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# taz.de -- Roboter gegen Menschen beim Sport: Laufen ohne Schnaufen
> In China sind Roboter einen Halbmarathon gegen Menschen gelaufen. Längst
> spielen sie auch Fußball oder fahren Ski. Noch sind sie oft unterlegen.
Bild: Hält schon ganz gut mit: Roboter „Tian Gong“ beim Halbmarathon
Roboter sind aus dem Alltag und vor allem der Industrie [1][kaum noch
wegzudenken]. Auch im Sport nehmen sie eine immer wichtigere Rolle ein.
Erstmals sind in China nun Roboter gegen Menschen einen Halbmarathon, also
21,0975 Kilometer, gelaufen.
Knapp 20 chinesische Unternehmen und Forschungseinrichtungen beteiligten
sich mit ihren humanoiden Modellen am Yizhuang Halbmarathon und am
gleichzeitig stattfindenden Humanoid Robot Half Marathon durch einen
Tech-Stadtteil der chinesischen Hauptstadt Peking. Die Roboter liefen auf
einer eigens für sie abgesperrten Strecke neben ihren menschlichen
Kollegen.
Die chinesischen Ingenieure dieser Humanoiden, also Roboter, die in Aufbau
und Bewegung dem menschlichen Körper nachempfunden sind, hatten ihre
Figuren mit Kopf, Rumpf und zwei Beinen sowie einer Größe zwischen 75 und
180 Zentimeter entwickelt. Die schwersten Roboter wogen bis zu 88 Kilo.
Auf einem AFP-Video sieht man, wie sie teils eigenständig gingen, teils von
einem nebenher gehenden Ingenieur gesteuert wurden, manche joggten gar.
Einige kippten immer wieder um.„Tiangong Ultra“ hat es als erster Roboter
über die Ziellinie geschafft – der zweite Roboter folgte erst knapp eine
Stunde danach. Sein Entwickler Tang Jian sagte in dem Video: „Es geht nicht
um die Schnelligkeit, sondern um die Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit
des Roboters.“ Man wolle sich auf eine künftige industrielle Anwendung
vorbereiten.
## PR für China
„Wenn unsere Roboter in der Industrie, im Handel oder im Alltag eingesetzt
werden, erwarten wir dauerhafte Leistungen ohne Ausfälle“, so Tang Jian.
Der Halbmarathon sei dafür ein extremer Test der Zuverlässigkeit und
Stabilität. China [2][ist auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz und
Robotik führend]. Einerseits ist der Roboter-Halbmarathon ein amüsantes
Ereignis, andererseits auch PR für China. Denn das Land will zeigen, wie
weit es in diesem Bereich im Vergleich zu anderen Ländern schon ist.
Wie Wen Wu-Tao, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sinologie der
Universität Trier, gegenüber der taz einordnet, seien sowohl Politik als
auch Gesellschaft maschinellen und humanoiden Robotern gegenüber positiv
eingestellt. „Es hat spätestens ein Umdenken gegeben, als [3][ein Roboter
einen Menschen bei dem Spiel AlphaGo] [4][besiegte].“ In Chinas
Industriepolitik, so der Wissenschaftler, sei Robotik ein wesentlicher
Erfolg.
## Kaum noch wegzudenken
Gesellschaftlich seien Roboter auch aus dem Alltag in China kaum noch
wegzudenken. „Roboter bereiten Kaffee am Flughafen zu, bringen Abendessen
aufs Hotelzimmer und vieles mehr. Warum sollen sie nicht auch einen
Halbmarathon laufen?“
Und längst gibt es auch Fußball und Basketball spielende oder Ski und
Rennen fahrende Roboter. Oder sie werden bei der Sportberichterstattung zur
Beschaffung von Hintergrundinformationen eingesetzt. Sie helfen den
Antidopingagenturen, zudem soll es Roboter geben, die als Schiedsrichter
eingesetzt werden.
## Mangel an Beweglichkeit und Ausdauer
Seit 1997 gibt es [5][die internationale Forschungsinitiative RoboCup].
Laut Website ist das Ziel des jährlichen Roboter-Wettbewerbs, mithilfe
einer der beliebtesten Sportarten der Welt, des Fußballs, „die Robotik und
KI zu fördern“. Aber es geht sportlich um noch viel mehr. „Das ultimative
Ziel von RoboCup ist es, humanoide Fußballroboter zu entwickeln, die ein
Fifa-Weltmeisterteam schlagen können“, sagte Gerhard Kraetzschmar, der
Vorsitzende von RoboCup, bereits vor neun Jahren. Dies wolle man bis zum
Jahr 2050 erreichen.
Mit dem Menschen beim Langstreckenlauf können es die Humanoiden noch nicht
aufnehmen. Mit 2:40:24 Stunden und damit rund eineinhalb Stunden später als
der Sieger aus Fleisch und Blut kam „Tiangong Ultra“ ins Ziel. Auch die
heutigen RoboCup-Roboter lassen darauf schließen, dass noch ein langer Weg
vor ihnen liegt. Denn ihnen mangelt es noch an Beweglichkeit, Wahrnehmung
oder Ausdauer eines Menschen.
Experten beklagen, dass sie durch ihre künstlichen Gliedmaßen nicht
flexibel genug seien, um etwa den Ball flüssig zu schießen. Hinzu komme,
dass die Codierung für Feldpositionierung und Strategie noch nicht
ausgereift sei. Einfacher dürfte es sein, einen Halbmarathon oder Marathon
laufenden Roboter zu entwickeln.
Neben mehreren Dutzend Robotern hatten sich nach Veranstalterangaben gut
10.000 Menschen zu dem besonderen Lauf angemeldet. Viele Läufer nahmen ihre
maschinellen Mitstreiter mit Humor und applaudierten ihnen. Der schnellste
Mensch schaffte die Strecke in einer Stunde, elf Minuten und 27 Sekunden.
23 Apr 2025
## LINKS
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[3] /Strategiespiel-Go/!5286243
[4] /Strategiespiel-Go/!5286243
[5] /Robotikforschung-in-Deutschland/!6020749
## AUTOREN
David Bieber
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