und Wapitis, die ungestört von zahlungskräftigen Kunden | |
gejagt werden sollen. | |
Aber welchen Vorteil verspricht sich die [3][Trump-Regierung] davon, den | |
für diese Landschaften zuständigen Behörden ihre Ressourcen zu entziehen? | |
„Sie wollen, dass wir nicht mehr funktionieren“, sagt der Noch-Angestellte | |
der Behörde Justin Schatz. „Dann können sie sagen, schaut her, Leute, die | |
kriegen doch gar nichts auf die Reihe, und haben ein Argument für die | |
Veräußerungen des Landes.“ Ray Trejo schaut im Bezug auf die Entwicklungen | |
mit Sorge auf den Nachbarstaat Texas. Denn dieser gehört zu den | |
Bundesstaaten östlich der großen Kontinentalscheide, in denen nur wenig | |
öffentliches Land zu finden ist. „Die ganzen Texaner kommen hierher, um | |
sich auszutoben“, sagt Trejo. Kein Wunder, denn von der flächenmäßig noch | |
größeren Heimat der Besucher:innen liegen gerade Mal zwei Prozent in | |
öffentlicher Hand. | |
„Die Millionen von Hektar öffentlichen Landes in den USA stellen den | |
größten unveräußerten Reichtum der Welt dar“, sagt Jesse Deubel, Leiter d… | |
New Mexico Wildlife Federation. Die Ölfelder Saudi-Arabiens sind für Deubel | |
nichts gegen diese endlosen Weiten und die Rohstoffe, die noch in ihnen zu | |
finden sind. „Manche Menschen können einfach nicht ertragen, dass es diesen | |
Reichtum gibt und sie ihn nicht trotzdem nicht verkaufen können.“ | |
Optimistisch stimmt ihn allerdings „Camouflage im Kapitol.“ So heißt der | |
jährliche Auflauf von Jäger:innen in New Mexico, den seine Organisation | |
im Regierungssitz des Staats organisiert. „Es geht darum, zu sagen, ich | |
jage, ich angele, und ich wähle“, beschreibt Deubel die Veranstaltung, die | |
als Lobbytermin und Demonstration zugleich fungiert. Vor ein paar Wochen | |
war es wieder soweit, es kamen mehr Menschen als je zuvor. | |
„Nicht nur Leute in Jagdkleidung, sondern Vogelbeobachterinnen mit | |
Ferngläsern in bunter Outdoorkleidung“, erzählt Deubel die verschiedenen | |
Ansichten auf die Wildtiere New Mexico. Deubel glaubt, es wird noch ein | |
wenig dauern, bis der Widerstand gegen den drohenden Ausverkauf wächst. | |
„Aber längerfristig ist es eben egal, ob man öffentliches Land liebt, weil | |
man dort Tiere beobachten kann, oder weil man dort ungestört und legal mit | |
der AR-10 (Sturmgewehr) schießen kann.“ | |
Deubel glaubt, dass der Druck auf die Regierung aus dieser Schnittmenge | |
heraus entstehen kann. „Der eine möchte vielleicht den Wapitihirsch mit der | |
Kamera schießen, während ich es mit dem Bogen tun will“, fasst Deubel die | |
oft konträren Vorhaben zusammen, die an diesem Tag zusammenkamen. „Ich hab | |
gesagt, das Wichtige ist doch, dass es weiter einen Wapitihirsch gibt, über | |
den wir uns streiten können.“ | |
17 Apr 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Donald-Trumps-Kampf-mit-der-Justiz/!6076893 | |
[2] /US-Regierung/!6080273 | |
[3] /-USA-unter-Donald-Trump-/!6082776 | |
## AUTOREN | |
Johannes Streeck | |
## TAGS | |
Schwerpunkt USA unter Trump | |
Donald Trump | |
Jäger | |
Naturschutz | |
Tesla | |
Kolumne übrigens | |
Schlagloch | |
Elon Musk | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Jäger:innen beklagen Inzucht im Wald: Verbotene Liebe zwischen Rothirschen | |
Die Landesjägerschaft Schleswig-Holstein schlägt Alarm, weil die genetische | |
Vielfalt beim Rotwild sinkt. Helfen soll die Vernetzung der Lebensräume. | |
Nach Gewinneinbruch beim E-Autobauer: Tesla soll wieder Chefsache werden | |
Firmenchef Elon Musk will seine Arbeit für US-Präsident Donald Trump | |
reduzieren und sich mehr um Tesla kümmern. Dort gibt es eine Menge | |
Baustellen. | |
Donald Trump: Golf von Mexiko auf der Brust, aber Heinz-Ketchup im Nacken | |
Widerstand gegen den US-Präsidenten zu zeigen, ist gar nicht so einfach. | |
Oder ist Musk jetzt plötzlich einer von den Guten? | |
Autokratie in den USA: Trumpismus messen | |
Die Politikmethode des US-Präsidenten ist weltweit auf dem Vormarsch. Hier | |
ist ein exklusiver Trump-O-Meter, um die Gefahren besser zu erkennen. | |
US-Regierung: Musk soll Trump-Regierung vorzeitig verlassen | |
Tesla-Gründer Elon Musk entwickelte sich zunehmend zu einer Belastung für | |
die Trump-Regierung. Nun soll er das Amt des Sonderbeauftragten abgeben. |