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# taz.de -- Chinas Technologiepläne: Roboter gegen die Angst vor dem Abschwung
> China will bei humanoiden Robotern die Technologieführerschaft erreichen.
> Die Maschinen sollen auch ein Demografieproblem des Landes lösen.
Bild: Ein Roboter namens Nia von Beijing Qingfei Technologies Co. Ltd begrüßt…
Seoul taz | Dem neuen G1-Modell von „Unitree Robotics“ möchte man nachts
nur ungern allein auf der Straße begegnen: Die stahlgraue Maschine in
menschlicher Form schlägt härter zu als Bruce Lee.
Was wie ein PR-Gimmick anmutet, ist tatsächlich Chinas nächste
technologische Revolution. Voller Stolz publizieren die Parteimedien und
Diplomaten kurze Videoclips vom menschlich aussehenden Roboter G1. Dessen
Hersteller, das im ostchinesischen Hangzhou ansässige Unitree Robotics,
versieht seine Produkte mit dem augenzwinkernden Hinweis: „Bitte stellen
Sie sicher, dass Sie den Roboter auf freundliche und sichere Weise
benutzen!“
Dieser Tage wird wieder einmal deutlich, wie zweigeteilt die chinesische
Volkswirtschaft ist: Während weite Bevölkerungsschichten insbesondere in
den Provinzen unter einer hohen Arbeitslosigkeit, anhaltenden
Immobilienkrise und sinkenden Sozialleistungen leiden, erringen
gleichzeitig chinesische Firmen bei den entscheidenden Zukunftstechnologien
bahnbrechende Innovationen. Der [1][ChatGPT- Konkurrent DeepSeek] war dabei
nur die Spitze des Eisbergs.
Hinter den Erfolgen steht neben unternehmerischer Kreativität auch eine
flächendeckende Industriepolitik des chinesischen Staates, die gezielt
einzelnen Branchen zum Erfolg verhilft: Während der letzten Dekade gelang
das auf beeindruckende Weise bei Solarenergie, Elektromobilität und
Schiffbau. Nun hat Peking bereits das nächste Ziel im Blick: humanoide
Roboter. Während des nationalen Volkskongresses im März stellte die
Parteiführung einen Wagniskapitalfonds in Höhe von knapp 130 Milliarden
Euro an.
## „Zeitalter der Roboter“
Doch den Trend sehen nicht nur die Chinesen. Bereits Mitte März hat Jensen
Huang, Gründer des Chipherstellers Nvidia, bei der jährlichen
Entwicklerkonferenz seines Konzerns die Ära der „physischen KI“ einberufen:
„Das Zeitalter der Roboter ist da“, sagte der 62-jährige Huang. Während
Roboter derzeit bereits in Fabriken einfache Tätigkeiten mit Präzision und
Schnelligkeit erledigen können, sollen diese künftig in Kombination mit
[2][KI]-Chips einen Sprung nach vorne hinlegen können. Die Hoffnung ist,
dass Roboter in Fabriken bald mitdenken können, ja von menschlichen
Kollegen kaum mehr zu unterscheiden sein werden.
Die chinesische Volkswirtschaft hat in dieser Branche mehrere Vorteile. Zum
einen verfügt das Land über ein Forschungsumfeld, welches wohl nur von den
USA übertroffen wird. Ebenfalls sind die staatlichen Fördersummen
unerreicht. Vor allem aber gibt es keinen anderen Staat auf der Welt, der
auf eine derart entwickelte Infrastruktur an Fabriken zurückgreifen kann.
Diese sind das beste Experimentierlabor und Fitnesscenter für humanoide
Roboter.
Chinas Parteiführung hofft, mit der Robotik nicht nur einen neuen
Wachstumsmotor zu erschließen. Ihr geht es auch darum, sich für die Folgen
des rasant voranschreitenden [3][demografischen Wandels] zu wappnen. Die
Bevölkerung im Reich der Mitte altert rasant, und mittelfristig wird das
die Produktivität senken und auch den ökonomischen Aufstieg des Landes an
seine Grenzen bringen. Während andere Staaten verstärkt auf Migration
setzen, scheint das für die auf ideologische Kontrolle und politische
Loyalität bedachte Staatsführung keine Option zu sein. Umso stärker setzt
sie ihre Hoffnung auf technologische Lösungen.
## Roboter beim Volkstanz
Der staatlich kontrollierte Informationssektor schwört die Bevölkerung
bereits gezielt auf den Hype ein. Während der „Spring Gala“ zum
chinesischen Neujahrsfest, der meistgeschauten Fernsehshow der Welt,
inszenierte der preisgekrönte Regisseur Zhang Yimou einen traditionellen
Folkstanz, der von 16 humanoiden Robotern ausgeführt wurde – stilecht in
knallroten Westen. Das technikbegeisterte chinesische Publikum liebte die
Einlage. Und im April wird der Marathon in Peking erstmals ein eigenes,
über 20 Kilometer langes Segment für menschlich aussehende Roboter
umfassen.
Fest steht allerdings auch: China wird diese Technologie auch für seine
Sicherheitsinteressen nutzen wollen – nach innen und außen. So dürften die
humanoiden Maschinen künftig auch eine stärkere Rolle beim Militär und dem
Überwachungsapparat spielen. Schon jetzt patroullieren im Pekinger
Ausgehviertel Sanlitun Roboterpolizisten.
1 Apr 2025
## LINKS
[1] /Verbot-von-DeepSeek-in-Suedkorea/!6066881
[2] /Schwerpunkt-Kuenstliche-Intelligenz/!t5924174
[3] /Bevoelkerungsrueckgang-in-China/!5909667
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
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China
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