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# taz.de -- Illegales Autorennen in Ludwigsburg: Tod durch enthemmte Automobili…
> Mutmaßlich durch ein illegales Autorennen kommen zwei unbeteiligte Frauen
> in Ludwigsburg ums Leben. Wie lassen sich die Raser endlich abschrecken?
Bild: Keine Chance für die Insassinnen: Der durch Raser zerstörte Ford in Lud…
Die Mercedes S-Klasse ist mehr als nur ein Auto. Als zuverlässiger
Begleiter sorgt sie dafür, dass sich alle rundum sicher fühlen – innerhalb
und außerhalb des Fahrzeugs.
So h[1][eißt es in einem Werbespot] für das neuste Modell dieser seit 1972
immer wieder neu aufgelegten Luxuslimousine. Die zwei Tonnen Eigengewicht
lassen sich dank leistungsstarker Motoren in nur 5 Sekunden auf Tempo 100
beschleunigen.
Aber keine Angst, auch für den Extremfall ist vorgesorgt. „Bei einem
schweren Frontalaufprall“, [2][versichert der Hersteller], werde das
spezielle Gurtsystem „die Insassen frühzeitig im Sitz“ zurückhalten. „D…
Gurttragekomfortschaltung liegt der Gurt im Alltag zudem sanft an.“
Wie effektiv diese Sicherheitsvorkehrungen sind, hat sich mal wieder am
Donnerstagabend in Ludwigsburg gezeigt. Dort prallte ein Mercedes S mit
hoher Geschwindigkeit auf einen Ford. Der Fahrer zog sich nur leichte
Verletzungen zu, [3][heißt es im Polizeibericht].
## Tod noch an der Unfallstelle
Die beiden jungen Frauen aber, die in dem Ford saßen, hatten nichts von dem
hohen Sicherheitsstandard des Mercedes. Ihr Ford Focus wurde von dem
Mercedes seitlich erfasst, vor eine Mauer geschoben und blieb schließlich
zwischen zwei Bäumen eingeklemmt liegen. Die Frauen im Wrack wurden so
schwer verletzt, dass sie noch an der Unfallstelle verstarben.
Der Fahrer des Mercedes wurde vorläufig festgenommen. Er soll sich, so
vermutet die Polizei, mit dem Fahrer eines weiteren Mercedes S ein
illegales Autorennen geliefert haben. Der zweite Wagen wurde
sichergestellt. Der Fahrer ist flüchtig.
Zeugen hätten angegeben, dass die Limousinen mit hoher Geschwindigkeit in
Richtung der Autobahnanschlussstelle Ludwigsburg-Süd gefahren seien, als
der Ford von einer Tankstelle kommend auf die Straße einbog.
Meldungen wie diese machen müde. Weil sie sich [4][stets] aufs [5][neue]
[6][wiederholen]. Vor allem aber, weil sie eben keine gesellschaftliche
Debatte über durchgreifende Konsequenzen auslösen. Denn es sitzen ja keine
irgendwie durch religiösen Wahn irregeleiteten Islamisten am Steuer. Es
sind nur durch den Warenfetisch enthemmte Automobilisten.
## Härtere Strafen bleiben ohne Wirkung
Zwar hat es 2017 eine Gesetzesverschärfung gegeben. Die bloße Teilnahme an
illegalen Autorennen ist seither schon strafbar. Selbst das Alleinrasen
kann mit Haft bestraft werden. Aber dass härtere Strafen tatsächlich
durchgreifende Änderungen bewirken, glauben eh nur die Fans von Law and
Order. Das zeigt ein Blick auf die Zahlen.
Allein die Polizei in Baden-Württemberg registriert im Schnitt mehr als ein
illegales Autorennen pro Tag. Die Zahl der Unfälle, bei denen illegale
Rennen als Ursache vermutet werden, liegt bundesweit noch weitaus höher.
Eine Umfrage des Spiegel in den Bundesländern kam für das Jahr 2023 auf
6.187 Verdachtsfälle. Allein in Nordrhein-Westfalen starben im vergangenen
Jahr laut Polizei 15 Menschen im Zusammenhang mit dem verbotenen
Kräftemessen auf den Straßen.
Mehrfach wurden Raser bereits [7][wegen Mordes zu lebenslanger Haft
verurteilt]. Aber selbst diese härtesten Strafen schrecken offenbar nicht
ab.
## Rasen gehört zur DNA der Autorepublik
Denn [8][Geschwindigkeit gehört zur DNA der Autorepublik Deutschland], in
der Freiheit immer nur die Freiheit des Gasgebenden ist. Das zeigt sich
nicht nur in der eingangs erwähnten Werbung der Autoindustrie oder in der
seit Jahrzehnten tunlichst vermiedenen Debatte über ein Tempolimit. Das
beginnt schon bei der Struktur der Straßen selbst innerorts.
Die Schwieberdinger Straße in Ludwigsburg, auf der am Donnerstag der
tödliche Unfall passierte, führt über fast zwei Kilometer auf schnurgerader
Strecke vierspurig aus der Stadt hinaus. Natürlich darf man auch hier nicht
schneller als 50 Kilometer pro Stunde fahren. Aber sie ist eine Einladung
zum Rasen.
Und daran, darauf kann man leider wetten, wird sich auch nach dem aktuellen
Unfall nichts ändern. Genauso wenig wie an dem Irrsinn, dass ausgerechnet
hier der sonst so gepriesene Vorsprung durch Technik nicht zum Tragen
kommt.
Denn es wäre längst möglich, Autofahrer:innen automatisch
auszubremsen, die sich – gewollt oder ungewollt – nicht an ein Tempolimit
halten. [9][Die sogenannten Speed Limiter], die seit Juli 2024 bei jedem
neuen Fahrzeug Pflicht sind, könnten das locker erledigen. Aber die
Autoindustrie hat auf EU-Ebene so stark lobbyiert, dass die Speed Limiter
einfach per Druck aufs Gaspedal umgangen werden können.
So eine Unfallbremse würde die Waffe Auto wirksam entschärfen. Aber sie
gilt selbst gemäßigten Automobilisten als Freiheitsberaubung – selbst wenn
davon nicht nur Fußgänger oder Radlerinnen profitieren würden, sondern auch
regelkonform steuernde Autofahrer:innen.
21 Mar 2025
## LINKS
[1] https://youtu.be/8krOuxptzqA?si=sf4eh26EVmPa0vme
[2] https://www.mercedes-benz.de/passengercars/models/saloon/s-class/overview.h…
[3] https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110974/5995972
[4] /Altersgrenze-fuer-Fuehrerschein/!6046867
[5] /SUV-Unfall-in-Nuertingen/!6017448
[6] /Verdacht-auf-illegale-Autorennen/!5709132
[7] /Karlsruhe-zu-Kudamm-Raser/!5903086
[8] /SUV-ueberfaehrt-Passantinnen-in-Nuertingen/!6014498
[9] /SUV-ueberfaehrt-Passantinnen-in-Nuertingen/!6014498
## AUTOREN
Gereon Asmuth
## TAGS
Tempolimit
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